Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hyänen

Hyänen

Titel: Hyänen
Autoren: Tom Epperson
Vom Netzwerk:
drahtigen Körper zu haben. Und einen Charme, der Eisberge zum Schmelzen brachte.
    Entsprechend überschwänglich bewunderte er ihre Garderobe. Luke wurde gerufen und vorgestellt. Carter hatte ein Geschenk für ihn: eine Harry-Potter-Taschenlampe.
    «Danke.»
    «Magst du Harry Potter?»
    «Ich mag die Filme. Die Bücher habe ich nicht gelesen.»
    «Verstehe, ich bin auch kein großer Leser. Hab wahrscheinlich nach
Bootlegger’s Boy
kein Buch mehr von vorn bis hinten durchgelesen. Und das ist zwanzig Jahre her.»
    «Was ist
Bootlegger’s Boy
?», fragte Gina.
    «Die Geschichte von Barry Switzer. Er war der Trainer der Footballmannschaft von Oklahoma.»
    «Ich hab nicht gesagt, dass ich überhaupt keine Bücher lese», sagte Luke und wandte sich an seine Mutter. «Darf ich wieder in mein Zimmer?»
    «Na gut. Aber gleich gibt’s Abendessen.»
    Sie sahen ihm nach.
    «Das war wohl nicht gerade der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.»
    «Schon in Ordnung. Er ist einfach nur schüchtern.»
    «Kann ich gut verstehen.»
    «Wirklich?»
    «Na klar. All das Selbstbewusstsein und Charisma, das ich ausstrahle, das ist doch nur Show.»
    «Im Ernst?»
    «Im Ernst. Tief drinnen bin ich ein ängstlicher Junge vom Land.»
    Sie schenkte ihm ein, stellte einen Teller mit geräuchertem Mozzarella und Toast auf den Tisch und ging in die Küche. Die Soße köchelte, und das Nudelwasser fing an zu sprudeln. Er öffnete die Tür und kam herein.
    «Die Soße riecht umwerfend.»
    «Vielen Dank.»
    «Geheimes Familienrezept?»
    «Nein, ganz normal. Knoblauch, Zwiebeln, Basilikum, Petersilie.» Sie schnitt eine Tomate für den Salat. «Tut mir leid, ich bin spät dran. Eigentlich sollte alles fertig sein, wenn Sie kommen.»
    «Macht nichts, ich habe Zeit. Wie gefällt’s Ihnen denn so im Osage Creek?»
    «Ganz okay.»
    «Ich habe auch schon mal hier gewohnt. Zwischen zwei Ehen.»
    «Warum haben Sie so oft geheiratet?»
    «Ich glaube, ich heirate einfach gern.»
    Er stellte sein Weinglas ab und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Küchentresen, die Beine über Kreuz.
    «Nur mal so ’n Gedanke. Wolln Sie nicht auf die andere Seite des Highways wechseln und für mich Autos verkaufen?»
    «Im Ernst?»
    «Ich glaube, Sie können das. Sie können mit Leuten umgehen, Sie sind nett und haben Humor. Meine Mutter hat immer gesagt, wenn du ’nen richtigen Kerl für einen Job suchst, nimm eine Frau.»
    «Vielen Dank. Ich bleibe aber lieber beim Kellnern.»
    «Machen Sie das schon immer? Kellnern?»
    «Ja.»
    «Und was hat Ihr Mann gemacht?»
    «Er war Geschäftsmann.»
    «Was für Geschäfte?»
    «Alles Mögliche, er hatte ’ne Menge Projekte am Laufen.»
    «So eine Art Unternehmer, also?»
    «Kann man so sagen.»
    «Ich wette, Sie haben den Namen Ihres Mannes angenommen?»
    «Wie kommen Sie denn darauf?»
    «Sie sehen nun mal nicht wie eine Peterson aus.»
    «Und wie sehe ich aus?»
    «Keine Ahnung. Nun ja, etwas exotischer.»
    Sie lachte. «Oh, natürlich, ich bin total exotisch. Sicher.»
    «Auf mich wirken Sie so.»
    «Und Sie, wie sind Sie bei den Gebrauchtwagen gelandet?»
    «Vom Papa geerbt. Er war Carter ist smarter der Erste.»
    «Und gefällt es Ihnen?»
    «Schon okay. Manchmal hängt’s einem ein bisschen zum Hals raus.»
    Er stellte sich hinter sie, legte die Hände auf ihre Taille. Als sie den Kopf zu ihm umdrehte, küsste er sie.
    «Sie sind so ungefähr das Schönste, was dieser Stadt seit fünfzig Jahren passiert ist.»
    «Was war denn vor fünfzig Jahren?»
    «Keine Ahnung. Vielleicht hatte eine Filmdiva einen Platten. Auf ihrem Weg nach Hollywood.»
    Es klingelte an der Tür. Gina runzelte die Stirn. «Wer ist das denn jetzt?»
    «Will bestimmt was verkaufen. Ich wimmle ihn ab.»
    Mit ihrem Geschmack auf den Lippen und etwas mehr Schwung als sonst ging er durchs Wohnzimmer. Es klingelte noch einmal. Er öffnete die Tür.
    Die Wohnung lag im zweiten Stock am Ende der Treppe. Sichtlich atemlos vom Aufstieg, stand ein unglaublich dicker Mann im gelben Schein der Lampe. Doppelt so dick wie Wesley. Lockiges schwarzes Haar, nass vom Regen. Schwerer schwarzer Wollmantel mit nassen Schultern. Roter Pullover und schwarze Hose. Die Hände in den Manteltaschen. Hätte ebenso gut ein buddhistischer Mönch wie ein Vertreter sein können.
    «Kann ich Ihnen helfen?»
    «Ist Gina da?»
    «Und wer sind Sie?»
    «Ich bin Toddo, ihr Cousin. Von der Ostküste.»
    «Ihr Cousin!», sagte Carter, öffnete das Fliegengitter und ließ ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher