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Hund aufs Herz

Hund aufs Herz

Titel: Hund aufs Herz
Autoren: Gert Haucke
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sind die im ewigen Eis Lebenden unter dem Druck der Natur selbst zu Eis geworden? Ach was: Eskimos nennen sich selbst Inuit. Das bedeutet «Mensch» und trifft die Sache haargenau: Wie denn gehen Menschen mit Menschen um? Na? Na? Also. Kann man verlangen, daß Menschen mit Tieren – und seien sie auch noch so an sie gebunden – besser umgehen als mit sich selbst? Die vergleichsweise wenigen Hunde, die ihr Leben gemeinsam mit Menschen, aber ihrer Art gemäß leben dürfen –, spielen die eine Rolle? Ich meine, das Verhältnis Mensch-Hund insgesamt betrachtet?
    Vielleicht gerät ja irgendwer bei der Betrachtung dieser Filme ins Grübeln und von daher zu einer Art Einsicht, die ihn dazu bringt, seinen friedlich auf dem Familiensofa schlummernden Fiffi spontan in die Arme zu schließen. Tja. Die Welt der Menschen wird vom Irrsinn regiert. (Denken wir doch nur ganz kurz mal an die selbstgefertigte Katastrophe vor unserer Haustür.) Wie sollte es dann den engsten Weggefährten der Menschen seit zwanzigtausend Jahren besser gehen?
    Natürlich decken diese sechs Filme längst nicht alle möglichen Beziehungen Mensch-Hund ab. (Man könnte die Reihe beliebig fortführen.) Aber innerhalb des Gezeigten geht es zwei Kategorien Hund recht gut, die in diametral verschiedenem Umfeld leben: den Hunden der Papuas in Neuguinea und den Hunden, die sich den Obdachlosen der sogenannten zivilisierten Länder zugewandt haben.
    Die Papuahunde sind die einzigen Garanten dafür, daß ihre Menschen hin und wieder zu Fleisch kommen. Sie nur können Baumkänguruhs, alleinige Fleischlieferanten, aufspüren und so dem Jäger die Möglichkeit geben, sie zu erlegen. Diese Hunde leben völlig ungezwungen mit und zwischen den Menschen, geliebt und hochverehrt. Und weil der Mensch nun mal alles übertreiben muß, sind die Götter der Papuas Hunde.
    Den Hunden der Obdachlosen geht es gut, weil sich in diesem Ambiente meist der Hund den Menschen ausgesucht hat. (Das ist ja sonst fast immer umgekehrt.) Eines Tages – so berichtet ein obdachloser Menschgefährte – sei ihm morgens unter seiner Brücke ungewohnt mollig gewesen. Die Augen öffnend, sah er, eng an ihn gedrückt, einen großen Hund ruhig atmen: Der Hund hatte gewählt, und der Erwählte tat künftig alles für ihn, was in seinen Möglichkeiten lag. Das wiederum genügte dem Hund, denn er war frei gewesen in seiner Entscheidung.
    Wie auch immer: Die meisten Menschen haben sich ein Bild gemacht von unseren Hunden. Ob es den vielen Wahrheiten entspricht, die diese Filme aufzeigen -vielleicht möchte der eine oder andere Zuschauer das überprüfen.

Wir brauchen unsere Hunde
    Vortrag vor dem Allgemeinen Kynologischcn Verein Groß-Dortmund e.V., gegründet 1919 (Verein der Hundefreunde), 1992, leicht überarbeitet .
     
    Meine Damen und Herren,
     
    es gibt kein lebendes Wesen, das enger an die Entwicklungsgeschichte des Homo sapiens sapiens, des angeblich so weisen, weisen Menschen angebunden ist, als der Hund.
    Über annähernd zwanzigtausend Jahre hat er den Menschen auf all seinen Wegen, die sich rückblickend ziemlich ausnahmslos als Irrwege herausgestellt haben, begleitet, war ihm aus unerfindlichen Gründen immer und überall treu ergeben. Er hat Haus und Hof bewacht, war unersetzlicher Jagdgehilfe des frühen Menschen, hat bedingungslos gegen des Menschen wirkliche oder vermeintliche Feinde gekämpft und zum Vergnügen der Herrschenden beigetragen, indem er sich auf Schaukämpfe eingelassen hat gegen überlegene Gegner oder – und das bis auf den heutigen Tag –sogar gegen seinesgleichen.
    Man hat ihn hemmungslos mutieren lassen, ihn zum Zwerg, zum ungeschlachten Riesen, zum Krüppel gezüchtet. Man hat ihn zum Zerrbild seiner Ahnherren, der Wölfe, gemacht, damit geprahlt, Bildhauer einer Gattung zu sein, die so von der Schöpfung nicht gemeint war.
    Heute sind unsere Hunde, bis auf wenige Ausnahmen, arbeitslos. Sie sind ersetzbar geworden durch den sogenannten technischen Fortschritt, der sich längst verselbständigt hat und zu einer entsetzlichen und grausamen, allgegenwärtigen Bedrohung allen Lebens auf diesem Planeten geworden ist. Hunde, Tiere ganz allgemein, spielen keine Rolle mehr im großen Welttheater. Man hat ihnen überall ihre fristlose Kündigung zukommen lassen. Anscheinend geht es auch ohne sie. Daß dieser Schein trügt, daß wir dringlicher denn je auf jegliches Leben neben unserem Leben angewiesen sind, ist längst erwiesen und muß diesem Auditorium hier nicht
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