Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
Stille. »Glinn, Sie verdammter Narr, diesmal haben Sie Unrecht!«, schrie Lloyd, sichtlich von den Ängsten gezeichnet, die er während der letzten Sekunden ausgestanden hatte. »Na los, legen Sie endlich den Hebel um – machen Sie schon!« Die Art, wie Glinn ihn anlächelte, erinnerte ein wenig an hämisches Grinsen. »Tut mir Leid, Mr. Lloyd. Ich bin nun mal der Einzige, der die Codes kennt, und ich habe mir vorgenommen, Ihren Meteoriten auch diesmal zu retten – wenn es sein muss, sogar gegen Ihren Willen.« Lloyd stürzte sich mit einem Schrei auf Glinn. Aber der EES-Chef wich ihm geschmeidig aus und warf ihn mit einem blitzschnellen Handkantenschlag zu Boden. »Mr. Howell«, rief Britton, »alle Männer zu den Sammelpunkten, wir geben das Schiff auf.« Glinn sah sie ungläubig an, seine Pupillen verengten sich, aber er sagte nichts. Howell starrte Glinn finster an. »Ihretwegen müssen wir jetzt bei diesem Sturm in die Rettungsboote steigen, Sie Vollidiot. Damit haben Sie das Todesurteil über uns gesprochen.« »Ich glaube eher, ich bin der Einzige auf dieser Brücke, der hier einen kühlen Kopf behält«, erwiderte Glinn ungerührt. Lloyd stemmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hoch, versuchte, wieder auf die Beine zu kommen und würdigte Glinn, als er es schließlich geschafft hatte, keines Blickes mehr.
    Glinn drehte sich um und verließ wortlos die Brücke. »Mr. Howell«, wandte sich Britton an den Ersten Offizier, »setzen Sie auf 406 MHz ein SOS ab. Und sorgen Sie dafür, dass alle Männer die Boote besteigen.« An der Tür der Brücke blieb sie noch einmal stehen. »Falls ich in fünf Minuten nicht wieder da bin, gehen Sie davon aus, dass Sie die Pflichten des Kapitäns übernehmen müssen.«
     
    Rolvaag
    19.35 Uhr
    Eli Glinn stand auf dem eisernen Laufsteg Nummer drei hoch über dem Zentraltank. Er hörte hinter sich ein knirschendes Geräusch: Puppup verriegelte das Schott, das den Tunnel vom Laufsteg trennte. Irgendwie fühlte er sich dem Yaghan gegenüber zu Dankbarkeit verpflichtet. Puppup war ihm als Einziger treu ergeben, während alle anderen, selbst Sally, ihn bitter enttäuscht hatten. Er war nach der Hysterie auf der Brücke innerlich aufgewühlt. Sie hätten mehr Vertrauen zu ihm haben müssen, schließlich hatten sich die Dinge durch seine Entscheidung jedes Mal zum Guten gewendet. Draußen gellte ein Alarmhorn, das Echo hallte im Bauch des Schiffes wider. Ein unangenehmes, beinahe unheimliches Geräusch. In den kommenden Stunden würde die raue See viele Männer verschlingen. Was völlig unnötig war, denn die stolze Rolvaag würde überleben, dessen war er sich sicher. Und nicht nur sie, auch die Fracht, die sie geladen hatte. Und alle, die an Bord ausharrten. Im Morgengrauen, wenn der Sturm nur noch eine böse Erinnerung war, würden sie irgendwo auf die Schlepper treffen, die South Georgia ihnen schickte, und ein paar Tage später würde die Rolvaag mit dem Meteoriten nach New York zurückkehren. Jammerschade, dass dann so viele von ihnen nicht mehr dabei waren. Sally Britton ging ihm nicht aus dem Sinn. Eine beeindruckende, eine wundervolle Frau. Dass sie am Schluss kein Vertrauen mehr zu ihm gehabt hatte, stimmte ihn traurig. Er würde nie wieder so eine Frau finden, das wusste er. Aber alles, was er jetzt noch für sie tun konnte, war, ihr Schiff zu retten. So etwas wie eine persönliche Beziehung war nach dem heutigen Tag undenkbar geworden. Er lehnte sich an die Längswand des Tankraums. Merkwürdig, wie lange es dauerte, bis sein Atem wieder ruhig ging. Als die Rolvaag seitlich wegkippte, klammerte er sich schnell an der Reling des Laufstegs fest. Zugegeben, diesmal war der Neigungswinkel enorm groß, aber er lag immer noch unter den kritischen fünfunddreißig Grad. Tief unten – wo der Meteorit in seiner Halterung ruhte – hörte er ein metallisches Klirren und Sirren, das ihn irgendwie an zorniges Aufbegehren erinnerte. Schließlich richtete das Schiff sich ächzend wieder gerade. Eine Tragödie, dass sie ihm nach allem, was er für sie getan hatte, nach all den Erfolgen, deren geistiger Vater er gewesen war, auf einmal nicht mehr vertrauten – gerade jetzt, in der entscheidenden Schlussphase der Expedition. Alle stellten sich gegen ihn. Alle, bis auf Puppup. Er sah den alten Mann dankbar an. »Woll’n wir da runter, Chef?« Glinn nickte. »Ich brauche Ihre Hilfe.« »Na klar, darum bin ich ja da.« Sie gingen bis ans Ende des Laufstegs. Dort unten lag er, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher