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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst
Autoren: Annette Bell
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kleine blonde Schnäuzer, der beim Sprechen lustig auf und nieder
wippte, unterschied ihn deutlich von dem bekannten Gangsterschreck. Ebenso
seine Figur. Eine Menge Temperament schien in diesem nicht allzu großen
drahtigen Körper zu stecken. Seine Hände waren ständig in Bewegung, auch wenn
er nicht sprach. Ausgesprochen unsympathisch schien er nicht zu sein.
    Als Anja ihr Jäckchen
zurechtgezupft, ihre Beine in die richtige Stellung gebracht und das Täschchen
auf ihrem Schoß zurechtgerückt hatte, meinte Herr Debray mit gerunzelter Stirn:
    »Sie möchten also die Sache
übernehmen?«
    »Sie wollen mir den Fall
überlassen?« Anja schien erfreut, aber der Detektiv schwächte mit einer energischen
Geste ihre Begeisterung ab.
    »Kein Grund zur Freude, Fräulein
Benjamin, wenigstens vorläufig noch nicht. Die Sache hat nämlich mehrere Haken,
das werden Sie gleich merken, und ich an Ihrer Stelle würde erst mal
angestrengt überlegen, ehe ich mich auf so was einließe.«
    »Wenn ich die nötigen Spesen von
Ihnen bekomme, mache ich’s, da brauche ich gar nicht erst nachzudenken, ich---«
    »Ihre private Geschichte geht mich
nichts an. Ich will auch nicht wissen, warum Sie sich in einem so windigen
Geschäft, wie es das meine ist, versuchen wollen. Mein Kompagnon und Freund
Oliver Jantzen hat Sie mir geschickt und damit basta. Ich habe nichts zu
verlieren bei dieser Sache. Nicht einmal meinen guten Namen als Detektiv, denn
ich habe nichts versprochen. Was Sie machen wollen, ist Ihre Sache, und ich
kann Ihnen nur den guten Rat geben, erst dann zuzusagen, wenn Sie alles gehört
haben.«
    Dann sah er plötzlich zu mir
herüber.
    »Ist er das?«
    »Gewiß«, bestätigte Anja und langte
mit der Hand nach mir. Schnell rutschte ich ein Stückchen näher heran, damit
sie mich auch wirklich kraulen konnte, was ja offensichtlich ihre Absicht war.
    »Wie lange haben Sie ihn schon?«
    »Fast zwei Jahre«, log Anja, ohne
mit einer Wimper zu zucken.
    »Und wie heißt er?« erkundigte sich
der Mann.
    Die Sache fing an, mir Spaß zu
machen. Ich begriff zwar nicht, warum Anja so unverschämt schwindelte, aber ich
war gespannt, wie sie sich da wieder herausreden würde.
    »Sch--Schuftel heißt er«, und als
das heraus war, fuhr sie fast überstürzt fort:
    »Komischer Name, ich weiß, aber er
ist ein so verflixt nichtsnutziger kleiner Kerl, eben ein richtiger kleiner
Schuft. Die tollsten Sachen stellt er an. Neulich erst...«
    »Funktioniert er denn wenigstens
auch einigermaßen, oder ist er so ein Querkopf, wie es die meisten Dackel
sind?«
    Es war mir gleichgültig, daß er mich
nicht einmal unfreundlich ansah, als er das sagte. Das war eine Verleumdung.
Oh, dieser beschnäuzerte Daniel. Und ich hatte ihn ganz manierlich gefunden.
Meine Zähne knirschten von ganz allein. Funktionieren sollte ich wie eine
Maschine, womöglich noch auf seinen Befehl. Und Dackel hatte er eine Rasse von
Querköpfen genannt. Ich war entsetzt.
    Aber Anja fühlte mit mir. Sie ließ
diese Schmach nicht auf mir sitzen, und ein fast glückliches Gefühl überkam
mich, als ich mit anhörte, wie sie mich mit energischen Worten verteidigte. Ich
sei keine Maschine, sagte sie, die auf einen Knopfdruck hin funktioniere, das
nicht, aber wenn man, wie sie, mit mir umzugehen wisse, gäbe auch ich mein
Bestes.
    »Na, hoffentlich genügt das«, warf
dieser Kerl ein, aber Anja fuhr unbeirrt fort. Von Querkopf könne gar keine
Rede sein. Ich sei der beste und vernünftigste Hund weit und breit, von allen
geliebt, von allen verwöhnt. Richtig zornig war sie, aber ihre Worte
streichelten mein Herz sanfter als ihre Hand mein Fell. Ich genoß jeden
Augenblick, wie recht sie hatte. Ehe mir aufging, daß sie meinen Charakter ja
noch gar nicht kannte, nichts wissen konnte von meiner großen Beliebtheit,
nichts von meinen Tugenden und Fähigkeiten, daß das alles zusammen schon wieder
eine faustdicke Lüge von ihr war, sagte sie etwas, das einiges zur Klärung
meiner derzeitigen Situation beitrug.
    »Außerdem«, sagte sie, »besondere
Fähigkeiten wurden, soweit ich mich erinnern kann, nicht von ihm erwartet.
Oliver, ich meine Herr Jantzen, sagte mir lediglich, wenn du die Sache wirklich
übernehmen willst, brauchst du einen Hund. Nun, ich besitze einen, und da sind
wir.«
    Zum ersten Male verzog nun dieser
Debray seine fülligen Lippen mitsamt der darin hängenden halbgerauchten
Zigarette zu einem Lächeln. Wenn Anja einmal im Zuge war, schien sie nicht so
schnell wieder
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