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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)
Autoren: Evelyn Sanders
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wieder aufstiebenden Sand geschützt. Eine einzige matte Glühbirne beschien die Szenerie.
    »Dann also hinein ins Vergnügen«, schrie Tobias und rannte los. Nach wenigen Schritten schon stoppte er. »Es ist ja gar kein Wasser da!!«
    Das kleine Innenriff lag offen, und erst weit dahinter sahen sie die schwache Brandung. Kasulke schlug sich an die Stirn. »Hätten wir ooch eher dran denken können, det jetzt Ebbe is.«
    »Macht doch nichts«, sagte Florian, »dann laufen wir eben ein Stück.«
    »Aba nich mit mir! Ohne Schuhe jehe ick nich. Det fehlte jrade noch, mit ’n linken Fuß in ’n Seeigel und mit ’n rechten inne Qualle. Nee, danke. Jetzt im Dustern sieht man die Viecher doch nich.«
    Er hatte recht. Und dann fiel ihnen auf, daß nicht nur in dem feuchten Sand, sondern auch weiter oben, wohin die Wellen nie kamen, reges Leben herrschte. Hunderte, ach was, Tausende von winzigen Krabben flitzten durcheinander, verschwanden in Löchern, kamen wieder heraus, rannten zum nächsten und hinterließen ein feinmaschiges Netz von Spuren. »Nichts wie weg hier!« rief Karsten, mit Riesenschritten zurückspurtend. »Ich glaube zwar, daß sie harmlos sind, aber ausprobieren möchte ich das nicht.«
    »Verstehe ich nicht«, grübelte Tobias, während er in dem Kleiderhaufen nach seinen Shorts suchte, »ich bin doch schon öfter abends hier unten gewesen. Da ist mir manchmal eine von den großen Wollhandkrabben begegnet, aber dieses wimmelnde Kleinvieh habe ich noch nie gesehen.«
    »Vielleicht ist es somnambul, wir haben ja Vollmond«, überlegte Karsten laut, verbesserte sich aber sofort: »Kann auch nicht sein, vor lauter Wolken sieht man ihn gar nicht.« Er musterte den Himmel. »Ich glaube, morgen schlägt es um. Es kommt schlechtes Wetter.«
    »Schlechtes Wetter gibt es nicht«, korrigierte ihn Tobias, »es gibt nur verschiedene Arten von schönem Wetter.«
    »Also gut, dann gibt es eben schönen Regen.«
    Sie trotteten wieder nach oben zur Bar. Die hatte inzwischen geschlossen. Dafür waren in einer Ecke des Speisesaals die Lichter angegangen. Zwei müde Kellner, darunter die Schlaftablette, offenbar regelmäßig zum Frühdienst eingeteilt, deckten ein paar Tische. Ein ebenso müder Küchenhelfer baute ein kleines Frühstücksbüfett auf. Von der Rezeption her kommend, schlurfte ein Askari durch den Mittelgang, in einer Hand die Weckliste, in der anderen den unerläßlichen Holzknüppel. Er werde seine Frau und auch die beiden Ladies in Bungalow fünfundzwanzig selber wecken, sagte Florian. Der Askari nickte nur und schlurfte weiter.
    Frau Antonie war nicht nur schon wach, sondern bereits angekleidet.
    Sie hatte sogar Julia hochgescheucht, Florian hörte die Dusche plätschern. Tinchen dagegen schlief tief und fest. Zuerst probierte er es mit einem Kuß, danach mit einem sanften Rütteln, worauf sie sich knurrend auf die andere Seite drehte, und dann mit kaltem Wasser. Das half!
    »Aufstehen, Tine! Nach Hause fahren zu elf Grad minus und örtlichen Schneefällen. Heute morgen hat Herr Braun noch mit seiner Tochter in Köln telefoniert.«
    »Widerling!« Sie schälte sich aus dem Laken und wankte schlaftrunken ins Bad. »Den Wetterbericht hättest du dir wirklich sparen können.«
    Sehr munter war keiner von denen, die sich nach und nach im Speisesaal einfanden. Besonders Julia schien völlig geistesabwesend und bekam kaum die Augen auf.
    »Sie hat ja immer den Kopf in den Wolken, bloß morgens hat sie überhaupt keinen Kopf«, sagte Tobias beim Anblick seiner Schwester. Die reagierte gar nicht, rührte nur gedankenlos in ihrer Teetasse.
    »Nun iß wenigstens eine Kleinigkeit«, drängte Tinchen.
    »Hab keinen Hunger.«
    »Laß sie doch. Warum soll sie Melonen oder warmen Toast essen, wenn sie nachher im Flieger das schöne eingeschweißte Plastikfrühstück kriegt?« Tobias holte Nachschub.
    »Ach ja, diese herrlichen Früchte werde ich am meisten vermissen«, sagte Frau Antonie und nahm sich noch welche. »Ich auch«, pflichtete ihr Tinchen bei, »und trotzdem freue ich mich auf eine richtige Schwarzbrotstulle mit Leberwurst.« Erst jetzt bemerkte sie Tobias’ blaulila schimmernden Daumen. »Wie hast du denn das geschafft? Hat sich dein Veilchen nach unten verlagert?« Von dem war glücklicherweise kaum mehr etwas zu sehen.
    »Nee, ich bin gestern mit der Hand ans Tor geknallt.«
    ???
    »Beim Wasserball«, erklärte er ungeduldig, »Gäste gegen Kellner. War urig.«
    »Habt ihr wenigstens gewonnen?«
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