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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens
Autoren: Sarah Beth Durst
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den Fingern durchs Haar. Wahrscheinlich sah sie aus wie eine rothaarige Medusa, und ihre Augen waren total verquollen. Sie trug lange Unterhosen, zwei verschiedene Socken und ein viel zu großes T-Shirt mit der Aufschrift: Alaska – Wo Männer noch Männer sind und Frauen den Iditarod gewinnen . Eilig fuhr Cassie in eine Hose und zog einen Pulli über das T-Shirt. Dann steckte sie den Kopf aus der Tür und entdeckte Owen, der den Korridor hinunterhastete. »He!«, rief sie ihm nach. »Es ist drei Uhr morgens.« Um ein Haar hätte sie hinzugefügt: Und ich habe Geburtstag .
    »Max ist da«, sagte Owen. »Mit dem Flugzeug. Eben gelandet. Wir hätten früher gewusst, dass er kommt, wenn du die Antenne repariert hättest, statt dich einfach so davonzumachen und in Schwierigkeiten zu bringen.«
    Cassie zuckte zusammen. Das hatte sie verdient. Schließlich hatte sie Owens Ausrüstung ruiniert. Seine schlechte Laune war also berechtigt. Was aber meinte er damit: Max ist da, mit dem Flugzeug? Es war kein Besuch von Max vorgesehen … Oh!
    Er war ihretwegen gekommen.
    Ihr rutschte das Herz in die Hose. Wie hatte Dad es geschafft, ihn so schnell hierher zu kriegen? Vor den Etatkürzungen hatte Max zur festen Besatzung der Station gehört. Er war mit seiner Twin Otter für sie geflogen, als Cassie klein war. Er war ihr erster Babysitter gewesen, praktisch ihr Onkel. Doch jetzt arbeitete er für den Betreiber einer privaten Landebahn in Fairbanks. Er konnte nicht einfach so mir nichts, dir nichts auf eigene Faust dort wegfliegen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Dad ihn so schnell anfordern würde.
    Cassie drängte sich an Owen vorbei und hastete Richtung Forschungslabor. Sie musste dem ganzen Spuk ein Ende machen, sofort. Sie musste ihren Vater zur Vernunft bringen und Max überzeugen, ohne sie nach Fairbanks zurückzufliegen.
    Noch ehe sie das Labor erreicht hatte, hörte sie, wie Kisten über den Linoleumfußboden geschoben wurden, und dann flog die Tür auf. »Cassie-Lassie!«, bellte Max. Mit schnellen Schritten kam er quer durch den Raum auf sie zu, umarmte sie stürmisch und schwang sie im Halbkreis herum. Dann setzte er sie wieder ab, wobei er ihr heftig zwischen die Schulterblätter klopfte, als wäre sie ein Baby, das Bäuerchen machen muss. »Na, hast du den Yeti gefunden?«, fragte er – ein altes Spiel zwischen ihnen beiden.
    »Ausgestopft und hinter Glas«, erwiderte sie, wie aus der Pistole geschossen. Max grinste breit, und seine weißen Zähne leuchteten erschreckend hell in dem dunklen Gesicht.
    Automatisch grinste sie zurück. Sie hatte vergessen, wie sehr sie ihn vermisste.
    Vielleicht ist es ja bloß ein ganz normaler Besuch , dachte Cassie, während Max sie weiter anstrahlte. Vielleicht hat es gar nichts mit dem Streit zwischen Dad und mir zu tun. Vielleicht ist es nur reiner Zufall.
    Jaja. Und vielleicht gibt es den Yeti wirklich. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Nein, Max war nicht zufällig hier. Es waren nur ein paar Stunden vergangen, seit Dad seine Entscheidung verkündet hatte. Sie sollte ihre Zeit nicht damit verschwenden, sich selbst zu belügen.
    »Ich hab eine Überraschung für dich«, sagte Max.
    »Echt?« Er hatte es nicht so gesagt, als wäre es eine böse Überraschung, aber ihr Magen zog sich zusammen, als wüsste er, dass jetzt nichts Gutes kommen würde.
    Aus dem großen Raum hörte Cassie ein vertrautes Klacken – einen Gehstock. Gram. Max hatte Gram mitgebracht. Cassie hätte sich gerne darüber gefreut. Sie hatte ihre Großmutter seit Monaten nicht gesehen, und jetzt war sie hier. Normalerweise wäre das eine wunderbare Überraschung gewesen: Max und Gram hier, die beiden Menschen, die sie auf der ganzen Welt am liebsten mochte. Aber jetzt würde sie ihrer Großmutter ins Gesicht sagen müssen, dass sie nicht bei ihr in Fairbanks leben wollte.
    Sie hätte ihrem Vater nicht erzählen sollen, wie der Bär in das Eis hineingegangen war. Hätte sie doch dieses Detail weggelassen bei ihrem Bericht.
    Gram stieß ihren Gehstock aus Mahagoni heftig auf den Fußboden. »Bin ich vielleicht schon zu einem Nichts zusammengeschrumpelt? Doch wohl nicht. Komm, umarme deine Großmutter!« Sie streckte die Arme aus.
    Cassie zwang sich zu einem Lächeln, hüpfte die paar Schritte zur Labortür hinunter und schloss ihre Großmutter in die Arme. Es war, als hielte sie einen Vogel. Gram hatte beinahe Cassies Größe, aber ganz dünne Knochen. Sie fühlte sich zerbrechlich an. Schnell ließ
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