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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst
Autoren: Annette Bell
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gar nichts zu erfahren. Sie
werden ihm doch nicht etwa gesagt haben, weshalb Sie hinter ihm her waren?«
    »Selbstverständlich habe ich das
getan, denn er hat es nicht verdient, daß man ihn belügt oder ihm mit Mißtrauen
gegenübertritt.«
    »Sie wollen also damit sagen, daß
Sie Ihre Karten bereits aufgedeckt haben, noch ehe Sie bestimmt wußten, daß wir
mit dem Verdacht falsch lagen?«
    Anja setzte sich ganz gerade hin und
hob stolz den Kopf. »Ich weiß gar nicht, was Sie wollen. Ich habe es ja
gewußt, ich war überzeugt von seiner Unschuld, darum habe ich mir das Recht
genommen, zu handeln, wie ich es für richtig hielt.«
    »Na, dann meine Gratulation, Ihre Menschenkenntnis
scheint ebenso stark entwickelt zu sein wie Ihr Mut. Sie mögen ihn wohl, diesen
Diering?« Na, ein bißchen indiskret war diese Frage schon, und Anja reagierte
auch entsprechend:
    »Ich denke doch, daß das meine Sache
ist. Außerdem fahren wir in den nächsten Tagen sowieso nach Hause, dann ist
ohnehin alles zu Ende.«
    Herr Debray stemmte entrüstet beide
Hände in die Taille. »Also das ist ein Ding. Ich komme extra her, um ein paar
Tage Urlaub zu machen, und Sie haben nichts Eiligeres zu tun, als gleich wieder
abzudampfen. Vielleicht überlegen Sie sich Ihren Entschluß noch einmal
reiflich. Finanziell stehen Sie ja jetzt blendend da, darauf können Sie es
nicht schieben. Wann sehen Sie denn Herrn Diering wieder?«
    »Heute abend«, sagte Anja. »Wir
wollten zusammen tanzen gehen. Wenn ich Sie vielleicht bitten dürfte
mitzukommen? Herr Diering hat sicher nichts dagegen, und zu zweit läßt sich das
alles besser erklären.«
    »Abgemacht«, nickte Herr Debray.
»Ich nehme diese freundliche Aufforderung an. Im übrigen muß dieser glückliche
Ausgang einer Haken-und-ösen-Geschichte ja auch noch gebührend gefeiert
werden.«
     
    Herr
Debray mietete sich im selben Hotel ein. Der Nachmittag, der diesen Eröffnungen
folgte, war fürchterlich. Anja lief herum wie Falschgeld, nirgends hatte sie
Ruhe, es sah fast so aus, als wäre sie am liebsten spornstreichs zu ihrem
Jürgen gerast, um ihm die Neuigkeiten zu erzählen. Daß es mir genauso gehen
könnte, auf den Gedanken kam sie nicht, denn die Zimmertür blieb fest
verschlossen, und Stunde um Stunde verrann, ohne daß ich das mir gesteckte Ziel
erreicht hatte.
    Zum Abendessen sahen wir Herrn
Debray wieder. Er saß schon an unserem Tisch, als wir, feingemacht und
aufgeputzt, unten erschienen. Jawohl, und wenn Sie noch so staunen, ich war
diesmal dabei. Wenn es galt, unser aller Leistungen zu feiern, dann hatte ich
ja wohl auch das Recht auf Beteiligung. Anja hatte das jedenfalls von ganz
allein eingesehen.
    »Ein Held wie du darf bei der
Siegesfeier schließlich nicht fehlen«, sagte sie zu mir, und ich konnte
natürlich nicht anders, als dieser lobenswerten Erkenntnis zustimmen. Ich hatte
noch eine Chance, Kleopatra an diesem Tag zu sehen zu kriegen, nämlich, wenn
sie mit von der Partie sein würde. Aber gerade das wußte ich nicht, und das
beunruhigte mich stark.
    Anja und Herr Debray unterhielten
sich angeregt, und ich saß mit gespitzten Ohren auf dem Boden, hellwach und
konzentriert, aber ich hörte kein Wort über Kleopatra. Ich wurde ungeduldig. Es
dauerte mir viel zu lange, bis sie endlich, nach mehreren Gängen die
Obstbestecke hinlegten, sich denJMund abwischten und nach den Zigaretten
griffen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, und ich würde erfahren, ob
ich meine süße Hundedame heute wiedersah oder nicht.
    Anja nahm mich auf den Arm, als wir
durch die Gassen schlenderten. Sie schienen viel Zeit zu haben, blieben vor
kleinen Schaufenstern stehen, sahen neugierig hinein, lachten und redeten, so
als hätten sie gar kein bestimmtes Ziel.
    An der Stelle aber, wo die Gasse
einen Knick macht und in die Strandpromenade ausläuft, trafen wir mit Herrn
Diering zusammen.
    Mit einem Blick hatte ich erfaßt,
daß meine Süße nicht mitgekommen war. Ich winselte und zappelte auf Anjas
Armen, aber sie schien meine Bemühungen, meine Verzweiflung mißzuverstehen und
ließ mich hinunter, dann sagte sie zu Herrn Debray:
    »Das ist Herr Jürgen Diering«, und
zu Herrn Diering: »Und hier stelle ich Ihnen Herrn Debray vor, von dem ich
Ihnen gestern erzählt habe. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, daß er uns
begleitet, wir haben nämlich einen gemeinsamen Grund zum Feiern.«
    Die beiden Männer gaben sich die
Hände und grinsten sich freundlich an. Jürgen meinte leicht
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