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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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einzustreichen. Masangkay atmete tief durch. Jetzt bloß nicht verrückt spielen. Er ging zu dem Findling zurück, fingerte unter dem Bauch des ersten Maulesels herum und förderte das Hanfseil und die Diamantenschlinge zu Tage. Dann öffnete er einen der Tragekästen, zog den wasserdichten Sack heraus und entnahm ihm sechs Aluminiumzylinder, das Keyboard und den Monitor eines Computers, einen Lederriemen, zwei Metallkugeln und eine Nickel-Kadmium-Batterie. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und fing an, seine Ausrüstung an einer fünf Meter langen, links und rechts mit kugelförmigen Enden versehenen Aluminiumstange zu befestigen. Den Bildschirm hängte er, nachdem er die Batterie eingelegt hatte, in der Mitte auf. Und damit konnte er sich dem Glanzstück seiner Ausrüstung zuwenden: Hightech vom Feinsten, das in dieser Einöde wie ein Anachronismus wirkte. Es war ein elektromagnetisches Spektrometer zur tomographischen Aufzeichnung von Messwerten – über fünfzigtausend Dollar wert, zehntausend bar auf die Hand, den Rest in Raten. Womit er sich angesichts seiner anderen Schulden und Verbindlichkeiten schwer genug tat. Falls das Projekt allerdings so viel Gewinn abwarf, wie er hoffte, konnte er alle Schulden begleichen, sogar die bei seinem alten Partner.
    Er schaltete das Messgerät ein, wartete, bis es warm war, rückte den Bildschirm zurecht, fasste den Aluminiumstab am Griff, hob ihn hoch und legte ihn sich wie ein Hochseilartist die Balancierstange in den Nacken, weil er so die Last am besten verteilen konnte. Mit der freien Hand überprüfte er die Anordnung der Geräte, kalibrierte sie, stellte alle Anzeigen auf null und ging, den Blick auf den Monitor gerichtet, mit ruhigen, stetigen Schritten los. Nebel kam auf, am Himmel ballten sich dunkle Wolken. Etwa in der Mitte der Ebene machte er abrupt Halt und starrte verblüfft auf die Anzeige. Er verstellte ein paar Justierknöpfe. Dann ging er weiter, um aber gleich wieder stehen zu bleiben. Er zog die Stirn kraus. Fluchend schaltete er das Gerät ab, kehrte zum Ausgangspunkt zurück, stellte noch einmal sämtliche Geräte auf null und startete – diesmal im rechten Winkel zur bisherigen Bewegungsrichtung – den nächsten Versuch. Es dauerte freilich nicht lange, bis er abermals anhielt. Aus seiner Verblüffung war ungläubiges Staunen geworden. Er markierte die Stelle durch zwei übereinander gelegte Steine, durchquerte die Ebene der Breite nach und machte, nun sichtlich von Ungeduld getrieben, kehrt. Weicher Regen lief ihm über Gesicht und Schultern, doch das scherte ihn nicht. Er betätigte die Druckertaste, aus dem Computer kroch langsam ein schmaler Papierstreifen. Masangkay hielt ihn sich dicht vors Gesicht, der Nieselregen verwischte schon die Tinte. Sein Atem ging schneller. Zunächst glaubte er an einen Messfehler, aber er sah es ja schwarz auf weiß vor sich: drei Messungen mit identischen Werten. Er wiederholte die letzte Messung, druckte das Ergebnis aus, überprüfte es, zerknüllte den Ausdruck und steckte ihn in die Jackentasche. Nach der vierten Messung fing er an, unzusammenhängendes Zeug vor sich hin zu brabbeln, hastig und monoton. Er rannte zu den Mauleseln, setzte das Spektrometer auf dem wasserdichten Sack ab und öffnete mit fliegenden Fingern das Packzeug des zweiten Esels. In seiner Hast riss er einen der beiden Tragekästen herunter, der Deckel klappte auf, Spitzhacken, Schaufeln, Probenhämmer, ein großer Bohrer und ein Bündel Dynamitstangen fielen heraus. Er griff zur Spitzhacke, brach mit kräftigen Hieben den steinigen Boden auf und schaufelte das lose Gestein beiseite. Er arbeitete wie ein Berserker. Die Maulesel verfolgten sein hektisches Treiben mit schläfrigem Blick. Der Regen wurde stärker, an tiefer gelegenen Stellen sammelte sich das Wasser zu flachen Pfützen. Der kalte Wind, der vom Franklin-Kanal herunterwehte, roch nach Eis. In der Ferne grollte Donner. Möwen kreisten schreiend über Masangkay und beäugten ihn neugierig. Bald war das Loch drei Handbreit tief, kurz darauf schon gut einen halben Meter. Unter der harten Gesteinsschicht stieß er auf angeschwemmten Sand, die Arbeit wurde leichter, er brauchte nur noch die Schaufel. Ein dichter Schleier aus Regen und Dunst verhüllte nun die Hügel. Er gönnte sich keine Pause, riss sich die Jacke vom Leib, wenig später das Hemd und zuletzt sogar das Unterhemd. Schlamm und Wasser vermischten sich mit dem Schweiß, der ihm über Brust und Rücken
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