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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende
Autoren: Richard Matheson
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Kopf sank in das Kissen zurück.
    »Danke«, murmelte er.
    Sie blieb am Bettrand sitzen und blickte mit einer seltsamen Mischung aus Mitleid und Selbstbewusstsein auf ihn herunter. Sie hatte ihr rötliches Haar zu einem Nackenknoten gesteckt. Sie sah ungemein gesund und selbstsicher aus.
    »Du hast mir wohl doch nicht geglaubt?«, fragte sie.
    Ein kurzer Hustenanfall pustete seine Wangen auf. Er öffnete den Mund und sog die feuchte Morgenluft ein.
    »Ich ... ich habe dir geglaubt.«
    »Warum bist du dann nicht fort?«
    Er wollte antworten, doch die Worte lösten sich nicht. Er schluckte krampfhaft und atmete noch einmal schmerzhaft ein.
    »Ich - konnte nicht«, murmelte er. »Mehrere Male versuchte ich es. Einmal hatte ich sogar schon alles gepackt - und war aufgebrochen. Aber ich ... ich konnte nicht weg. Ich war so ans Haus gewöhnt. Es war eine Gewohnheit, genau ... genau wie die Gewohnheit zu leben. Ich konnte nicht fort.«
    Ihr Blick wanderte langsam über sein schweißbedecktes Gesicht. Sie presste die Lippen zusammen und tupfte ihm die Stirn trocken.
    »Jetzt ist es zu spät«, sagte sie. »Das weißt du doch?«
    Etwas klickte in seiner Kehle, als er schluckte.
    »Ja«, antwortete er nur.
    Er versuchte zu lächeln, doch seine Lippen zuckten bloß.
    »Warum hast du gegen sie gekämpft?«, fragte sie. »Sie hatten den Befehl, dich unversehrt hierherzubringen. Wenn du nicht auf sie geschossen hättest, hätten sie dir nichts getan.«
    Seine Kehle schnürte sich zusammen.
    »Welchen Unterschied macht es schon ...?«, krächzte er. Er schloss die Augen und biss die Zähne zusammen, um den Schmerz zurückzudrängen.
    Als er die Lider wieder hob, saß sie noch ruhig neben ihm. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert.
    Sein Lächeln war schwach und gequält.
    »Eine - eine feine Gesellschaft habt ihr da«, keuchte er. »Wer sind diese - diese Gangster, die mich holen kamen? Eure Hüter des Rechtes?«
    Ihr Gesicht blieb unbewegt. Sie hat sich verändert, dachte er plötzlich.
    »Eine neue Gesellschaft ist immer primitiv«, antwortete sie. »Das müsstest du schließlich wissen. In gewisser Weise sind wir Revolutionäre, die mit Gewalt die Macht übernehmen. Das ist unvermeidlich. Gewalttätigkeit ist dir doch nicht fremd. Du hast selbst getötet - viele Male.«
    »Nur um - zu überleben.«
    »Genau aus dem gleichen Grund töten auch wir«, sagte sie ruhig. »Um zu überleben. Wir können die Existenz der Untoten neben den Lebenden nicht zulassen. Ihre Gehirne sind geschädigt, sie existieren nur noch zu einem einzigen Zweck. Sie müssen ausgerottet werden. Du, als einer, der sowohl die Toten als auch die Lebenden getötet hat, müsstest das ja wissen.«
    Der tiefe Atem, den er holte, drohte seine Brust zu zerreißen. Er schauderte, und seine Augen waren von unerträglichem Schmerz geweitet. Es muss bald zu Ende gehen, dachte er. Lange halte ich das nicht mehr aus. Nein, der Tod ängstigte ihn nicht. Er verstand ihn zwar nicht, fürchtete ihn aber auch nicht.
    Der wallende Schmerz klang ab, und die Schleier lösten sich vor seinen Augen. Er blickte in ihr ruhiges Gesicht.
    »Du hast - natürlich recht«, murmelte er. »Aber du hast ihre - Gesichter nicht gesehen - als sie töteten.« Er würgte qualvoll. »Mordlust. Unverkennbare Mordlust!«
    Ihr Lächeln war dünn und ungerührt. Sie hat sich geändert, dachte er wieder, völlig geändert.
    »Hast du denn je dein Gesicht gesehen, wenn du getötet hast?«, fragte sie. Sie tupfte ihm die Stirn trocken. »Ich habe es gesehen, erinnerst du dich? Es war erschreckend! Dabei hast du nicht einmal getötet, sondern lediglich mich gejagt.«
    Er schloss die Augen. Warum höre ich ihr überhaupt zu?, fragte er sich. Sie hat sich hirnlos zu dieser neuen Gewalt bekehren lassen!
    »Vielleicht hast du tatsächlich selbstzufriedene Freude in ihren Gesichtern gelesen«, sagte sie. »Das wäre nicht überraschend. Sie sind jung. Und sie sind Killer - beauftragte, legale Killer. Sie werden, weil sie es sind, geachtet, ja bewundert. Was kannst du also von ihnen erwarten? Sie sind auch nur Menschen, mit allen Fehlern und Schwächen. Und Menschen können sehr leicht Freude am Töten empfinden, das ist nichts Neues, Robert. Das weißt du genau.«
    Er blickte zu ihr hoch. Ihr Lächeln war das knappe gezwungene Lächeln einer Frau, die um ihrer neuen Anschauungen willen versucht zu vergessen, dass sie Frau ist.
    »Robert Neville«, murmelte sie, »der Letzte der alten Rasse.«
    Sein
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