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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens
Autoren: Sarah Beth Durst
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konnte, setzte sie ihre Brille wieder auf.
    Ein Prasseln in ihrem Funkgerät. Sie holte es aus der Tasche ihres Parkas. »Hier Cassie«, sagte sie und versuchte, gelassen zu klingen. Sie hatte den Bären bis hinaus auf das Packeis verfolgt – ohne Rückendeckung. Hätte sie ihn gefangen, wäre das nicht so schlimm. Aber so … Wie sollte sie das hier bloß erklären? Sie konnte es ja noch nicht einmal sich selbst erklären.
    »Cassandra Elizabeth Dasent, nach Hause mit dir. SOFORT .«
    Dads Stimme. Und er klang alles andere als glücklich.
    Nun, sie war es auch nicht. Sie hatte vorgehabt, einen Bären zu markieren – als Geburtstagsgeschenk für sich selbst. In wenigen Stunden würde sie achtzehn werden. Es schien die ideale Möglichkeit für die einzige Tochter des leitenden Wissenschaftlers der Meeresforschungsstation in der Eastern Beaufort Sea zu sein, das Erreichen ihrer Volljährigkeit zu feiern. Als dieser Bär an der Station vorbeispazierte, befand sie sich gerade draußen, um die Funkantenne zu reparieren, und es hatte sich wie ein Geschenk angefühlt. Sie hatte doch nicht damit gerechnet, dass die Verfolgungsjagd sie so weit hinaus aufs Eis führen würde! Und sie hatte ebenfalls nicht damit gerechnet, dass der Bär … Er konnte nicht weit gekommen sein. Bestimmt war er gleich irgendwo hinter dem Kamm aus Eis. Sie prüfte die Tankanzeige. Der Treibstoff reichte noch für drei Stunden.
    »Cassie? Cassie? Hörst du mich?«
    »Ich verfolge ihn weiter«, sagte sie in das Funkgerät. Dann ließ sie den Motor aufheulen. Das Geräusch verschluckte die Antwort ihres Vaters, und Cassie fuhr los, weiter hinein ins Eis.
    Cassie parkte das Schneemobil in der Remise, hängte ihr Bündel über die Schulter und trottete hinüber zur Station. Ihr ganzer Körper tat weh, von oben bis unten, innen und außen. Sogar ihre Fingernägel schmerzten. Die Sonne hing tief über dem Horizont. Jeden Tag würde sie jetzt etwas kürzer zu sehen sein, bis sie schließlich den Winter über ganz verschwand. Ihr schräg einfallendes Licht machte aus Cassies Schatten einen Schneeriesen wie in den alten Inuit-Legenden.
    Sie hatte ihn verloren.
    Sie wusste nicht wie, aber sie hatte ihn verloren. Wieder und wieder ließ sie die Suche in ihrem Kopf ablaufen, als ob sie so die Spuren erkennen könnte, die sie übersehen haben musste. Hätte sie doch nur erst sorgfältiger Ausschau gehalten, anstatt sofort über das Meereis zu rasen …
    An der Tür traf sie auf Owen, den Labortechniker der Station. Sie blinzelte dem Mann mit dem Kugelbauch und dem grau melierten Bart grüßend zu. Offensichtlich hatte er auf sie gewartet.
    »Cassie, die Schachtel!«, rief Owen mit gequälter Stimme.
    Sie blickte auf ihr Bündel. Die Schachtel mit den Betäubungsspritzen hing heraus. Sie war eisverkrustet. Cassie zuckte schuldbewusst zusammen. »Er ist mir entwischt.«
    Owen nahm ihr Tasche und Gewehr ab. »Weißt du eigentlich, was die hier kosten?«
    Cassie folgte ihm durch die doppelte Eingangstür in die Station. Als sie die innere Tür hinter sich schloss, überrollte sie die dicke, saure Wärme wie eine erstickende Welle. Es war der Geruch ihres Zuhauses, abgestanden und stickig und beruhigend vertraut. Liebevoll beugte sich Owen über das Betäubungsgewehr und sagte: »Du musst vorsichtig mit diesen Sachen umgehen. Du musst sie behandeln wie ein neugeborenes Baby.«
    Sie sah zu, wie er die Ausrüstung inspizierte, und das Herz rutschte ihr in die Hose. Noch einen Tiefschlag wollte sie jetzt nicht einstecken müssen. Sie war ganz allein mit dem Schneemobil auf das Packeis hinausgefahren, und sie war sorglos mit der Ausrüstung umgegangen. Dad würde nicht gerade erfreut sein. Während sie ihre Überkleidung auszog, fragte sie: »Wo ist er? Funkraum?« Sie brachte das hier am besten sofort hinter sich. Aufschub machte keinen Sinn.
    Owen gab keine Antwort. Er war vollkommen in die Reinigung des Betäubungsgewehrs versunken. Wahrscheinlich hatte er ihre Anwesenheit bereits vergessen. Beinahe musste sie lächeln. Er liebte seine Ausrüstung genauso sehr, wie sie das Packeis liebte. Sie waren beide ein bisschen fixiert. Das zumindest konnte sie sich selbst gegenüber zugeben. »Jeremy?«, fragte sie. Der neue Forschungspraktikant sah von seinem Schreibtisch auf.
    »Er ist nicht gerade gut drauf«, bestätigte er und deutete mit dem Kopf auf die Tür zum Forschungslabor. »Er will mit dir reden.« Dann deutete er unter seinen Schreibtisch und fügte in einem
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