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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst
Autoren: Annette Bell
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repräsentatives Schild an einer protzigen Hauswand.
Sonst noch Fragen?«
    Jetzt wußten wir schon viel, aber
über die Rolle, die mir bei der Jagd nach dem unbekannten Übeltäter zugedacht
war, hatte er noch kein Wort verloren. Das war auch Anja aufgefallen.
    »Und was hat Schuftel mit der ganzen
Sache zu tun?«
    »Unser vierbeiniger Freund wird die
Abteilung Flirt übernehmen«, grinste Debray. »Beide Verdächtigen, sowohl diese
Frau, Irma Lucas heißt sie, glaube ich, als auch ein gewisser Jürgen Diering
besitzen Hunde. Frau Lucas einen Pudel und Herr Diering eine Dackeldame. Das
waren sozusagen die einzigen persönlichen Merkmale, die mir unser Auftraggeber
über die beiden verdächtigen Herrschaften aufzählen konnte. Nun, da uns dieser
Umstand bekannt ist, glaube ich, daß es für Sie mit Hund wesentlich leichter
sein wird, an die Herrschaften heranzukommen, als ohne. Besonders da Ihr
Schuftel nach meiner Feststellung reichlich Gesprächsstoff liefert.«
    Das sagte Herr Debray und ging mit
Anja die Einzelheiten durch. Er sprach davon, daß sie die beiden nur nach
Beschreibung auf finden müsse und daß ihre Adressen wahrscheinlich nicht mehr
stimmten. Frau Lucas, etwa neunundzwanzig Jahre alt, war vorübergehend als
Sekretärin im Konstruktionsbüro der Lord-Werke beschäftigt. Auf sie fiel der
Verdacht, weil sie vor etwa drei Wochen ihr Büro verlassen und seitdem nicht
mehr betreten hatte. Alle an sie gerichteten Briefe kamen unzustellbar zurück.
Also hielt man es für möglich, daß sie etwas mit der Sache zu tun haben könnte.
Herr Diering dagegen war ein junger Konstrukteur, der monatelang an dem neuen
Projekt mitgearbeitet hatte. Auch er verließ die Firma plötzlich. In seinem Fall
wußte man wenigstens, warum das geschah, denn er hatte einen plausiblen
Kündigungsgrund angegeben: Differenzen mit seinen Kollegen. Was lag da näher,
als auch ihn zu verdächtigen und seine bereits verwischten Spuren verfolgen zu
lassen.
     
    Sie
redeten und redeten und rauchten und beratschlagten. Was am Ende dabei
herauskam? Ich weiß es nicht. Die Hitze in diesem Raum, meine akrobatische
Tätigkeit, die Aufregungen der letzten Stunden, alles das trug dazu bei, daß
ich einschlief. Ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren. Eine Zeitlang
klimperte ich krampfhaft mit den Lidern und versuchte angestrengt, mich auf das
zu konzentrieren, was sie sprachen, aber ihre Stimmen gingen mehr und mehr in
ein fernes Rauschen über, und dann muß es eben auf einmal passiert sein.

Ein neues Heim
     
    Nichts
zu machen, ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie es
kam, daß ich mich nach Ewigkeiten in einer hübschen kleinen Giebelwohnung
wiederfand, die wie ein Schwalbennest unter dem Dach klebte. Aber obwohl meine
Sinne keineswegs schon alle in voller Aktion waren, wußte ich schlagartig: Hier
wohnt Anja, hier lebt sie. Überglücklich stellte ich fest, daß dies meine neue
Heimat war.
    Das ganze Zimmerchen, in dem ich
mich an diesem Abend wiederfand, roch, nein duftete nach Anja. Diesen
Wohlgeruch fand ich in kleinen Portionen und zerstäubt in viele einzelne
Düftchen an den Gegenständen in ihrem Zimmer wieder. Hier würde ich es
aushalten können, zwischen zierlichen Schränkchen, unter bodentiefen Volants,
zwischen den krummen Beinen weißbepinselter Stühle und auf blauen, nicht allzu
hohen Sesseln und einer ebensolchen Couch.
    Blau schien Anjas Lieblingsfarbe zu
sein, und mir fiel der Kinderreim ein, den Rosenstocks kleine Sabine immer
sang, wenn sie mit mir rund um Tische und Stühle hüpfte: >Blau blau blau
sind alle meine Kleider, blau blau blau ist alles, was ich hab’!< Du liebe
Güte, wenn ich daran dachte, das waren turbulente Zeiten.
     
    Turbulente
Zeiten? Die reinste Erholung war das gewesen, ich wußte es nur noch nicht.
Hätte ich nicht geschlafen, als Anja und der Detektiv ihren Schlachtplan
entwarfen, hätte ich nur die Ohren gespitzt, hätte ich, hätte ich...
    Aber was nützt das alles, wenn der
Augenblick nun einmal verpaßt ist. Die Menschen haben für solche Fälle ein treffendes
Sprichwort, es heißt: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Deshalb konnte
ich mich auch ungestört meinem Glück hingeben an jenem Abend. Irgend etwas
Fleischiges brutzelte auf der kleinen elektrischen Kochplatte in einer Pfanne,
und Anja stand mit einem Schürzchen vorm Bauch und gabelschwingend davor.
    »Gleich gibt’s was Feines, mein
Kleiner«, sagte sie, und das Wasser lief mir im Maul
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