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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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nachgezogen hatte, lockerten sich wieder. Er blinzelte angestrengt ins Halbdunkel. Und da sah er, dass er Garza Unrecht getan hatte. Garza hatte es versucht. Der stählerne Sperrkopf der Ratsche war abgesprengt worden, folglich war der Gang des Hilfsmotors bei der ersten stärkeren Belastung herausgesprungen. So wie es aussah, konnte er den Hilfsmotor also vergessen.
    Als das Schiff sich anschickte, den nächsten Wellenkamm zu erklimmen, hörte er von oben eine Stimme, die nach ihm rief. Er tauchte unter dem Sicherungsnetz hervor und starrte zum Laufsteg hinauf. Sally Britton. Sie setzte ihre Schritte auf dem schmalen Laufsteg mit einer natürlichen Würde, die ihn schon bei ihrer ersten Begegnung überaus beeindruckt hatte. Es gab eine Art Anmut, die man nicht erlernen konnte. Sie musste einem angeboren und in Jahren und Jahrzehnten in Fleisch und Blut übergegangen sein. Er merkte, dass sein Herz schneller schlug. Sally hatte es sich anders überlegt, sie wollte doch auf dem Schiff ausharren. »Eli!«, rief sie ihm zu, »das Schiff wird jeden Augenblick auseinander brechen!« Eine Welle jäher Enttäuschung durchflutete ihn. Sie hatte ihre Meinung nicht geändert. In dem Fall hielt ihr unerwarteter Besuch ihn nur von der Arbeit ab. Er wandte sich wieder der Halterung des Meteoriten zu. Und plötzlich war es ihm klar: Er musste den Bolzen anziehen, der genau über der Mitte der oberen Rundung saß. Sobald der wieder festen Halt gab, konnte der Meteorit sich nicht mehr verschieben, egal, wie stark das Schiff schlingerte. Dazu musste er freilich die Plastikplane ein Stück aufschneiden, etwa zehn, zwölf Zentimeter, aber das war ja schnell getan. Er benutzte die nächste Kette als Trittleiter und kletterte nach oben. »Eli – bitte! Für uns liegt ein Rettungsboot bereit. Lassen Sie den Koloss, wie er ist, und kommen Sie mit!« Glinn kletterte weiter, Puppup folgte ihm mit dem Werkzeugkasten. Er hatte jetzt keine Zeit für nutzlose Diskussionen, er musste sich auf seine Arbeit konzentrieren. Als er bei der oberen Rundung des Meteoriten angekommen war, sah er zu seiner Überraschung, dass die Plastikplane bereits aufgeschnitten war. Genau an der richtigen Stelle, er konnte den Kettenbolzen sehen. Und der Bolzen saß tatsächlich locker, genau wie er vermutet hatte. Während das Schiff sich langsam aus einem Wellental nach oben hob, setzte er den Schraubenschlüssel auf den Mutterbolzen, hielt ihn mit einem zweiten Schraubenschlüssel fest und wollte anfangen die Schraubverbindung festzuziehen. Es bewegte sich nichts. Der Bolzen saß wie festgebacken auf dem Schraubgewinde. Er hatte nicht bedacht – weil er es sich schlichtweg nicht vorstellen konnte –, was für ein ungeheurer Druck auf der Schraubverbindung lastete. »Halten Sie den Schraubenschlüssel fest«, sagte er zu Puppup. Der alte Mann streckte den schmächtigen Arm aus. Das Schiff geriet in eine bedrohliche Schräglage. »Kommen Sie mit mir zur Brücke, Eli!«, rief Britton. »Vielleicht ist es noch nicht zu spät, die Fallklappe auszulösen. Das könnte uns beiden das Leben retten.« Während er versuchte, den Bolzen zu lockern, sah Glinn einen Augenblick lang zu ihr hoch. Er hörte kein flehentliches Bitten aus ihren Worten heraus, betteln war nicht Sallys Art. Sie appellierte an seine Vernunft. Und genau das konnte er nicht ertragen. »Sally, die Einzigen, die sterben werden, sind diese Idioten in den Rettungsbooten. Wenn Sie auf mich hören und auf dem Schiff bleiben, werden wir beide überleben.« Kniend, weit nach vorn gebeugt, versuchte er weiter, den Bolzen zu lockern. Irgendjemand hatte es schon vor ihm probiert, das sah er deutlich an den frischen Schleifspuren. Als die Rolvaag von der nächsten Welle hochgerissen wurde, musste er beide Füße fest in die Kettenglieder stemmen, um Halt zu haben. Als das Schlimmste vorbei war, versuchte er wieder mit aller Kraft, die Schraubverbindung zu lockern. Vergeblich. Und wieder kippte das Schiff seitlich weg. Britton musste jetzt laut schreien, um das Ächzen des Schiffsrumpfes zu übertönen. »Eli, dieses Dinner mit Ihnen ... ich hätte mich so darauf gefreut. Ich verstehe nicht sonderlich viel von Poesie, aber das Wenige, was ich darüber weiß, hätte ich gern mit Ihnen geteilt. Sie ahnen ja gar nicht, wie gern.« Ein Beben lief durch den Meteoriten, Glinn musste sich mit beiden Händen festkrallen, als sich der rote Koloss – dem Neigungswinkel des Schiffs folgend – seitlich verschob. »Und ich
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