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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst
Autoren: Annette Bell
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aufzuhören, denn noch ehe er ein Wort hervorquetschen konnte,
hakte sie nach:
    »Und zu Ihrer Beruhigung, ich kann etwas mit ihm anfangen. Schuftel ist ungewöhnlich
intelligent, und wenn Sie nicht gerade verlangen, daß er Geldbörsen aus Taschen
klaut, wird er mir sicher nützlich sein.«
    Na, ein bißchen übertrieben war
diese Bemerkung vielleicht, aber so war sie nun einmal, meine Anja — unverfroren,
aber lieb. Immer noch grinsend, forderte der Detektiv Beweise. Das konnte ich
sogar verstehen, Anja hatte ihn ja geradezu herausgefordert. Er schlug ein Bein
über das andere, verschränkte seine Arme und rutschte genießerisch ein
Stückchen tiefer in seinen Sessel, so, als ob in wenigen Minuten die nächste
Vorstellung begänne.
    Du wirst dich wundern, dachte ich
und stürzte gleich an Anjas Seite, als sie mich mit meinem neuen Namen rief.
Wie konnte ich sie jetzt im Stich lassen, nach dieser Lobeshymne?
    »Setz dich!« forderte sie, ohne die
geringste Ahnung davon zu haben, ob ich überhaupt begriff, was sie wollte.
    »Gib Pfötchen, leg dich, mach
schön!« Sie spielte va banque, und ich machte mit, tat alles, was sie wollte,
als hätte sie es mir in stundenlanger, geduldiger Arbeit beigebracht. Alles,
was ich in den letzten fünf Jahren von meinen, ich weiß nicht wie vielen,
Herrchen und Frauchen gelernt hatte, was ich unter Stöhnen und Schwitzen
trainiert und geübt hatte, all das gab ich aufopferungsvoll zum Besten. So
bewies ich nicht nur eine gründliche Ausbildung, sondern auch das Ergebnis
vorzüglicher Erziehung.
     
    Als
die ganze Sache in eine ausgereifte Zirkusnummer auszuarten drohte, hob unser
Detektiv beschwörend beide Hände.
    »O. K., es reicht, ist ja ein wahres Wundertier, Ihr — na,
wie heißt er noch?«
    Das war Anjas Triumph, und ich
gönnte ihn ihr. Es freute mich, daß sie durch meine Hilfe bei Debray in den Ruf
eines Dressurgenies geraten sein mußte. Ich hätte auch den Tigersprung durch
einen brennenden Reifen für sie gewagt, nur um ihr meine Zuneigung zu beweisen
und Debrays Voreingenommenheit zu bestrafen. Außerdem durfte ich von nun an
auch mit Anjas Dankbarkeit rechnen. Der Grundstein für ein harmonisches
Zusammenleben war gelegt. Aber noch eines war mir inzwischen klargeworden,
nämlich, daß ich in den noch undurchsichtigen Plänen der beiden eine wichtige
Rolle spielte. Es schien Anja viel daran zu liegen, diesen geheimnisvollen
Auftrag zu übernehmen, dessen Ausführung anscheinend nur durch meine Mitwirkung
möglich war. Nur zu denn, an mir sollte es nicht liegen.
    Noch ehe Anja mich zurück an meinen
Platz schicken konnte, war ich schon an ihrer Seite, redete ihr einmal das
linke Ohr hin, einmal das rechte. Sie kraulte beide in stiller Dankbarkeit. Das
war mir Lohn genug, wenn ich von dem Vergnügen absehe, das ich dabei hatte, als
ich Anjas mühsam weggelächeltes Erstaunen bemerkte, als unsere Show so
vorzüglich ablief.
    Als wollte er einen Schlußpunkt
unter dieses Kapitel setzen, beugte sich Herr Debray weit vor und zerdrückte
energisch seinen Zigarettenstummel in dem schon angefüllten Aschenbecher.
    »Zur Sache also. Was ich Ihnen
bieten kann, ist im Augenblick nicht viel. Lediglich die Spesen, die sich allerdings
sehen lassen können. Ob noch ein Erfolgshonorar dabei herausspringt, liegt
allein an Ihrer Intelligenz. Genaugenommen liegt es daran, ob Sie den Auftrag
zur Zufriedenheit eines gewissen Herrn ausführen können. Dieser Herr, unser
Auftraggeber also, ist ein Bevollmächtigter der Lord-Autowerke. Sie haben
sicher auch schon munkeln hören, daß diese Firma auf der nächsten
Automobilausstellung ein neues Modell herausbringen will. Ich brauche Ihnen
also nicht zu sagen, daß das eine Sensation auf dem Automarkt wäre. Seit zwölf
Jahren fabrizieren sie, zwar in jedem Jahr um einiges verbessert, aber immer
den gleichen Typ. Im wesentlichen aber, was Karosserie und Motor betrifft,
haben sie kaum etwas verändert. Das soll nun anders werden. In den letzten
beiden Jahren haben die Techniker fieberhaft daran gearbeitet, beides
entscheidend umzumodeln. Unser Herr X machte mir lang und deutlich klar, daß es
eine Heidenarbeit war, die unbestreitbaren Vorzüge des alten Modells mit den
neuen Ideen und Vorstellungen der Konstrukteure zu kombinieren. Jetzt endlich
haben sie es geschafft. Der erste Prototyp ist in der Mache. Und ausgerechnet
jetzt passiert’s.«
    Anja hat kleine Ohren, aber ich
konnte förmlich sehen, wie sie sie unter ihren blonden Locken
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