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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende
Autoren: Richard Matheson
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für ihre Henker.
    Nun lagen die sieben Vampire zusammengekrümmt und still in den Lachen ihres gestohlenen Blutes. Die Scheinwerfer wanderten über die Straße und zerrissen die Dunkelheit. Neville wandte den Kopf ab, als ein blendender Strahl über die Front seines Hauses fiel. Als er vorbei war, schaute er wieder hinaus.
    Ein triumphierender Schrei erschallte. Nevilles Blick folgte den Scheinwerfern.
    Er erstarrte.
    Cortman war auf dem Dach des Hauses unmittelbar auf der anderen Straßenseite. Er kämpfte sich, dicht an die Schindeln gedrückt, zum Kamin hoch.
    Plötzlich wurde Neville klar, dass Cortman sich die meiste Zeit in diesem Kamin versteckt gehabt hatte. Er presste die Lippen zusammen. Wieso hatte er nicht sorgfältiger nachgesehen? Er kam nicht gegen die Übelkeit an, die ihm bei dem Gedanken hochstieg, dass Cortman von diesen brutalen Fremden niedergemetzelt werden sollte. Natürlich war diese Einstellung etwas merkwürdig, aber es gefiel ihm eben nicht. Nicht sie durften Hand an Cortman legen.
    Aber er konnte nichts dagegen tun.
    Gequält musste er zusehen, wie alle Scheinwerfer sich auf Cortman vereinten. Er beobachtete, wie Cortmans Hände nach dem nächsten Halt griffen. So langsam waren seine Bewegungen, als hätte er alle Zeit der Welt. Beeil dich doch! Neville zappelte fast vor Nervosität. Warum war er nur so langsam?!
    Von den schwarz Gekleideten kam kein Laut. Sie befahlen Cortman nicht, sich zu ergeben. Sie hoben lediglich ihre Gewehre, und Schüsse knallten.
    Neville war, als drängten die Kugeln in sein eigenes Fleisch. Bei jedem Einschlag zuckte er genau wie Cortman zusammen.
    Aber immer noch kroch Cortman weiter hoch. Neville sah sein weißes Gesicht und die zusammengebissenen Zähne. Das ist das Ende von Oliver Hardy, dachte er. Das Ende aller Komik und allen Lachens. Er hörte die weiteren Schüsse nicht mehr, er spürte nicht einmal die Tränen, die ihm über die Wangen rannen. Seine Augen hingen an der unförmigen Gestalt seines alten Freundes, der sich Zentimeter um Zentimeter das grell beleuchtete Dach hocharbeitete.
    Jetzt hob Cortman sich auf die Knie und griff mit zittrigen Fingern nach dem Rand des Kamins. Der Körper zuckte, als ihn weitere Kugeln trafen. Seine dunklen Augen starrten in die blendenden Scheinwerfer. Seine Lippen waren zu einem lautlosen Knurren über die Zähne zurückgezogen.
    Dann stand er aufrecht neben dem Kamin. Nevilles Gesicht war weiß und angespannt, als er zusah, wie Cortman das rechte Bein hob.
    Da spickte das ratternde Maschinengewehr Cortman mit Blei. Einen Moment lang blieb Cortman unter dem heftigen Beschuss aufrecht stehen. Die zitternden Hände hatte er über den Kopf gehoben, und sein weißes Gesicht war in berserkerhafter Wut herausfordernd verzerrt.
    »Ben«, murmelte Neville krächzend.
    Cortman sackte zusammen. Er rutschte und rollte langsam das schräge Schindeldach herunter und stürzte schließlich ins Nichts. In der plötzlichen Stille hörte Neville, wie er drüben auf der anderen Straßenseite aufschlug. Mit zugeschnürter Kehle sah er zu, wie die schwarz Gekleideten mit ihren Piken auf den sich windenden Körper zurannten.
    Neville presste die Lider zusammen und bohrte erneut die Nägel tief in die Handflächen.
    Als er die Schritte schwerer Stiefel hörte, öffnete er die Augen wieder. Er wich in die Mitte des dunklen Zimmers zurück und wartete auf ihre Aufforderung herauszukommen. Völlig starr blieb er stehen. Ich werde nicht kämpfen, sagte er sich fest. Obwohl er kämpfen wollte, obwohl er die schwarzen Männer mit ihren Gewehren und blutbesudelten Piken bereits zutiefst hasste.
    Aber er würde nicht kämpfen. Er hatte seine Entscheidung nach reiflicher Überlegung getroffen. Die anderen taten, was sie tun mussten, wenn auch, wie es jetzt aussah, mit unnötiger Gewalttätigkeit und sichtlichem Vergnügen. Er hatte ihresgleichen getötet, und sie mussten ihn gefangen nehmen und sich selbst retten. Er würde sich nicht wehren. Wenn sie ihn riefen, würde er hinausgehen und sich ergeben, so hatte er es beschlossen.
    Aber sie riefen ihn nicht. Neville zuckte zusammen und atmete keuchend, als die Axt tief in die Haustür drang. Zitternd blieb er im dunklen Wohnzimmer stehen. Warum machten sie das? Warum forderten sie ihn nicht auf, sich zu ergeben? Er war doch schließlich kein Vampir, er war ein Mensch wie sie! Warum machten sie das?
    Er wirbelte herum und starrte in die Küche. Sie hieben mit ihren Äxten auch auf die mit
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