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Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht
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erschüttern können. Eduard war zwar schon fünfundfünfzig oder sechsundfünfzig Jahre alt, doch er war sein ganzes Leben lang bei blendender Gesundheit gewesen. Welches Übel hatte sich seines Leibes bemächtigt?
    Der schwarze Prinz stand vor ihm, die Beine leicht gespreizt, die Arme verschränkt. Er trug ein Kettenhemd über einer dunkelblauen Tunika, sonst jedoch keine Waffen oder Rüstung.
    »Thomas Neville«, sagte er und seiner Erscheinung zum Trotz war seine Stimme so kräftig, wie Thomas sie in Erinnerung hatte. »Wie ich hörte, kommt Ihr mit Nachrichten vom König von Navarra zu uns?«
    In diesem Augenblick wurde Thomas bewusst, was ihn an der Atmosphäre irritierte. Sie war kalt und feindselig, und wäre Thomas immer noch ein Ritter und bewaffnet gewesen, hätte er wohl unwillkürlich nach seinem Schwert gegriffen.
    Die Feindseligkeit war eindeutig gegen ihn gerichtet.
    »Wie schön, dass Ihr Euch von Eurem himmlischen Auftrag, die Welt vor dem Bösen zu retten, losreißen konntet, um diesen Botengang zu erledigen«, fuhr Eduard fort.
    Zutiefst erschüttert konnte Thomas den schwarzen Prinzen nur schweigend anstarren.
    Der Prinz erwiderte seinen Blick.
    Thomas sah sich rasch um. Bolingbroke stand zu seiner Rechten, zwischen ihm und dem schwarzen Prinzen. Seine Hand ruhte auf dem Heft seines Schwertes. Im Hintergrund des Gemachs stand noch ein weiterer Mann – ein Ritter, denn Thomas konnte das Funkeln von Stahl ausmachen –, doch sein Gesicht und sein Wappenzeichen waren im dämmrigen Licht nicht zu erkennen. Mehrere Wachen standen dicht neben Thomas, offensichtlich bereit, beim kleinsten Anzeichen von Bedrohung einzugreifen.
    Es herrschte Schweigen.
    Thomas richtete den Blick wieder auf den schwarzen Prinzen. »Mein Prinz, ich bedaure, dass es Euch nicht gut geht…«
    »Nur eine vorübergehende Unpässlichkeit. Was hat Philipp uns mitzuteilen?«
    »Nun, er sagt, wenn ich offen sprechen darf…«
    »Das würde ich sehr begrüßen.«
    »Er möchte sich mit Euch gegen den Dauphin verbünden. Philipp hat Euch eine Menge Truppen anzubieten und einen großen Teil Frankreichs. Er sagt, dass Ihr gemeinsam Karl dazu zwingen könnt, die Bedingungen des Lösegeldes und des Friedensvertrages anzunehmen.«
    Schallendes Gelächter ertönte von der schattenhaften Gestalt im hinteren Teil des Raums. »Philipp ist schon immer ein Spaßvogel gewesen!«
    Thomas erkannte die Stimme sofort und musterte die Gestalt, doch der schwarze Prinz ergriff erneut das Wort, und Thomas richtete seinen Blick deshalb wieder auf ihn.
    »Und die Gegenleistung?«, fragte Eduard. »Philipp verlangt immer eine Gegenleistung.«
    »Die Gascogne.«
    Darauf lächelte sogar Eduard und alle Anzeichen einer Krankheit verschwanden für kurze Zeit.
    »Ich danke Euch, dass Ihr uns Philipps Angebot überbracht habt«, sagte er, ließ die Arme sinken und ging zum Tisch zurück. »Nach einer Beratung mit meinen Befehlshabern werde ich es in Erwägung ziehen.«
    »Ich habe noch mehr Neuigkeiten, mein Prinz, abgesehen von Philipps Angebot. Ich habe…«
    »Ja, sicher«, sagte Eduard. »Aber nicht jetzt.«
    Er nahm ein Pergament von einer Ecke des Tisches und faltete es mit spitzen Fingern auseinander, als würde es die Pest enthalten.
    »Bruder Thomas Neville, Mönch des Predigerordens«, begann er in so kaltem, förmlichem Ton, dass Thomas ein Schauer den Rücken hinunterlief. »Ich habe hier einen Befehl von Richard Thorseby, dem Ordensgeneral von England, besagten Bruder Thomas Neville gefangen zu nehmen und einzusperren, bis er sicher nach England zurückbefördert werden kann, um sich dem Disziplinarverfahren gegen ihn vor dem Gericht des…«
    »Was«, sagte Thomas. »Ihr habt kein Recht, mich festzunehmen!«
    Der schwarze Prinz warf das Pergament auf den Tisch. »Ich habe jedes Recht dazu!«, schrie er, und Thomas zuckte zusammen. »Ihr habt ohne Erlaubnis Euer Kloster verlassen und seid auf irgendeiner aberwitzigen Mission durch halb Europa unterwegs, die Euch angeblich der heilige Michael selbst eingegeben hat. Ihr habt Eurem Vorgesetzten den Gehorsam verweigert! Bei Gott, Tom, wenn ich Euer Vorgesetzter wäre, hätte ich Euch die Kehle durchgeschnitten und Euch den Krähen zum Fraß vorgeworfen!«
    Er starrte Thomas an und fuhr dann fort, etwas leiser, aber immer noch zitternd vor Wut und Empörung. »Ihr habt Schande über Eure Familie gebracht und den Namen Neville entehrt. Verflucht sollt Ihr sein, Tom, Ihr wurdet besser erzogen. Wie könnt
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