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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens
Autoren: Sarah Beth Durst
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Cassie sie wieder los.
    »Du bist groß geworden«, sagte Gram.
    »Du bist eingegangen«, gab Cassie automatisch zurück.
    Gram runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Sie konnte ziemlich finster dreinblicken, genau wie Cassie. Und beide hatten sie ausgeprägte Gesichtszüge, aber Grams Haut war schon erschlafft, und ihr Haar, einst genauso dick und rot wie Cassies, raschelte wie ein alter Vorhang. »Unsinn. Ich bin noch genauso schön wie an dem Tag, als ich deinen Großvater traf. Beim ersten Mal, hinten auf seinem Pick-up, weißt du, was er da gesagt hat? ›Ingrid‹, hat er gesagt, ›Ingrid, Gott selbst kann keine perfekteren Brüste haben als du.‹
    Cassie konnte nicht an sich halten – sie musste lachen. »Ich hab dich vermisst.«
    »Oh, meine Cassandra!« Gram legte den Arm um Cassies Hüfte. »Lass dich mal ansehen. So erwachsen geworden. So eine schöne junge Frau.«
    Cassie hatte plötzlich einen Kloß im Hals und musste schlucken. »Gram …«, begann sie und verstummte wieder. Wie sollte sie das jetzt sagen, ohne ihrer Großmutter wehzutun? »Wie … wie war dein Flug?«
    »Die Idioten von der Flugsicherung hätten uns beinahe nicht starten lassen«, sagte Max. » Ich lass mir doch nicht von einem Beamten erzählen, wie man sicher fliegt. Ich bin dreißig Jahre im Busch geflogen, und ich kann Eis riechen. Das ist doch was ganz anderes als bei denen da unten …«
    Cassie hörte Max’ Tirade nur mit halbem Ohr zu, während sie ihrer Großmutter ins Gesicht blickte und deren Gedanken zu lesen versuchte. »Gram, was hat Dad dir erzählt?«
    Max verstummte abrupt.
    Gram begann, Fussel von Cassies Wollpullover zu zupfen. Solange Cassie zurückdenken konnte, hatte Gram immer irgendetwas sauber gemacht. Und auch die Kleidung ihrer Großmutter selbst sah stets akkurat aus, wie die eines Soldaten. Ihre weiße Bluse war gebügelt, mit Falten entlang der Ärmel. Je mehr sie sich über etwas ärgerte, desto ordentlicher machte sie sich zurecht. Und jetzt sah sie sehr ordentlich aus. »Ah, meine Cassandra.« Gram zog Cassies Pulli in Form und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Sie küsste sie erst auf die linke Wange, dann auf die rechte, eine seltsam formelle Geste. Cassie wich zurück. »Gram, was ist los?«
    »Du hast ihn gefunden«, sagte Gram. »Du hast den König der Eisbären gefunden.«
    Cassie zuckte zusammen, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. Alles Mögliche hatte sie ihre Großmutter im Geiste sagen hören, aber nicht das hier. »Das ist nicht witzig.«
    »Ich habe ja auch keinen Witz gemacht«, entgegnete Gram.
    »Hat Dad dir auch erzählt, dass ich Elvis gesehen habe?«, fragte Cassie. »Na klar! Weißt du, der King steht neuerdings auf Schlittenhunde. Hab ihn letzte Woche gesehen, bei einem Rennen gegen den Osterhasen und die Zahnfee.«
    Gram packte Cassie bei den Schultern. »Cassandra … «
    Dad hatte … Was hatte er ihnen gesagt? Dass sie Wahnvorstellungen hatte? Dass sie verrückt war? Auf die Art hatte er also Max und Gram überzeugt, sofort alles stehen und liegen zu lassen und herzufliegen?
    Max wich zentimeterweise zurück, den Gang hinunter. »Dann werd ich euch beide mal allein lassen … Abflug ist um sechs Uhr. Ähm, alles Gute zum Geburtstag übrigens.« Und mit diesen Worten machte er sich aus dem Staub.
    Toller Geburtstag. Warum nur benahmen sich alle, die sie liebte und denen sie vertraute, als wären sie verrückt geworden? Zuerst Dad und jetzt Gram. Die schob Cassie von der Labortür weg. »Komm«, sagte sie, »lass uns in dein Zimmer gehen. Dieses Gespräch ist nicht für andere Ohren bestimmt.«
    Eine gute Idee. Sie würde allein mit Gram reden. Herausfinden, was in Wahrheit hinter alldem steckte. Es musste eine Erklärung für Dads Überreaktion geben. Das passte einfach nicht zu ihm. Cassie brachte ein Lächeln zustande und bemühte sich, ganz normal zu klingen: »Mein Zimmer ist aber im Moment nicht gerade Großmutter-tauglich.«
    »Das lass mal meine Sorge sein«, sagte Gram.
    Cassie stieß die Tür zu ihrem Zimmer mit der Hüfte auf. Socken ergossen sich in den Korridor. Cassie kickte sie aus dem Weg und machte das Licht an. Über der Kommode hingen lange Unterhosen. Ihr Biwaksack war um das Bettgestell gewickelt. Auf dem Kopfkissen hockte Mr Fluffy, ihr alter Kuschelfuchs mit dem abgekauten Ohr, um den Hals eine Rolle Klebeband. Grams Blick wanderte über das Chaos. »Hm«, sagte sie. »Du hast dein Bett nicht gemacht.«
    »Du kannst das Bett sehen?«
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