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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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so erschöpft, dass er alle Willenskraft aufbieten musste, um sich nicht wieder aufs Eis sinken zu lassen. Halb im Unterbewusstsein wurde ihm klar, dass das Schwächegefühl nicht nur von der Erschöpfung kam, es war auch ein Indiz für Unterkühlung. Er musste aufstehen, er musste sich bewegen. Und er musste die anderen aufwecken. Er fasste Rachel an den Schultern und schüttelte sie. Ihre Lider öffneten sich einen Spalt. Ihre Lippen waren blau gefroren, an ihrem schwarzen Haar haftete Eis. »Rachel«, krächzte er, »Rachel, bitte steh auf.« Ihre Lippen bewegten sich, als wolle sie etwas sagen, doch es blieb bei einem stimmlosen Hauch. »Rachel?« Er beugte sich zu ihr hinunter. Und nun konnte er aus ihrem Gestammel ein paar Worte heraushören. »Der ... der Meteorit...«
    »Der liegt auf dem Meeresboden«, sagte er. »Denk nicht mehr an ihn, es ist vorbei.« Sie schüttelte kraftlos den Kopf. »Nein«, murmelte sie, »nicht, was du denkst.« Dann schloss sie die Augen. Er fasste sie an den Schultern und schüttelte sie erneut. »... bin so müde«, hörte er sie murmeln. »Rachel, schlaf nicht wieder ein. Was wolltest du eben sagen?« Sie war unruhig, irgendeine Zwangsvorstellung schien sie beunruhigen. Er ahnte, wie wichtig es war, sie jetzt zum Reden zu bringen und wach zu halten. Er schüttelte sie abermals. »Der Meteorit, Rachel – was ist mit ihm?« Sie schlug die Augen einen Spalt auf, ihr Blick tastete sich nach unten. McFarlane folgte ihm, aber da gab es nichts zu sehen. Sie machte eine fahrige Geste. »Da ...« Und wieder huschten ihre Augen nach unten. Er fasste ihre Hand, zog ihr die triefnassen, halb gefrorenen Handschuhe aus und erschrak. Es fehlte nicht viel, und ihr wären die Hände erfroren, die Fingerspitzen waren schon ganz weiß. Er fing an, ihre Finger zu massieren. Ihre linke Hand öffnete sich, es lag eine Erdnuss darin. »Bist du hungrig?«, fragte er. Sie schloss nur erschöpft die Augen. Er versuchte, sie hochzuheben, schaffte es aber nicht. Dann schmiegte er sich fest an sie, sie fühlte sich entsetzlich kalt an. Verzweifelt sah er sich nach Hilfe um und entdeckte Lloyd, der nicht weit von ihnen auf dem Eis kauerte. »Lloyd!«, krächzte er heiser. »Ja?«, antwortete eine schwache Stimme. McFarlane war vor Anstrengung außer Atem. »Wir ... wir müssen uns bewegen!« »Lasst mich in Ruhe«, murmelte Lloyd schläfrig. McFarlane wandte sich wieder zu Rachel um, merkte aber, dass er kaum seinen Arm bewegen, geschweige denn ihr auf die Beine helfen konnte. Er versuchte noch einmal, sie wach zu rütteln, doch sie reagierte nicht. Er kam sich wie ein Versager vor. Sein Blick glitt über die zusammengekriimmten reglosen Gestalten ringsum. Da war Brambell, der Schiffsarzt, mit einem Buch unter dem Arm. Und Garza, auf dessen Kopfverband Eiskristalle glitzerten. Und Howell – und etwa zwei, drei Dutzend andere. Und keiner von ihnen rührte sich. Auf einmal fühlte er sich für sie verantwortlich. Er musste irgendetwas tun, um sie vor dem Erfrieren zu bewahren. Er wollte schreien, zu ihnen gehen, sie schütteln, ja, notfalls sogar mit Tritten und Schlägen zum Aufstehen zwingen. Nur, wie sollte er auf die Beine kommen? Es sind zu viele, dachte er resignierend, ich kann sie nicht alle wärmen. Er wusste ja nicht einmal, wie er seine eigene Kälte aus den Knochen kriegen sollte. Eine Welle von Müdigkeit überschwemmte ihn. Er spürte, wie sich Gleichgültigkeit in ihm breit machte. Wir werden alle sterben, ging es ihm durch den Kopf, aber was soll’s? Er versuchte sich auf Rachel zu konzentrieren, damit die Müdigkeit ihn nicht überwältigte. Ihre Augen standen halb offen, waren nach oben verdreht, er konnte nur noch das Weiß sehen. Ihr Gesicht wirkte seltsam grau. Eine Schneeflocke fiel auf ihre Lippen. Es dauerte unsäglich lange, bis sie geschmolzen war. Bald würde er den Weg gehen, den sie gegangen war. Aber der Gedanke machte ihm keine Angst. Er wehrte sich nicht mehr gegen das Gefühl der Schläfrigkeit, das ihn übermannte. Es war, wie in Mutters Armen einzunicken. Und während der barmherzige Tröster Schlaf ihn immer tiefer in seine Arme zog, hörte er im Geiste wieder Rachels Stimme: Nicht, was du denkst. Nicht, was du denkst... Eine andere Stimme mischte sich ein – lauter, metallischer. »South Georgia Bravo ... Haben Sichtkontakt zu ... Gehen tiefer zur Luftrettung ...« Ein helles Licht tauchte über ihm auf. Er hörte ein rhythmisch knatterndes Geräusch. Stimmen, ein
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