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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst
Autoren: Annette Bell
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auch manchmal verschmitzt aus den
Augenwinkeln, reckten dann wieder ihre Glieder und entschlossen sich schließlich,
zusammen schwimmen zu gehen.
    Jetzt hatten Kleopatra und ich das
Reich für uns allein. Jetzt wollten wir uns auf dem weichen Bademantel dehnen
und recken, so wie die beiden es vorher getan hatten. Auch wir sahen uns in die
Augen, aber daß wir verliebt waren, brauchten wir nicht zu vertuschen, wir
zeigten es ungeniert. Sie legte ihre linke Vorderpfote auf meine rechte und
dann blinzelten wir gemeinsam in die Sonne, die schon langsam anfing, hinter
dem Berg zu versinken, an dem unsere teuersten Erinnerungen hafteten.
    Was war ich doch für ein Dummkopf!
Aber so geht es einem, wenn man den Kopf voll anderer Dinge hat, sonst wäre ich
bestimmt sofort dahintergekommen. Wenn schon nicht bei unserer ersten
Begegnung, aber dann doch wenigstens, nachdem ich mit angehört hatte, was
dieser schwarze Lockenkopf Anja erzählte. Dabei hatte ich in aller Unschuld
meine Aufgabe hervorragend bewältigt. Wenn man’s richtig bedachte, in diesem
Fall noch viel besser als im Falle Lucas. »Der Schuftel übernimmt die Abteilung
Flirt!«, hatte Herr Debray gesagt, und hatte ich meine Pflicht nicht glänzend
erfüllt?
    Wie könnten Sie mir zustimmen, da
Sie ja noch nicht wissen, daß dieser schöne Jüngling unser langgesuchter Jürgen
Diering war! Jawohl, er war es! Manche Leute werden sagen: so was gibt’s nicht,
an solche Zufälle glaube ich nicht. Und doch, es ist genauso geschehen, wie ich
es beschrieben habe. Und was das Schönste ist, ich erfuhr es auch erst in dem
Augenblick, als er sich selber vorstellte. Genau an diesem Nachmittag, als die
Sonne schon fast verschwunden war, als sich beide schon längst abgetrocknet
hatten und bereits wieder gemütlich auf dem weichen Bademantel lagen, nachdem
sie uns vom weichen Plätzchen vertrieben hatten, da sagte dieser Mensch:
    »Es ist eigentlich unverzeihlich,
ich habe mich Ihnen noch nicht einmal vorgestellt. Vor lauter Sorge um unsere
beiden Ausreißer habe ich es heute morgen ganz vergessen und heute nachmittag —
also ich heiße Jürgen Diering.«
    Anjas Augen wurden groß wie
Gummibälle, sie schluckte ein paarmal trocken und starrte ihn an, als hätte er
zu ihr gesagt, die Welt ginge morgen unter.
    »Nein, das ist nicht wahr«, sagte
sie entgeistert. »Sagen Sie, daß es nicht wahr ist.« Jetzt sah er sie an, als
setzte sein Verstand aus.
    »Warum«, fragte er völlig verstört,
»warum soll es nicht wahr sein, daß ich Jürgen Diering bin, ist das für Sie so
schlimm?«
    »Na, weil ich die ganzen zwei Tage,
die ich hier in Laigueglia bin, nach Ihnen gesucht habe, weil ich überhaupt nur
Ihretwegen hierhergekommen bin und weil es einfach zum Lachen ist, daß ich Sie
nur durch einen solchen Zufall gefunden habe!«
    »Sie haben mich gesucht? Sie sind
extra wegen mir nach Laigueglia gekommen? Was soll denn das bedeuten, das
müssen Sie mir erst mal erklären, ich verstehe Sie wohl nicht richtig.«
    Beide saßen sich jetzt aufrecht
gegenüber, und mehr noch als die Hitze schien ihnen jetzt die Erregung die
Schweißtropfen aus den Poren zu treiben. Anja holte tief Luft.
    »Das ist eine lange Geschichte, und
wenn ich nicht wüßte, daß alles so entsetzlich unsinnig ist, was sich manche
Leute denken, dann würde ich sie Ihnen nicht einmal erzählen, aber so... Dabei
hätte ich es ahnen können, vorhin, als Sie mir von Ihren Plänen erzählten, die
Sie mit Antonio verwirklichen möchten, von Ihrer Arbeit. Nein, wie kann ein
einzelner Mensch nur so dumm sein.«
    Wie konnte sie so etwas sagen, ich
wußte schließlich, daß sie nicht dumm war. Aber die Liebe macht eben auch die
Menschen blind, ich verstand sie, ich saß ja im Glashaus und hatte nicht die
Absicht, mit Steinen zu werfen. Sie war eben verliebt, meine kleine
blondgelockte Anja, in diesen großen schwarzgelockten Jüngling, und ich mußte
gestehen, daß er auch mir gut gefiel, vor allem, seitdem er nichts mehr gegen
eine Annäherung zwischen Kleopatra und mir zu haben schien. Gut würden sie
zusammenpassen die beiden, dachte ich mir, als ich sie heimlich beobachtete.
Ich stieß einen tiefen Seufzer aus und getraute mich nicht, an soviel Glück zu
glauben.
    Jürgen Diering verabschiedete sich
bald darauf, aber nicht, ehe ihm Anja versprochen hatte, ihm diese sonderbare
Geschichte ausführlich zu erzählen, heute abend in den Mondscheinstunden, die
sie gemeinsam verbringen wollten.
    Kaum waren wir wieder in
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