Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen
Autoren: Tom Epperson
Vom Netzwerk:
gedacht, Tofu mit Algen wäre dein Lieblingsessen.»
    «Das ist auch lecker.»
    Sie lächelten beide zaghaft, zum ersten Mal seit gestern. Luke sah sie an. Er lächelte nicht.
    «Wohin fahren wir?», fragte er.
    Gina seufzte. «Ich weiß es nicht, Luke. Wohin möchtest du denn?»
    «Ich weiß nicht.»
    Gray verschlang seine Pancakes. Das war wirklich sein Leibgericht, schon seit er ein Kind war. Man konnte nie zu viel Butter und Sirup nehmen. Er aß sie nur noch sehr selten. Meistens dann, wenn er sich nach einer ganz einfachen Form von Zufriedenheit sehnte. So wie jetzt, nicht nur wegen all dem, was letzte Nacht passiert war, sondern weil ihm in den letzten Stunden klargeworden war, dass es einen Ort gab, zu dem sie nun endlich fahren mussten.
     
    Bobby Quasimodo telefonierte mit Chuck, dem Chinesen.
    «Verdammt, wie lange soll diese beschissene Besprechung denn noch dauern?», fragte Bobby.
    «Sag ihm, ich werde ungeduldig», sagte Cicala.
    «Der Boss wird ungeduldig.»
    Bobby hörte eine Weile zu, dann sagte er: «Okay, Chuck», und legte das Telefon zur Seite.
    «Chuck hat gesagt, dass Mr. Li eine sehr wichtige Besprechung hat und er nicht weiß, wie lange sie dauert. Wenn sie vorbei ist, ruft er Sie an.»
    «Der meint, er kann
mich
warten lassen?»
    Sie saßen am Eichentisch in der Küche. Unter dem Kronleuchter. Cicala nahm einen Schluck Kaffee. Schüttelte verärgert den Kopf. «Wie ich sie hasse. Diese gelben hundefressenden Arschlöcher mit ihren kleinen Schwänzen.»
    «Genau», sagte Bobby. «Ich auch. Ich hasse die verfickten Schlitzaugen. Aber Chuck ist in Ordnung.»
    «Bobby, nur weil er die verfluchten Jets gut findet, ist er noch nicht in Ordnung. Man kann den Schlitzaugen nicht trauen. Sie sind hinterhältige Verräter. Man weiß nie, was sie denken. Immer lächeln sie und nicken, und dann schneiden sie dir die verdammte Kehle durch.»
    Latreece kam herein, im Mantel und mit der Handtasche in der Hand.
    «Gehst du aus?», fragte Cicala.
    Sie lachte. «Haben Sie schon vergessen, Mr. Cicala? Ich hab’s Ihnen doch gesagt, ich lasse mir die Haare machen. Schöööne neue Frisur. Im Kosmetiksalon.»
    Cicala schämte sich. Sie
hatte
es ihm gesagt, vor nicht einmal einer halben Stunde. Wurde er senil, verflucht noch mal?
    «Und was ist mit Millie?», fragte er.
    «Eliana, sie kümmert sich um Miss Millie. Sie mögen sich, die beiden.»
    Seine Frau und seine Geliebte. Wie nett. Sie mochten sich also. Er stand auf.
    «Ruf Joey an», sagte er zu Bobby. «Sag ihm, dass wir noch immer nichts wissen. Komm, Smitty. Wir gehn nach draußen.»
    Cicala und der Hund gingen in den Garten.
    Das Warten brachte ihn um. Gestern war Schwung in die Sache gekommen. Die Russen hatten sich auf den Weg in die Wüste gemacht. Eine neue heiße Spur. Vielleicht brachten sie es endlich zu Ende. Aber dann nichts, keine neuen Nachrichten, als ob sie von der Erdoberfläche verschwunden wären.
    Das Wetter war besser geworden. Die Sonne schien, und es war viel wärmer. Weiße Wolken wurden über den strahlend blauen Himmel gepustet.
    Cicala und Smitty gingen langsam über den laubbedeckten Rasen. Zwischen all den Heiligen- und Engelstatuen. Der Volksmund hatte recht: Der beste Freund des Menschen war sein Hund. Die Hunde hatten es aber auch richtig gut, wenn man mal überlegt. Besser als Menschen. Hunde mit einem guten Herrchen besonders. Smitty brauchte sich um nichts zu kümmern. Er bekam reichlich Fressen, Wasser und Spielzeug. Lebte in einer verdammten Villa. Bekam die beste medizinische Versorgung, die für Geld zu haben war. Nun ja, er hatte keine Eier mehr, aber Eier waren nicht nur Segen, sondern auch Fluch. Sein Leben verlief jetzt sehr viel friedlicher, seitdem er nicht mehr jeder Hundedame hinterherlaufen musste. Aber die Hauptsache: Smitty musste sich keine Sorgen machen. Über gar nichts. Er hatte keine Ahnung, dass er eines Tages alt und krank werden und dann sterben würde. Er dachte bestimmt, er würde für immer durch diesen verdammten Garten laufen.
    Er schnüffelte auf dem Rasen herum, hockte sich hin und schiss. Cicala beugte sich vor, um das Ergebnis zu begutachten. Smitty hatte manchmal Verdauungsprobleme, aber jetzt hatte er drei wohlgeformte Häufchen gemacht. Sie glänzten im Sonnenschein.
    «Guter Junge!», sagte Cicala. «Brav, Smitty!»
     
    Sie fuhr in vollkommener Dunkelheit. Die Augen verklebt und eine Sonnenbrille darüber. Wie an dem Tag, an dem sie entführt wurde.
    Er hatte aufgeschrieben, dass er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher