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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Lautsprecher. Er wehrte sich mit aller Kraft gegen die Störung. Nein, nicht – lasst mich in Ruhe. Lasst mich schlafen. Und dann gab es nur noch den Schmerz.
     
    Insel South Georgia
    30. Juli, 12.20 Uhr
    Palmer Lloyd lag in einem Holzbett in der Krankenbaracke der britischen Forschungsstation. Er starrte auf die Platten an der Decke – auf die verwirrende Maserung, deren Kurven und Bögen sein Blick während der letzten drei Tage unzählige Male nachgespürt hatte. Der Geruch des kalt gewordenen Lunchs auf dem Nachttisch stieg ihm in die Nase. Draußen vor dem winzigen Fenster mit Sicht auf blaue Schneefelder, blaue Berge und blaue Gletscher hörte er den Wind wispern. Drei Tage waren nun seit ihrer Rettung vergangen. So viele waren nicht mehr bei ihnen – mit der Rolvaag untergegangen, auf den Rettungsbooten gestorben, auf der Eisinsel erfroren. »Doch einer aus ihrer Crew konnte überleben, mit Fünfundsiebzig haben sie ihn der See übergeben ...« Das alte Matrosenlied aus der Schatzinsel rotierte in seinem Kopf – seit Tagen ging es ihm nicht mehr aus dem Sinn, seit er in diesem Bett aus der Bewusstlosigkeit erwacht war. Er hatte überlebt. Morgen würde ihn ein Hubschrauber auf die Falklands bringen, und von dort würde er nach New York zurückkehren. Flüchtig ging es ihm durch den Sinn, wie wohl die Medien auf ihr Abenteuer reagieren würden. Aber im Grunde war ihm das egal. So vieles, was früher für ihn eine Rolle gespielt hatte, war jetzt völlig unwichtig geworden. Seine Träume waren ausgeträumt – der Traum von seinem Museum, der Traum von geschäftlichem Erfolg, der Traum, sich um die Wissenschaft verdient zu machen. Es waren Träume von gestern, er hatte sie mit dem Meteoriten auf dem Grund des antarktischen Meeres begraben. Er sehnte nur noch den Tag herbei, an dem er sich auf seine Farm zurückziehen konnte, in die Abgeschiedenheit im Norden des Bundesstaates New York. Er würde sich einen steifen Martini mixen, im Schaukelstuhl auf der Veranda sitzen und zusehen, wie das Wild von den Äpfeln in seinem Obstgarten naschte. Eine Krankenschwester kam herein, räumte das alte Tablett weg und stellte ihm ein neues hin. Er schüttelte den Kopf, aber sie sagte bestimmt: »Guter Mann, das gehört zu meinen Pflichten.« In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. McFarlane trat ein. Seine linke Hand und ein Teil seines Gesichts waren bandagiert, er trug eine dunkle Sonnenbrille und schien alle Mühe zu haben, sich auf den Beinen zu halten. Er sah schrecklich elend aus. Er setzte sich auf den knarrenden Klappstuhl, so ziemlich das einzige Möbelstück, für das in dem kleinen Zimmer noch Platz blieb. Lloyd war überrascht, McFarlane zu sehen. Er hatte ihn während der letzten drei Tage nicht zu Gesicht bekommen und angenommen, der junge Wissenschaftler wolle nichts mehr von ihm wissen. Es gab ohnehin kaum noch jemanden, der etwas mit ihm zu tun haben wollte. Nur Howell hatte sich einmal kurz blicken lassen, allerdings nur, weil er auf einigen Papieren Lloyds Unterschrift brauchte. Sie hassten ihn. Sie ließen ihn alle links liegen. Lloyd hatte gedacht, McFarlane wolle abwarten, bis die Schwester das Zimmer verließ, aber er saß auch noch, nachdem die Tür hinter ihr zugefallen war, lange stumm da – sehr lange sogar. Und dann nahm er endlich die dunkle Sonnenbrille ab und beugte sich vor. Sein Anblick erschreckte Lloyd. Es kam ihm beinahe so vor, als würden McFarlanes Augen im Fieberwahn glühen. Sie waren rot und geschwollen, mit tiefen Ringen umgeben. Überhaupt machte der Mann einen ungepflegten Eindruck: ungewaschen, unrasiert und ungekämmt. Amiras Tod und der Verlust des Meteoriten hatten ihn wohl hart getroffen. »Hören Sie«, sagte er, »Ich muss Ihnen was erzählen.« Lloyd wartete. McFarlane beugte sich noch weiter zu ihm hinüber und brachte den Mund nahe an Lloyds Ohr heran. »Die Rolvaag ist 61°32’14" Süd, 59°30’10" West gesunken.« »Bitte, Sam, reden wir nicht davon. Nicht jetzt.« »Doch, jetzt!«, erwiderte McFarlane unerwartet heftig. Er griff in die Tasche und nahm eine Diskette heraus. »Auf dieser Diskette ...« Lloyd wandte den Kopf ab und starrte auf die Furnierplatten der Zimmerdecke. »Sam, es ist vorüber. Der Meteorit ist untergegangen. Geben Sie’s auf.« »Auf dieser Diskette befinden sich die letzten Daten über ihn, die wir gesammelt haben. Ich habe Rachel etwas versprochen. Und jetzt habe ich die Daten genau studiert.« Lloyd fühlte sich müde, unsagbar
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