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Marie + Leo = Liebe (German Edition)

Marie + Leo = Liebe (German Edition)

Titel: Marie + Leo = Liebe (German Edition)
Autoren: Genovefa Adams
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„…in the ghetto…“
    Marie seufzte . Elvis´ Stimme aus ihren Kopfhörern klang einfach ganz
genau wie Leos.
    Beim Gedanken an Leo musste sie
lächeln. Sie stellte sich vor, wie sie ihm von gestern Abend erzählte. Er würde
sie auslachen, wie er es in solchen Fällen immer tat.
    „Mein kleiner Tollpatsch“,
würde er sagen, sie in den Arm nehmen und liebevoll auf den Scheitel küssen.
    Das tat er oft. Marie liebte
das. Sie vergrub dann jedes Mal ihre Nase in seiner Halsbeuge und sog seinen
Duft ein.
    Leo roch unheimlich gut. Immer.
Nach dem Sport oder einer durchfeierten Nach ebenso wie direkt nach dem
Duschen.
    Wie machte er das bloß? Es war
kein Parfum, das wusste sie. Er zog sie schon damit auf, dass sie ständig an
ihm roch.
    Andererseits – es gab nicht
viele Dinge, mit denen er sie nicht aufzog. Marie war sich ziemlich sicher,
dass Leo sie kein bisschen ernst nahm. Jedem anderen wäre sie deswegen böse gewesen.
An Leo störte es sie nicht.
    Die U-Bahn fuhr in den Tunnel
ein. Noch zwei Haltestellen, dann war sie zuhause. Früher als geplant. Weil sie
sich mal wieder blamiert hatte.
    Wie lange hatte sie auf einen
Auftrag wie diesen gewartet?
    Sie war Journalistin geworden,
weil sie Promis interviewen und Enthüllungsstorys schreiben wollte. Stattdessen
berichtete sie von neueröffneten Mutter-und-Kind-Cafés und verfasste
herzerweichende Meldungen anlässlich goldener Hochzeiten.
    Das Interview mit Paul H., dem
Leadsänger von Rebellion wäre
zumindest einmal ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.
    Rebellion war eine
Newcomer-Band aus der thüringischen Provinz. Ihre erste Single „Wir“ war seit
Wochen auf Platz eins der Charts und die Bandmitglieder hatten bereits die Cover aller bekannten Teenie-Magazine erobert. Somit
entsprachen sie nicht ganz der Zielgruppe der Tageszeitung, für die Marie
arbeitete.
    Trotzdem oder vielleicht auch
gerade deswegen war das Management der Band ganz heiß auf ein Interview
gewesen. Sie wollten ein breiteres Publikum ansprechen und hofften, in Marie
eine kompetente Medienpartnerin gefunden zu haben, die sie beim Erreichen
dieses Ziels unterstützen würde. So ähnlich hatten sie es jedenfalls in einer
Email formuliert.
    Hanno, ihren Chefredakteur, zu
überzeugen war gar nicht so einfach gewesen. Sie hatte ihm versprechen müssen,
Paul mindestens den Sinn des Lebens aus der Nase zu ziehen, sonst würde das
Interview nicht veröffentlicht.
    Gut, dass sie sich darüber nun
keine Gedanken mehr machen musste. Ohne Interview hatte sie wenigstens nicht
den gesamten Sonntagnachmittag damit zu tun, die Antworten eines
erziehungsresistenten Teenagers, als der Paul sich herausgestellt hatte, auf
interessant zu polieren.
    Dabei hatte es gestern Abend
vor dem Konzert gar nicht mal so schlecht angefangen. Nachdem sie der Security
hatte glaubhaft machen können, dass sie nicht vom Jugendamt war und es sich bei
den vielen Unterlagen in ihrer Tasche lediglich um die Ergebnisse ihrer vorab
erfolgten Recherche handelte, hatte sie im Backstage-Bereich eine tolle Zeit.
Ungefähr fünf Minuten lang.
    Dann stürmte Paul mit seiner
Band im Schlepptau in den Presseraum. In jugendlichem Überschwang hätte er
Marie beinahe über den Haufen gerannt, als sie gerade dabei war, Zucker in
ihren Kaffee zu rühren und gleichzeitig über eine pfiffige und spritzige
Eingangsfrage nachzudenken.
    Auch dieses Problem hatte sich
rasch erledigt. Paul war ausgerastet, hatte sie beschimpft und kurzerhand aus
der Konzerthalle werfen lassen. Und das alles bloß, weil sie ihm versehentlich
kochendheißen Kaffee über die Hose geschüttet hatte.
    „Alte Spießerschachtel“ hatte
er sie genannt – als ob Marie mit ihrem anstehenden dreißigsten Geburtstag
nicht schon genug zu kämpfen gehabt hätte.
    Dieser Moment gehörte definitiv
auf die Liste mit den zehn peinlichsten Augenblicken ihres Lebens.
    Hanno hatte beinahe einen
Herzinfarkt bekommen, als sie ihn noch am gestrigen Abend sofort telefonisch
über die Pleite in Kenntnis gesetzt hatte. Er wurde unheimlich wütend und schrie
sie an: „Wegen deiner bescheuerten Interview-Idee habe ich mich sogar mit der
Verlagsleitung angelegt! Ich wollte dir eine verdammte Chance geben! Und so
dankst du mir mein Vertrauen?“
    So war es noch lange
weitergegangen, inhaltlich war es jedoch alles auf dasselbe hinausgelaufen:
Hanno hielt Marie für inkompetent.
    Deshalb musste sie sich vorerst
weiterhin den Jubiläen und Randnotizen widmen.
    Beinahe hätte Marie
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