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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)
Autoren: Evelyn Sanders
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erkundigte sich Karsten.
    »Das nicht, aber es ist auch keiner ertrunken.«
    Herr Brunsli erschien. Der Bus sei da. Ein Handtuch zum Hinterherwinken hatte er nicht dabei, aber für jeden eine verpackte Ananas. Nur die Wedel guckten aus den Tüten heraus.
    Tinchen nahm Abschied. Ein letzter Blick durch den Speisesaal hinüber zu dem erleuchteten Pool und den jetzt so herrenlos herumstehenden Liegen, der letzte Gang durch die Lounge an der Rezeption vorbei zum Ausgang. Im Vorübergehen hob sie eine herabgefallene Beinahe-Krokus-Blüte auf. Die würde sie pressen und mit ins Fotoalbum kleben. Noch einmal drehte sie sich um, schaute zum Meer, dann stieg sie entschlossen in den Bus.

    Am Flughafen erwartete sie ein Ameisenhaufen. Die Abreisenden der anderen Hotels waren offenbar schon alle da, suchten in den nebeneinander aufgereihten Koffern nach ihren eigenen, traten sich gegenseitig auf die Füße, schimpften, fluchten … es war noch schlimmer als bei der Ankunft, fand Tinchen. Sie schickte ihre Mannen zum Gepäcksammelplatz und stellte sich selber in die immer länger werdende Schlange vor dem Abfertigungsschalter. Ihre Mutter hatte sie auf einer abseits des Getümmels stehenden Bank deponiert und Julia danebengesetzt, wo sie prompt wieder einschlief.
    Kasulke pirschte sich heran. »Kommen Se da mal wieda raus!« Er zog Tinchen zur Seite. »Ohne uns jeht der Fliejer nich hoch, und wenn den schwarzen Jeiern nachher die Zeit knapp wird, weil se ja nach uns noch Neckermann und TUI abfertijen müssen, denn ham Se vielleicht Jlück und brauchen Ihr Jepäck nich wiejen lassen.«
    Seine Prophezeiung bewahrheitete sich. Noch immer standen gut zwei Dutzend Reisende vor dem KTK Schalter, als die ersten Busse der anderen Fluggesellschaften vorfuhren. Plötzlich ging die Abfertigung schnell. Zwar wurden die Koffer auch weiterhin auf die Waage geschoben, doch wer nicht genügend Geld bei sich hatte oder das zumindest behauptete, kam mit einem Obolus davon, den er in eine der bereitwillig ausgestreckten schwarzen Hände legte. Endlose Debatten, wie sie Tinchen vorher beobachtet hatte, gab es nicht mehr. Karsten hatte vorgesorgt und verteilte großzügig Zehnshillingscheine. Das Gepäck kam anstandslos durch.
    »Jetzt hat uns die ganze Sache noch nicht mal zehn Mark gekostet«, sagte er aufatmend, bevor er sich bei Kasulke bedankte. »Darf ich Sie nachher, wenn wir oben sind, zu einem anständigen Kognak einladen?«
    »Aba immer!«
    Endlich im Transitraum, steuerte Frau Antonie sofort die Toilette an. Und dann den Stand, wo es frische Mangos, Papayas und all das andere exotische Grünzeug gab, das sie zu Hause immer als ungenießbar abgelehnt hatte. Verblüfft sah Tinchen, wie ihre Mutter mit einem Hundertshillingschein bezahlte. »Hast du den etwa durch die Kontrolle geschmuggelt? Mußtest du dein Portemonnaie nicht öffnen?«
    »Doch, aber da war ja nichts drin. Ich hatte das Geld in der Unterhose.«
    Die drei Männer inspizierten den Duty-free-Shop. Sie fanden ihn wenig ergiebig, weil er außer Zigaretten, Alkohol und ein paar gängigen Parfümsorten nichts zu bieten hatte. Tinchens Marke war nicht dabei, die von Karstens gegenwärtiger Freundin auch nicht, und Tobias hatte sowieso keine Ahnung, was seine Bettina bevorzugte. »Aber ’ne Pulle Navy-Rum könnten wir doch mitnehmen«, schlug er vor, »ich hab mich an das Zeug direkt gewöhnt. Mit Cola zusammen schmeckt es bombig, nur kriegt man es in Deutschland kaum.«
    »Bin pleite«, sagte Florian, auf Karstens bereits gezückte Kreditkarte schielend, »es sei denn, dein Onkel läßt mich an seinem Plastikgeld partizipieren.«
    »Aber sicher doch«, gestattete der, »der Betrag wird frühestens in sechs Wochen abgebucht, bis dahin wirst du wohl wieder flüssig sein.« Also nahm Florian zwei Flaschen Rum aus dem Regal, eine Stange Zigaretten, und weil sie ja zu viert waren, was einen großzügigeren Einkauf zollfreier Waren erlaubte, auch noch eine Flasche Kenya Gold. »Der Schnaps ist so hochprozentig, daß man sich direkt eine zünftige Grippe wünscht.«
    »Wie willst du dir denn bei dieser Hitze eine Erkältung holen?«
    »Ihr habt wohl vergessen, wo wir heute abend sind? In Deutschland ist tiefster Winter!« Er konnte sich das selber kaum vorstellen.
    Nach einer weiteren Stunde Wartezeit, während der sie die KTK Maschine hatten landen und die ankommenden Bleichgesichter aussteigen sehen, durften sie auf das Flugfeld. Noch einmal dreihundert Meter durch die schon wieder
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