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Hund aufs Herz

Hund aufs Herz

Titel: Hund aufs Herz
Autoren: Gert Haucke
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Mitglieder dieses imaginären Vereins könnten sich mühelos die besten Anwälte leisten!
    Könnte, würde, hätte: leider alles Konjunktiv, alles Theorie von der grauesten Sorte. Warum? Weil die meisten Hundebesitzer keine Hunde lieben, sondern ausschließlich einen einzigen: den eigenen. Weil sie sich vor anderen Hunden fürchten und sie und ihre Besitzer anpöbeln, genau wie die Hundehasser jeder Couleur. Sie haben es doch alle schon tausendmal erlebt, das «Nehmen-Sie-gefälligst-Ihren-Köter-an-die-Leine »–Geschrei, das «Halten-Sie-Ihre-Töle-fest! »-Geblöke. Freundliche Begegnungen unter Hundebesitzern, besonders Besitzern größerer Hunde, sind die Ausnahme, machen wir uns doch nichts vor!
    Im übrigen gibt es ja schon einen Verein von bedeutender Größenordnung. Wir haben doch den VDH! Warum kann denn «das Deutsche Hundewesen» nicht an ihm genesen? Warum gehen denn von ihm nicht starke Impulse aus, sich gegen die zunehmende Diffamierung zu schützen, Gegenmaßnahmen zu treffen? Ich weiß es nicht, aber ich habe einen begründeten Verdacht, auf den ich zurückkommen werde. Tatsache ist, von dort kommt nichts, und wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, daß das so ist und daß auf Solidarität nicht zu hoffen ist. In diesem Bereich wie in allen übrigen menschlichen Bereichen.
    Sehen Sie sich die Welt an, so wie sie ist: Da ist von Vernunft nicht die Rede und schon gar nicht von Solidarität, da herrscht Hauen und Stechen. Warum sollte das bei dem Problem der Hundehaltung anders sein? Ich spreche jetzt bewußt nicht von den Erfolgen kleiner Gruppen wie zum Beispiel der Bull-Terrier-Leute, die sich klug und gezielt zur Wehr gesetzt und dem Amtsschimmel Beine gemacht haben.
    Ausnahmen bestätigen eben nicht die Regel, in der Regel gibt es ein paar Ausnahmen, die das Gesamtproblem nicht ausräumen können.
    Und nun wird es endlich Zeit, darauf zu kommen, was wir, die Hundehalter, vor allem aber die Hundezüchter, denn wohl falsch machen, Zeit, sich mal an die eigene schlaue Nase zu fassen.
    American Staffordshire und Staffordshire Terrier sind unverdient in die Schußlinie geraten. Von dieser Hunderasse wußten die meisten bis dahin gar nichts, sind so einem Hund nie begegnet. Jetzt, wo mit Sicherheit Schwierigkeiten bei der Haltung dieser Rasse zu erwarten sind, jetzt, wo Pöbeleien und behördliche Auflagen an der Tagesordnung sind – jetzt schießen die Staffordshire-Züchter nur so aus dem Boden, ein sicheres Zeichen für stark erhöhte Nachfrage. Wobei man sich nur fragen muß, wer hier verantwortungsloser und dümmer ist: Züchter oder Käufer. Ausbaden müssen es natürlich diese schönen, eleganten Hunde: Sie landen zu Hunderten in Tierasylen, wo sie dann – eventuell – vom nächsten Potenzgestörten abgeholt werden. Bis sie schließlich so werden wie ihr Ruf.
    Schäferhunde sind vornehmlich an Angriffen auf Menschen beteiligt. Was kann man angesichts dieser Situation in der Vereinszeitung S. V. lesen? Anzeigen über Anzeigen unter der Rubrik «Gesucht», in denen «kampftriebstarke», «schußgleichgültige» Hunde mit «ausgeprägtem Griff und Stockverhalten» und ähnlicher martialischer Blödsinn wieder und wieder gefordert werden. Zahnfehler, Gebäudefehler, mangelhafte Papiere, Hüftgelenksdysplasie und viele Mankos mehr werden ausdrücklich in Kauf genommen. Gewünscht werden solche physischen und psychischen Krüppel beispielsweise vom «Amt für öffentliche Ordnung -Stuttgart», von der Bereitschaftspolizei oder von Diensthundausbildungsstätten.
    Weiter: Es gibt über sechzig Jagdhundrassen. Das heißt Hunde, über die in entsprechenden Lexika geschrieben steht, sie gehörten infolge ihres ausgeprägten – und angezüchteten –Jagdtriebs in die Hand von Jägern (oft steht da noch «ausschließlich»). Welcher Jäger, bitte? In welchem Land? Leben wir im Urwald und müssen uns, jeder einzelne, den treuen Jagdgehilfen an der Seite, jeweils unser Mittagessen erjagen? Was, um Himmels willen, soll das? Was wird aus diesen Hunden? Wer soll sie kaufen? Sie haben allesamt zwei Lebensperspektiven: lethargisch an der Kette oder im Zwinger dahinzuvegetieren oder, wenn sie ihrem «Jagdtrieb nachgehen», erschossen zu werden (von sogenannten Jägern natürlich).
    Weiter: Ich habe einen Bekannten, der eine schöne,
    freundliche und gesunde Wolfhound-Hündin besaß. Jeder Spaziergang war eine einzige Angstpartie. Die Hündin stelzte, scheinbar gelangweilt, neben uns – bis sie auf eine Spur
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