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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst
Autoren: Annette Bell
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skeptisch:
    »Na, hoffentlich feiern Sie nicht
gerade meine Entlarvung, in diesem Falle würde ich nämlich lieber passen.«
    »Wir werden Ihnen erklären, warum
wir feiern«, versprach Herr Debray und faßte Jürgen freundschaftlich am Arm.
Aber Anja hielt die Herren zurück.
    »Ach, bitte Herr Diering, Sie
könnten mir einen großen Gefallen tun.«
    Der Angesprochene deutete leicht
eine Verbeugung an und sagte:
    »Aber sicher, gerne, wenn ich kann.«
    »Sie können«, sagte Anja und machte
ein liebes, bittendes Gesicht. »Sind Sie doch so lieb und holen Kleopatra. Ich
hatte einen bestimmten Grund, warum ich Schuftel heute abend mitgebracht habe,
und es wird ihm sicher weniger langweilig sein, wenn er reizende Gesellschaft
hat.«
    Herr Diering lachte lauthals. »Na
schön«, sagte er, »aber daß mir die beiden keine Dummheiten machen, Sie tragen
die Verantwortung.« Eine ganze Minute lang schlug mein Herz jetzt nur noch für
Anja, weil sie so mitfühlend und so lieb darauf bedacht war, daß ich nicht auf
meinen Schatz zu verzichten brauchte. Als Jürgen schon ein Stück weg war, rief
Anja ihm nach:
    »Wir gehen schon voraus, Sie wissen
ja, wo Sie uns finden!«
    Wir gingen noch ein Stückchen die
breite Promenade entlang und blieben vor einem offenen Eisentor stehen, das in
eine helle, lange Mauer eingelassen war. Ganz oben verkündeten grüne
Leuchtbuchstaben, die halbrund über der Mauer angebracht waren, wo wir uns befanden.
»Las Palmas« entzifferte ich, und wenn ich auch im ersten Moment nicht das
ganze Gartenlokal übersehen konnte, so hörte ich doch im gleichen Moment, in
dem wir eintraten, wie die Kapelle einsetzte, und sah, daß sie mit flotten
Rhythmen die Gäste von ihren Sitzen auf die Tanzfläche lockten.
    Ringsum standen Palmen, so wie der
Name es versprach. Auf den Tischen standen kleine bunte Lämpchen und spendeten
gerade so viel Licht, wie verliebte Paare brauchen, um noch etwas sehen zu
können. Hier hörte man das Meer rauschen, und auf der Zunge schmeckte man das
Salz, das der Wind in winzig-kleinen Stäubchen herübertrug. Von oben schien der
Mond mit seinem ganzen freundlichen Gesicht. Hier war es schön, und diese Nacht
war schön — eine Nacht zum Lieben.
    Als Herr Diering zurückkam, sich
zwischen den Stühlen einen Weg zu uns suchte, als meine Augen Kleopatra
entdeckten, wie sie, kräftig an der Leine zerrend, freudig auf mich zuwackelte,
da war diese Welt um mich herum vergessen, sie war überhaupt nicht mehr da.
     
    Während
die drei über uns in Korbsesseln Platz nahmen, streckten wir uns auf dem Kies
aus. Wir waren vereint, wir waren glücklich. Dort oben in der ersten Etage
fingen sie an zu erzählen, zu fragen, zu antworten, sich in allen Variationen
zu wundern und zu freuen. Wir ließen uns davon nicht stören. Ich knabbelte
gerade zärtlich an Kleopatras linkem Ohr, als ich Herrn Debray sagen hörte:
    »Sehen Sie, und das alles hat Anja
bereits gewußt, noch ehe ihr jemand sagen konnte, wie die Dinge standen. Allein
ihr Verstand hat sie das Richtige tun lassen — beziehungsweise ihr Herz«, fügte
er noch nach einer kurzen Pause hinzu.
    Ich hätte gerne Anjas Gesicht in
diesem Augenblick gesehen. Sicher war sie wieder rot bis an die Ohrläppchen
geworden. Jürgen sagte nichts dazu, er staunte sicher genauso, wie wir alle
gestaunt hatten, als wir die Wahrheit erfuhren. Nur Herr Debray meinte noch
ziemlich nachdenklich:
    »Ja, ja die Frauen, sie sind schon
sonderbare Wesen.« Dann schob er seinen Stuhl zurück und stand auf. So war es
reiner Zufall, daß ich in diesem Moment nach oben sah. Was ich aber sah, ließ
mein Herz vor Freude springen.
    Anjas Hand hing an der Seite ihres
Stuhls herunter, und was soll ich Ihnen sagen, was meine erstaunten Augen
beobachteten?
    Ich sah, wie Jürgen Dierings Hand
langsam auf dem Weg zu der ihren war. Kleopatra merkte es nicht, sie sah
verträumt in den großen Mond. Gebannt verfolgte ich, wie sein kleiner Finger
nach einem ihrer Finger angelte, und als er ihn endlich erreicht hatte, sich
mit kräftig-sanftem Druck ihrer ganzen Hand bemächtigte. Sie wollte sie
zurückziehen, aber er hielt sie fest, und er tat gut daran.
    Liebevoll tappte nun auch meine
Pfote nach Kleopatra, Zärtlichkeit steckt an. Und so tauschten wir in dieser
unvergeßlichen Minute Zärtlichkeiten aus auf zwei Ebenen. Anja und Jürgen oben
mit Händen und Blicken, und wir, Kleopatra und ich, unten, mit allem, was wir
hatten, noch viel stürmischer. Mit leiser Stimme bat
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