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Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht
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reist Lady Margaret Rivers unter meinem Schutz. Ich hoffe, ihr bald die Rückkehr nach England ermöglichen zu können.«
    »Sie reist unter deinem ›Schutz‹?«, fragte Thomas und blickte seinen Onkel an.
    Raby musterte ihn mit einem Blick, der so kalt und ruhig war wie Thomas’ eigener. »Sie hat sich als sehr angenehme Gefährtin erwiesen«, sagte er leise.
    Thomas wandte sich wieder Lady Rivers zu, die immer noch wirkte, als sei ihr das Gespräch zutiefst unangenehm. »Dann tut es mir leid, Lady Rivers. Ich habe Euch nicht verwechselt, als ich hereinkam. Ihr seid also doch eine Hure.«
    Einen Augenblick lang herrschte erschrockenes Schweigen, dann schlug Raby zu.
    Der Baron war zwar viel älter als Thomas, doch er war sein ganzes Leben lang ein Krieger gewesen, schlank und stark und ebenso groß wie sein Neffe. Sein Schlag streckte Thomas zu Boden.
    Margaret Rivers schrie erneut leise auf – sie hatte noch immer kein Wort gesagt – und taumelte rückwärts, als sei sie diejenige, die geschlagen worden war.
    »Steh auf«, sagte Raby.
    Thomas stützte sich auf den Ellbogen, benommen von dem Schlag, und schüttelte leicht den Kopf. Aus seiner Nase und seinem Mund rann Blut.
    »Steh auf!«, schrie Raby, beugte sich vor, packte Thomas’ Gewand und zerrte ihn auf die Füße.
    Thomas entwand sich Rabys Griff und wischte sich das Blut vom Mund ab. »Werde ich dafür bestraft, dass ich die Wahrheit sage?«
    »Bin ich dann also auch eine Hure?«, zischte Raby. »Margaret und ich sind über das heiratsfähige Alter hinaus, und wir sind beide verwitwet. Wo liegt darin die Sünde?«
    »Der heilige Paulus hat gesagt, dass die Fleischeslust auf das Ehebett beschränkt bleiben soll und dass…«
    »Mir ist egal, was der heilige Paulus gesagt hat! Der verfluchte Mann hat vermutlich nach jeder Frau gelechzt, die ihm über den Weg lief!«
    »Bitte, ich flehe Euch an…«
    Die beiden Männer drehten sich um und starrten Margaret wütend an, und sie wich noch weiter zurück und wünschte sich, sie hätte geschwiegen.
    Raby wirbelte zu Thomas herum. »Deine ganze Kindheit lang hast du dich deinen Eltern und mir widersetzt und nun verweigerst du selbst dem Ordensgeneral den Gehorsam. Du hast den Namen unserer Familie entehrt! Es kümmert mich nicht, was für Trugbilder dein ungestümes Gemüt dir vorgegaukelt hat! Ach! Ich bin zu wütend, um mit dir zu sprechen. Du wirst die Nacht im Quartier meines Knappen verbringen… und glaub ja nicht, dass du dich davonschleichen kannst. Will!«
    Ein hochgewachsener junger Mann mit kurzem, lockigem braunem Haar und roten Wangen trat durch eine Tür im Inneren des Gemachs. »Ja, Herr?«
    »Ich habe dir schon gesagt, dass wir meinen Neffen erwarten. Nun, hier ist er. Er wird die Nacht in deinem Gemach verbringen – ich bin sicher, dass du eine Pritsche für ihn finden wirst –, und du wirst ihn morgen früh zu mir bringen, damit er an meinem Tisch sein Fasten bricht. Sorge dafür, dass er morgen früh tatsächlich bei mir erscheint. Ich wurde vom schwarzen Prinzen dazu verpflichtet, ihn sicher zu verwahren.«
    Will warf Thomas einen verächtlichen Blick zu und neigte dann höflich den Kopf vor seinem Herrn. »Er wird morgen früh an Eurem Tisch sein, Herr. Bruder Thomas, folgt mir.«
    Thomas zögerte wütend, doch er wusste nicht, wie er seinem Zorn Ausdruck verleihen sollte. Schließlich begnügte er sich damit, Margaret böse anzufunkeln und stolzierte zur Tür hinüber.
    Will folgte ihm und verharrte an der Tür, um Raby anzusehen. »Herr, soll ich Euren Kammerdiener zu Euch schicken?«
    »Nein, Will. Lady Margaret wird sich um mich kümmern.«
    Will nickte und ging hinaus.
     
     
    Raby blickte die geschlossene Tür an und wandte sich dann Margaret zu. Sie war zur gegenüberliegenden Wand des Gemachs zurückgewichen und fast ganz mit den Schatten verschmolzen, die von den Vorhängen herrührten.
    »Meggie«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Sie starrte ihn an. Wie konnte ein Kriegsherr in einem Moment so schrecklich wütend sein und im nächsten eine solche Sanftheit an den Tag legen?
    »Meggie«, sagte er noch einmal.
    »Wie kann ein Mann so voller Wut sein?«, sagte sie so leise, dass Raby ihre Worte kaum verstand.
    »Tom ist schon immer voller Wut gewesen. Meggie, Meggie, steh nicht dort im Dunkeln herum. Komm zu mir.«
    Zögernd ging sie auf ihn zu und ergriff seine Hand.
    »Braves Mädchen.« Raby beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. »Wirst du dich jetzt um mich
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