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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen
Autoren: Tom Epperson
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Joey.»
    «Kann man da auch Schweinkram drauf angucken?»
    «Klar. Was du willst.»
    «Gut, dann besorg mir eins.»
    «Ich werd’s versuchen.»
    Er ging weiter. Jamie sah ihn kommen und winkte. Als würde er sich richtig freuen, ihn zu sehen. Als ob sie sich seit Tagen nicht gesehen hätten. Und nicht gerade erst vor zehn Minuten. War bestimmt als Baby mal auf den Kopf gefallen oder so was.
    Dann sah er zwei Kerle. Sie waren in der Nähe von Jamie spazieren gegangen. Plötzlich liefen sie direkt auf ihn zu.
    Jamie drehte sich um, ließ das Brot fallen. Die Enten flogen hoch.
    Jamie versuchte, sich zu wehren. Sie fuchtelten wild mit den Armen, Joey sah, dass Blut spritzte und dass sie auf ihn einstachen.
    Er sah sich nach Glaspers um. Aber Glaspers war verschwunden.
    Als er wieder zu Jamie hinübersah, lag er auf dem Rücken. Die beiden Kerle waren über ihm und stachen schnell und systematisch auf ihn ein. Als hätten sie Eispickel in den Händen und müssten einen Eisblock zerkleinern.
    «Ich schneid dir den verfickten Schwanz ab!»
    Joey drehte sich um. Little Willie. Augen weit aufgerissen. Ein schwarzer Kerl war bei ihm, groß und kräftig. Er sah wie dieser Footballspieler aus, der mit dem großen Mund. Terrell Owens.
    Joey rannte. Dann spürte er, wie ein Messer in seinen Rücken eindrang, und fiel hin. Sie stachen auf ihn ein wie auf Jamie.
Diese Fotze
, dachte er. Die Enten kreisten über dem Hof und verschwanden dann hinter der Mauer.
     
    Irgendwie wusste sie davon. Vom Tod ihres Sohns. Sie wusste jetzt viele Dinge, die sie eigentlich nicht wissen konnte. Die Grenze zwischen ihrem Ich und allem Anderen war immer durchlässiger geworden. Der Vogel vor ihrem Fenster war ein Schneesturm in der Arktis war Millie in ihrem Stuhl war ein Komet, der die Sonne umkreiste, war ihr toter Sohn in Pennsylvania. Doch das war kein Grund zur Trauer. Es gab nur Freude, Freude, Freude, Freude.
    Cicala schüttelte den Kopf und sah sie an.
    «Ach, Millie», seufzte er.
    «Nicht traurig sein, Mr. Pat», sagte Eliana. «Sie ist glücklich. Sehen Sie das nicht?»
    «Du hättest sie sehen sollen. Vor zwanzig Jahren. Vor
zehn
Jahren. Damals.»
    «Sie hat Hunger.»
    «So? Woher weißt du das?»
    Eliana zuckte mit den Schultern. «Ich weiß nicht. Ich mache ihr etwas zu essen. Für Sie auch?»
    «Nein, ich bin nicht hungrig.» Er legte die Hand auf seinen Bauch und machte ein angesäuertes Gesicht. «Mein Magen.»
    Eliana lachte. «Ach, Mr. Pat. Sie und Ihr Magen!»
    Sie verließen Millies Schlafzimmer. Gingen den Flur entlang und dann im großen Treppenhaus nach unten.
Warum ruft der mich verdammt noch mal nicht an?
, dachte er und merkte kaum, dass sie ein wenig zurückblieb.
Was versucht der Wichser nur zu vertuschen?
Er spürte etwas und drehte sich um, sah genau in die Waffe. Sie richtete einen kleinen Revolver auf seinen Kopf. Er streckte die Hand aus, die der Waffe am nächsten war, es war die linke, es knallte, und Blut spritzte, als die Kugel durch seine Handfläche schlug. Er schrie und schlug mit der rechten zu, brach ihr die Nase und schleuderte sie rückwärts gegen die Wand. Sie ließ die Waffe fallen, sie rumpelte die Marmorstufen hinunter. Eliana sprang hinter ihr her, aber er packte sie, versetzte ihr noch einen Hieb, und sie schlug einen bemerkenswerten Purzelbaum die Treppe hinunter an der Waffe vorbei und blieb auf dem Absatz liegen. Cicala rannte die Treppe hinunter, das Blut triefte von seiner Hand. Er nahm die Pistole und zielte auf sie. Sie stand auf und sah ihn an, ihre Nase blutete.
    «Du Fotze!», schrie er.
    Sein verfluchtes Dienstmädchen hatte gerade auf ihn geschossen, und seine Hand schmerzte wie verrückt, aber zu seiner Überraschung war da noch ein anderes Gefühl. Jubel. Er war ein alter kranker Mann, und, na ja, sie war nur eine Tussi, aber sie war gesund und stark und hatte nur ein Drittel seines Alters. Und wer hatte gewonnen? Seit er ein Kind war, hatte immer wieder jemand versucht, ihn fertigzumachen, aber er war immer noch da. Deshalb nannte man ihn Pat the Cat. Er hatte neun oder neunzig oder neunhundert Leben!
    Bobby kam angerannt, die Pistole in der Hand. Er kam ein paar Stufen die Treppe hinauf und starrte Eliana und Cicala mit offenem Mund an.
    «Was zum Teufel ist hier los?», fragte er.
    «Diese Fotze wollte mich umbringen!»
    «Wirklich?»
    «Knall sie ab!»
    «Hier?»
    «Ja, hier, verdammt noch mal!»
    Eliana sah Bobby an, die Hand über ihrer blutenden Nase. Sie lächelte.
    «Ja,
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