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Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen
Autoren: Tom Epperson
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Brady in Oklahoma getroffen?»
    «Kann schon sein. Noch einen Eistee?»
    «Gern.»
    Er sah ihr nach, wie sie in ihrer knappen Jeans mit schwingenden Hüften davonging. Das schwarze Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Sie kam mit einem Krug zurück und füllte sein Glas.
    «Die Typen fragen Sie bestimmt zigmal am Tag, ob Sie nach Feierabend schon was vorhaben, stimmt’s?»
    «Ja. Besonders einer.»
    «Wir beide sind doch in derselben Lage. Sie haben Ihren Mann verlassen, und mir ist die Frau weggelaufen. Jetzt sind wir beide einsam.»
    «Wie man hört, haben Sie es schon mit einer Menge Frauen versucht.»
    «Vier. Ist das eine Menge? Passen Sie auf. Haben Sie Lust, heute Abend mit mir nach Tulsa zu fahren und in einem richtigen Restaurant zu essen?»
    Er war gewohnt, dass sie sofort und entschieden nein sagte, aber dieses Mal sagte sie gar nichts. Er setzte sich aufrecht hin. Genauso fühlte es sich an, wenn er einen Kunden am Haken hatte. Dann lief alles auf die eine Frage hinaus:
Was muss ich tun, um Sie zu überzeugen?
    «Essen Sie gern Fisch?»
    «Na klar.»
    «Dann fahren wir zum Fischmarkt in White River! Da gibt’s den besten Fisch in Oklahoma!»
    «Jetzt kriege ich aber keinen Babysitter mehr.»
    «Nehmen Sie Ihren Jungen doch mit. Ich mag Kinder. Ich habe selbst vier oder fünf Stück.»
    «Hm, ich glaube, das ist keine gute Idee.»
    «Na los, Gina, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.»
    Gina lächelte. «Na gut.»
    «Wirklich?» Er grinste auch.
    «Aber morgen ist Schule. Wir haben nicht genug Zeit, um nach Tulsa zu fahren. Warum kommen Sie nicht einfach zu mir? Ich mache uns was zu essen.»
    «Das klingt super.»
    «Passt es Ihnen um sieben?»
    «Und wie das passt.»
     
    Wesley saß am Schreibtisch und erledigte Papierkram. Er legte den Kopf in den Nacken und sah Carter an.
    «Wo ist mein Kuchen?»
    «Ach, Mist.»
    «Verdammt, Rusty, ich hab mich echt drauf gefreut.»
    «Ich geh zurück und hol dir einen.»
    «Nee, vergiss es. Jetzt will ich nicht mehr.»
    «Dann schmoll auch nicht.»
    «Ich kann schmollen, wann ich will.»
    «Ich hab ein Date.»
    «Mit wem?»
    «Angelina Jolie. Was glaubst du denn? Mit Gina.»
    «Du willst mich verarschen.»
    «Heute. Abendessen. Bei ihr. Kerzenschein. Wein. Sanfte romantische Musik.»
    «Wie hast du das denn geschafft?»
    «Sie hat bestimmt von meinen dreißig Zentimetern gehört.»
     
    Gina wusch sich die Haare mit Bumble and Bumble Shampoo, legte als Lipgloss L’Oréal HIP auf und nahm für die Augen Dior Mascara. Tauchte in ihrem Schrank ab und fand Sachen, die sie seit Jahren nicht mehr getragen hatte. Luke schaute zu und sah nicht so aus, als ob er das toll fände.
    «Stimmt was nicht?»
    «Muss das sein?»
    «Muss was sein? Ich habe einen Bekannten zum Essen eingeladen.»
    «Von wegen essen. Der will doch was von dir.»
    «Was verstehst du mit deinen zehn Jahren denn davon?»
    «Wenn er sich schon Carter ist smarter nennt.»
    «Er handelt mit Autos, das soll ein Witz sein. Keine Angst, der weiß schon, was sich gehört.»
    «Ich weiß nicht.»
    «Doch, das tut er.» Sie setzte sich auf ihr Bett und nahm ihn in den Arm. Er stand da wie ein Häufchen Elend. «Pass auf. Du und ich, wir haben schon eine Menge durchgemacht. Ich verspreche dir, wir kriegen das wieder hin. Aber im Moment müssen wir nun mal nehmen, was kommt. Ich will, dass du ein ganz normales Kind wirst, und wenigstens für einen Abend will ich selbst auch mal ganz normal sein. Also gut, wahrscheinlich will er was von mir. Aber das ändert nichts zwischen uns beiden. Du wirst immer das Wichtigste in meinem Leben sein. Das weißt du doch, oder?»
    Luke nickte. Sie strich ihm ein paar Haare aus der Stirn und gab ihm einen Kuss. Er machte sich los und ging in sein Zimmer, um auf der Playstation Halo zu spielen.
    Eine herbstliche Kaltfront zog auf, die Temperatur sank, und es fing an zu regnen. Gina nippte beim Kochen am Rotwein, sie hörte den Regen und wurde traurig. Für einen Augenblick glaubte sie, sie stünde neben sich und ihr gesamtes Leben zöge an ihr vorbei. Sie sah Gina als traurige junge Frau, als trauriges Mädchen und als traurige Greisin. Alle drei lauschten dem immerwährenden Regen. Um Punkt sieben klingelte es an der Tür.
    Es war Carter in einer Wolke von Eau de Cologne, mit Wein und Blumen im Arm und glitzernden Regentropfen im Haar. Vielleicht war er etwas zu alt für sie, aber er sah gut aus. Soweit man das im Anzug erkennen konnte, schien er einen ziemlich schlanken und
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