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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende
Autoren: Richard Matheson
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Brettern verschlagene Hintertür ein. Er machte einen nervösen Schritt zur Diele. Sein Blick huschte verängstigt von der Hintertür zur vorderen Haustür. Sein Herz pochte wie wahnsinnig. Er verstand es nicht. Nein, er verstand es nicht.
    Erschrocken sprang er in die Diele, als das Haus von einem Schuss widerhallte. Die Männer versuchten, das Schloss der Haustür herauszuschießen! Ein weiterer Schuss dröhnte in seinen Ohren.
    Plötzlich wurde es ihm klar. Sie dachten gar nicht daran, ihn vor Gericht zu stellen, ihn der Gerechtigkeit ihrer neuen Gesellschaft zu überantworten. Sie wollten ihn einfach abknallen!
    Verängstigt vor sich hinmurmelnd, rannte er ins Schlafzimmer. Mit zitternden Händen suchte er im Wäscheschrank nach den zwei Pistolen.
    Seine Knie waren weich wie Gummi, als er sich mit den Waffen aufrichtete. Aber was war, wenn sie ihn doch nur gefangen nehmen wollten? Auf ihre böse Absicht schloss er ja lediglich, weil sie ihn nicht zur Übergabe aufgefordert hatten. Doch vielleicht dachten sie, er sei gar nicht im Haus, weil ja kein Licht brannte.
    Er wusste wirklich nicht, was er tun sollte, als er so am ganzen Körper bebend im dunklen Schlafzimmer stand. Die Angst würgte in seiner Kehle. Warum hatte er sich nicht in Sicherheit gebracht? Warum hatte er nicht auf Ruth gehört und war in die Berge geflohen? Narr, der er war!
    Eine seiner Pistolen entglitt den schlaffen Fingern, als die Haustür nachgab. Schwere Schritte polterten ins Wohnzimmer. Robert Neville wich ins Schlafzimmer zurück. Die ihm gebliebene Pistole hielt er mit blutleeren starren Fingern ausgestreckt. Ohne Kampf würde er sich nicht von ihnen töten lassen!
    Er keuchte, als er mit dem Rücken schmerzhaft gegen die Werkbank stieß. Angespannt blieb er stehen. Im Wohnzimmer sagte jemand etwas, das er nicht verstehen konnte, und dann leuchtete eine Taschenlampe in die Diele. Neville hielt den Atem an. Er spürte, wie das Zimmer sich um ihn drehte. Das also ist das Ende. Das war das Einzige, was er denken konnte. Das also ist das Ende!
    Schwere Stiefel stapften in die Diele. Nevilles Finger verkrampften sich um die Pistole, und er starrte mit vor Furcht wildem Blick auf die Tür.
    Zwei Männer kamen herein.
    Ihr Taschenlampenschein wanderte durch das Schlafzimmer und fiel auf sein Gesicht. Abrupt wichen die Männer zurück.
    »Er hat eine Waffe!«, brüllte einer und schoss seinen Revolver ab.
    Neville hörte die Kugel über seinem Kopf in die Wand einschlagen. Und dann knallte die Pistole in seiner Hand, und das Mündungsfeuer blendete ihn immer wieder. Er zielte auf keinen von ihnen, er drückte nur rein automatisch ab. Einer der Männer schrie schmerzerfüllt auf.
    Da spürte Neville einen heftigen Schlag auf der Brust. Er taumelte zurück und ein brennender Schmerz schien in ihm zu explodieren. Er feuerte noch einmal, dann brach er in die Knie, und die Pistole fiel aus seiner Hand.
    »Du hast ihn erwischt!«, hörte er jemanden schreien, als er auf dem Gesicht aufschlug. Er versuchte, nach der Pistole zu greifen, aber ein dunkler Stiefel trampelte auf seine Hand und zermalmte sie. Mit einem würgenden Laut zog Neville die Hand zurück und starrte mit vor Schmerz glasigen Augen auf den Boden.
    Grobe Hände schoben sich unter seine Achselhöhlen und zerrten ihn hoch. Er fragte sich, wann sie wieder schießen würden. Virginia, dachte er, Virginia, ich komme jetzt zu dir. Der Schmerz in der Brust war, als gösse man geschmolzenes Blei aus großer Höhe auf ihn herab. Er spürte und hörte seine Stiefelspitzen über den Boden scharren und wartete auf den Tod. Ich möchte in meinem eigenen Haus sterben, wünschte er sich. Er wehrte sich schwach, aber sie achteten gar nicht darauf. Glühender Schmerz stieß seine Sägezähne durch seine Brust, als sie ihn durchs Wohnzimmer schleiften.
    »Nein!«, ächzte er. »Nein!«
    Und dann wallte der Schmerz von der Brust hoch und drang wie eine Dornenkeule in sein Gehirn. Alles drehte sich und wirbelte ihn in die Schwärze.
    »Virginia!«, flüsterte er heiser.
    Die schwarz Gekleideten zerrten seinen reglosen Körper aus dem Haus hinaus in die Nacht und in eine Welt, die die ihre war, nicht mehr seine.

21
    Ein leises Rascheln drang an sein Ohr. Robert Neville hustete schwach, dann verzog er bei dem Schmerz in der Brust das Gesicht. Ein Stöhnen drang über seine Lippen, und er drehte ganz leicht den Kopf auf dem flachen Kissen. Das Rascheln wurde stärker und zu einem dumpfen Geräuschbrei.
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