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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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glaube ... ich glaube, es wäre der Anfang einer wunderschönen Liebe geworden, Eli.« Glinn starrte zu ihr hinauf. Er sah an ihren Lippen, dass sie ihm noch mehr zu sagen versuchte, aber die schrillen Schreie, mit denen das Schiff gegen die unaufhörliche Tortur protestierte, übertönten alles. Er konnte den Blick nicht abwenden. Ihr goldblondes Haar hatte sich aufgelöst und fiel ihr wirr auf die Schultern. Er hätte geschworen, dass er sogar im trüben Licht der Notbeleuchtung den seidigen Glanz sehen konnte. Während er nach oben starrte, bekam er im Unterbewusstsein mit, dass das Schiff diesmal nicht in seine Trimmlage zurückkehrte, es krängte weiter. Sein Blick huschte wie gehetzt zu dem Bolzen, dann zu Puppup. Der Yaghan stand breit grinsend hinter ihm, aus seinem dünnen Bärtchen tröpfelte Wasser. Glinn haderte im Stillen mit sich, dass er sich auf Brittons beschwörendes Zureden eingelassen hatte, anstatt sich auf das einzig wichtige Problem zu konzentrieren. Das Schiff gierte sehr weit über, das Knirschen und Ächzen im Rumpf war ohrenbetäubend. Er wollte noch einmal seine Taschenuhr zu Hilfe nehmen, um die Schräglage abzuschätzen, doch die Uhr pendelte auf einmal unkontrolliert hin und her. Als er nach der Kette griff, rutschte ihm die Uhr aus den Fingern, fiel nach unten und zerschellte auf dem Meteoriten. Er sah nur noch ein paar Glassplitter und winzige Goldteilchen auf der roten Oberfläche glitzern, der Rest war irgendwo in der Halterung verschwunden. Von einem Moment zum anderen schien die Gierung noch stärker zu werden. Oder bildete er sich das nur ein? Im Grunde konnte all das, was sich hier abspielte, gar nicht wahr sein. Die Konstruktion war auf doppelte Sicherheit ausgelegt, sie hatten die Berechnungen mehrmals überprüft und alle nur denkbaren potenziellen Störfaktoren einkalkuliert. Und plötzlich spürte er, wie sich unter ihm der Meteorit bewegte. Auf der belasteten Seite waren die Ketten zum Zerreißen gespannt, die Plastikplanen rutschten weg, das Sicherungsnetz löste sich vor seinen Augen auf. Auf einmal sah er den Meteoriten nackt und bloß in der Halterung liegen. Das Dämmerlicht der Notbeleuchtung gaukelte ihm die Horrorvision einer großen roten Wunde vor. Und das Schiff neigte sich immer weiter zur Seite. Glinn versuchte, eilends nach unten zu klettern, aber er kam nicht schnell genug weg, sein Fuß hatte sich in einem der Kettenglieder verhakt. Und plötzlich schienen Himmel und Hölle einzustürzen, ein ohrenbetäubendes Getöse brach los. Die Halterung aus Stahl und Eichenholz barst, Splitter flogen in einem Funkenregen durch den Tankraum. Der Meteorit rollte unaufhaltsam weiter – wie ein riesiges Raubtier, das eben noch lautlos gelauert hat und nun zum Sprung ansetzt. Er rollte und rollte und riss ihn mit ins Dunkel. Pechschwarze Nacht hüllte ihn ein, er spürte, wie ihn ein Schwall eisiger Luft traf...
    Leises Gläserklingen, gedämpftes Stimmengewirr. Im L’Ambroise – dem Treffpunkt der Pariser Kunstszene und Finanzwelt – herrschte Hochbetrieb. Es war ein Abend wie Samt und Seide, draußen, vor der dezenten Fassade des Restaurants, warf ein rauchiger Herbstmond wundersamen Glanz auf das Marais-Viertel. Glinn lächelte Sally Britton zu, die ihm an dem mit feinem Damast gedeckten Tisch gegenübersaß. »Den solltest du unbedingt probieren«, sagte er, als der Weinkellner eine Flasche Veuve Cliquot mit dezentem Zischen öffnete und ihr einschenkte. Er hob sein Glas und trank ihr zu. Sie erwiderte sein Lächeln und zitierte versonnen:
    »... bis sich barmherzig Über alles Unvermögen der Mantel des Vergessens senkt. Der Sensenmann allein hat den verlor’nen Schrei vernommen, Für ihn war’s Erntezeit, ihm war der Schrei willkommen.«
    Über alles ... alles Unvermögen? Während Glinn noch rätselte, ob das wohl ein Vorwurf sein sollte, gellte ihm ein irres Gelächter in den Ohren – Puppups Lachen, aber er konnte den Yaghan nirgendwo sehen. Und dann zerfloss die Szene plötzlich im Schein eines strahlend hellen, wunderschönen Lichts.
     
    Drake-Straße
    19.55 Uhr
    McFarlane klammerte sich mit einer Hand an der Halteleine des Rettungsboots fest, mit dem freien Arm hielt er Rachel umfasst. Der Albtraum der letzten zwanzig Minuten hatte sich unvergesslich in seine Erinnerung eingegraben. Britton war nach dem Verlassen der Brücke nie wiedergesehen worden. Howell hatte das Kommando übernommen und sie angewiesen, sich zu den Sammelpunkten zu begeben. Auf das
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