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Ich & Emma

Ich & Emma

Titel: Ich & Emma
Autoren: Elizabeth Flock
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Also, Emma kundschaftet ihn aus und stellt sicher, dass er zur Toilette neben dem Turnsaal geht. Forsyth, du musst mich holen, wenn Emma dir das Zeichen gibt.”
    Forsyth sieht verwirrt aus.
    “Ach so”, sage ich, “wir müssen uns ja erst auf ein Zeichen einigen.”
    “Wie wär’s, wenn ich rufe: ‘Meine Lieblingsfarbe ist blau’?” fragt Forsyth.
    “Das kann man doch nicht über den Flur brüllen”, spöttelt Emma. “Dann weiß er doch sofort, dass wir etwas aushecken.”
    Forsyth nickt.
    “Ich weiß was”, sage ich. “Emma kratzt sich am Kinn, wenn sie sieht, dass Sonny Mr. Stanley nach dem Schlüssel fragt. Dann renne ich schnell mit der Dose
Crisco
los, das ich unter meinem T-Shirt verstecke, und Forsyth, du beobachtest die Toilettentür, damit niemand drin ist, wenn ich komme.”
    “Warte! Wie willst du ohne Schlüssel in die Jungentoilette kommen?” fragt Emma. Da ist was dran.
    Ich denke kurz darüber nach.
    “Nun”, sage ich dann laut, aber ich habe noch keine Idee, wie ich den Satz beenden soll. Dann fällt mir etwas ein. “Ich weiß! Ich geh gleich nach Schulbeginn zur Toilette, wenn der Hausmeister sauber macht und die Tür offen lässt, damit alles trocknen kann! Ich drücke diesen Knopf im Türknauf, damit die Tür nicht verschließt, wenn er sie zumacht, und dann kann ich reinschlüpfen, wenn du sagst, dass er kommt!”
    Nun, das ist ein verdammt guter Plan. Idiotensicher. Emma und Forsyth sehen so aus, als wären sie meiner Meinung. Beide lächeln wie eine Katze, die gerade den Kanarienvogel verspeist hat.
    “Okay, wie bringen wir die anderen dazu, zur Toilette zu kommen?”
    Ich überlege wieder. Warum muss ich mir alles ausdenken?
    “Wie wäre das: Wir zählen bis zehn, dann erzählen wir allen um uns herum, dass es in der Jungentoilette kostenlose Süßigkeiten gibt.” Emma schreit geradezu, so aufgeregt ist sie. “Jeder liebt Süßigkeiten. Vor allem, wenn sie nichts kosten!”
    Das ist meine kleine Schwester. Ihr fällt immer was Tolles ein.
    “Das ist es”, sage ich, und zu Forsyth: “Vergiss nicht, morgen früh das
Crisco
mitzubringen!”
    “Werd ich nicht.” Sie lächelt zur Decke. “Morgen um diese Zeit wird Sonny Parker die Lachnummer der ganzen Schule sein.”
    Emma steht auf und reckt die Arme über den Kopf; nachdem sie sich so lange auf sie gestützt hat, sind sie wahrscheinlich steif. “Wir sollten besser nach Hause gehen, bevor Richard mit Nummer fünf beginnt.”
    “Schläfst du schon?” fragt Emma flüsternd, obwohl sie ganz genau weiß, dass ich nicht schlafe.
    “Nein.”
    “Glaubst du, dass es wirklich klappt?”
    “Na klar”, sage ich, aber ich habe immer wieder darüber nachgedacht und bin mir keineswegs so sicher.
    “Und was, wenn er gar nicht aufs Klo muss?”
    “Irgendwann wird er schon müssen”, sage ich. “Und wenn nicht nach der zweiten Stunde, dann verschieben wir’s eben bis nach der vierten.”
    “Meinst du?”
    “Es ist wirklich idiotensicher.”
    “Du hast Recht.” Sie gähnt. “Idiotensicher.”
    Ich erinnere mich nicht mehr, dass ich eingeschlafen bin, aber das muss ich, denn als Nächstes höre ich, wie Mama uns vom Treppenabsatz aus ruft: “Aufstehen!” Sie scheint guter Stimmung zu sein, aber genau werden wir es erst wissen, wenn wir nach unten gehen und nachsehen, was in der Küche auf uns wartet. Wenn die Müslischalen bereits auf dem Tisch stehen, ist alles gut. Oft aber sagt sie auch: “Wozu hat man denn selbst Hände?” Und manchmal ist sie überhaupt nicht da … sondern schläft noch. Aber heute ist ein Müslischalen-auf-dem-Tisch-Tag. Puh. Ein Problem weniger, über das ich mir Gedanken machen muss.
    Wir fahren mit dem Bus zur Schule, und darüber gibt es nicht viel zu erzählen, außer, dass Patty Lettigo (die von allen Patty Let-Me-Go genannt wird und immer wegrennt, als würde sie ihren Spitznamen wörtlich nehmen) uns anglotzt, als wir im Bus nach hinten laufen, wo es zwei freie Plätze gibt. Petty Lettigo glotzt immer. Das ist ihr Job oder so.
    In meinem Bauch sitzt ein Klumpen. Emma presst ihre Bücher fest an die Brust, und deswegen könnte ich wetten, dass sie mindestens so nervös ist wie ich.
    “Denk dran”, flüstere ich ihr ins Ohr, nur für den Fall, dass uns jemand trotz des lauten Motors zuhören könnte, “sobald du Forsyth siehst, holst du von ihr das Crisco und bringst es mir.”
    “Gut, gut, hör auf, mich ständig daran zu erinnern”, zischt sie mich an.
    “Ich mein doch
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