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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst
Autoren: Annette Bell
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auf einen Brief, sicher war sie neugierig auf Debrays Antwort auf
ihren Bericht, denn sie fragte unseren Prinzipal mindestens dreimal vergeblich,
ob die Post schon gekommen sei. Nichts zu machen, die Post ließ auf sich warten,
und ich war immer noch angeleint. Mein ungeduldiges Herz pochte, und die
Sehnsucht wuchs, je mehr die Sonne über das Wasser stieg.
    So waren Anja und ich ungefähr in
derselben Gemütsverfassung, als wir die größte Überraschung des Tages erlebten.
Wir saßen gerade wieder auf dem Bademantel, Anja und ich verträumt
nebeneinander, als plötzlich ein Mann, der von oben bis unten vollständig
angezogen war, mit Schuhen und Anzug und allem Drum und Dran vor uns stand. Ich
sah zuerst ja nur die Schuhe und ein Stück der Hose, und ich roch sie auch, und
schon wußte ich, wer der unerwartete Besucher war. Ich sprang schon
mitteilungsbedürftig an ihm hoch, als Anja erst ihr Gesicht erhob.
    »Herr Debray, wie kommen Sie denn
hierher?« Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Das konnte ich verstehen, die
Überraschungen wollten in diesen Tagen wohl kein Ende nehmen.
    Er stellte einfach seinen Koffer in
den Sand, setzte sich, ohne viele Umstände zu machen darauf und sagte erst mal:
    »Guten Tag, Fräulein Benjamin. Wie
ich sehe, lassen Sie es sich gutgehen.«
    »Haben Sie meinen letzten Bericht
schon bekommen?« fragte Anja gleich aufgeregt zurück.
    »Habe ich nicht, nur den ersten,
aber ich habe Ihnen was mitgebracht.«
    »Wieso kommen Sie nur so plötzlich
hier angetanzt?« staunte Anja wieder.
    »Sie haben mir doch auf Band
vorgeschwärmt, wie schön es hier ist, wie wundervoll das Wetter, wie malerisch
der Ort und was weiß ich noch alles, und da wundern Sie sich, daß ich dieses
Kleinod an der Riviera auch einmal besichtigen will?«
    »Und Ihre Arbeit zu Hause?«
    »Ach, die Arbeit«, sagte Herr Debray
mit einer wegwerfenden Geste, »die kann Herr Jantzen einmal für ein Weilchen
alleine machen, jetzt, wo so wichtige Ereignisse über uns gekommen sind. Jetzt
war es zuerst einmal wichtig, daß ich zu Ihnen kam.«
    Anja erhob sich auf die Knie und
klaubte schnell ihre Sachen zusammen.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn wir
aufs Zimmer gehen, meinen Sie nicht?«
    »Guter Vorschlag, was ich Ihnen zu
sagen habe, dauert sowieso länger, als Sie es in der prallen Sonne aushalten
können.«
    Na, der machte ja geheimnisvolle
Andeutungen, dieser Debray. Unter diesen Umständen konnte ich es unmöglich
verantworten, nur an meine privaten Dinge zu denken. Jetzt war Dienst. Was
mochte er Anja wohl so furchtbar Wichtiges mitzuteilen haben, daß er extra
hierher kam? Kleopatra konnte ich auch noch besuchen, wenn ich das Neueste vom
Tage erfahren hatte, das konnte ich mir nicht entgehen lassen.
    Oben angekommen, ließ sich Herr
Debray auf den Stuhl fallen, Anja setzte sich auf die Bettkante und sagte:
    »So, und nun fangen Sie mal von
vorne an, sonst komme ich noch ganz durcheinander. Ihre Überraschung ist Ihnen
ja gelungen, jetzt verwirren Sie mich nicht noch mehr, indem Sie mir einzelne
Brocken vorwerfen. Also bitte, was ist denn nun los?«
    Herr Debray griff umständlich in
seine Brusttasche, holte ein Päckchen Papier heraus, warf es der überraschten
Anja in den Schoß und sagte:
    »Das ist los.«
    »Ist das etwa für mich?«
    »Ganz allein für Sie«, damit griff
er nochmals in die Tasche und warf ihr ein zweites, dünneres Bündel zu. »Und
das dazu.«
    Es machte ihm sichtlich Spaß
zuzusehen, wie Anja Bauklötze staunte. Sie war für Sekunden sprachlos. Es waren
lauter Geldscheine, die Herr Debray ihr zugeworfen hatte, und sie blätterte mit
fahrigen Fingern darin herum.
    »Zwanzigtausend Mark, wie ist das
möglich?«
    »Die haben Sie sich redlich
verdient, Sie und Ihr Superhund Schuftel. Jetzt will ich Sie aber nicht länger
auf die Folter spannen. Ursprünglich habe ich genau das Doppelte dieser Summe
bekommen. Einmal dreißigtausend Mark von den Lord-Werken, weil wir das Geld,
das geklaute, so schnell wieder herbeigeschafft haben, und dann noch
zehntausend von der lieben guten Polizei. Auf die Ergreifung unserer Diebe war
schon seit langem eine Belohnung in dieser Höhe ausgesetzt, und der Herr
Kommissar Knöpfle hat es sich nicht nehmen lassen, sie mir persönlich zu
überreichen. Von beidem erhalten Sie hiermit die Hälfte, und ich will nur
hoffen, daß Sie damit zufrieden sind.«
    »Mein Gott, wie können Sie so was
fragen. Und die Pläne, was ist jetzt mit den Plänen?«
    »Ach, die Pläne,
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