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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)
Autoren: Evelyn Sanders
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sie das Menü zusammengestellt hatten. Beginnen sollte es mit gebackenen Gemüsebällchen, gefolgt von Lobster, danach Nyati-Steaks mit in Kokosmilch gekochtem Reis und als Abschluß flambierte Ananas. Dazu sollte es Papayawein geben, nachdem der Wirt versichert hatte, er sei keineswegs süß, sondern müsse nach Ansicht von Kennern sogar ein bißchen wie weißer Burgunder schmecken.
    »Lassen wir uns überraschen«, meinte Karsten. »Wohler wäre mir allerdings, wenn ich wüßte, was Nyati ist. Nach den Erklärungen unseres Maître könnte das genausogut ein Nashorn wie eine Beutelratte sein. Tina, du kannst doch Suaheli. Was heißt Nyati?«
    »Weiß ich nicht. Tiere haben wir nicht gelernt. Aber wenn du willst, kann ich mal nach der Toilette fragen. Namibi wanawake stimmt übrigens gar nicht, das heißt choo kiko wapi.«
    »Klingt genauso bescheuert«, fand Tobias.
    Eine Prozession eingeborener Mädchen näherte sich ihnen. Jedes trug einen flachen Korb in den Händen. Das erste legte bunte, aus Palmblättern geflochtene Sets auf den Tisch, das zweite entnahm seinem Korb das Besteck, das dritte Mädchen brachte die Gläser, das vierte die Weinflasche. Das fünfte hatte lediglich einen Korkenzieher zu transportieren, mit dem es der Flasche zu Leibe rückte.
    Bevor das erste Blut fließen würde, nahm Florian sich der Sache an und öffnete selber den Verschluß. Er goß einen Schluck in sein Glas, probierte und nickte zufrieden. »Burgunder habe ich zwar anders in Erinnerung, aber der Wein hier ist durchaus trinkbar. Wollt ihr etwa auch welchen?«
    Nachdem er die Gläser vollgeschenkt hatte, blieb nur noch ein kümmerlicher Rest übrig. »Die nächste Pulle geht auf meine Rechnung. Vorausgesetzt, die bezahlst du erst mal, Karsten.« Er hob sein Glas. »Ein Hoch dem Spender dieses hoffentlich lukullischen Mahls. Prosit, Schwager!« Dann setzte er das Glas noch einmal ab. »Nee, Leute, so geht das nicht, wir müssen uns der Umgebung anpassen. Tine, was heißt ›zum Wohl‹?«
    »Mschmarfu«, kam es unter dem Tisch hervor, wo sie nach dem heruntergefallenen Ohrclip suchte.
    » Wie heißt das?«
    Sie tauchte wieder hoch. »Mai-sha ma-re-fu.«
    »Bis man das rausgebracht hat, haben die anderen ihre Gläser schon leer«, sagte Florian. »Diese Sprache ist nur was für Leute mit viel Zeit.« Noch einmal hob er sein Glas. »Also dann: Maisha marefu.«
    Erneut kamen die Mädchen, und wieder brachten sie ihre Körbe mit. Diesmal enthielten sie Teller, Servietten, Brot sowie frischgebackene, noch warme Kartoffelchips. Sofort machte sich Tobias darüber her. »Die schmecken phantastisch«, sagte er mampfend und schon nach den nächsten greifend, »ich hab allmählich unter Entzugserscheinungen gelitten.«
    »Kein Wunder. Zu Hause frißt du das Zeug doch tütenweise in dich rein.« Julia nahm sich ein Scheibchen und knabberte daran herum. »Wie kann man sich bloß ständig damit vollstopfen?«
    »Genauso wie du mit Gummibärchen. Nur werde ich davon nicht dick!«
    Das hatte gesessen! Ihr Kampf gegen die Speckröllchen, die außer ihr allerdings niemand entdecken konnte, war innerhalb der Familie schon Legende, und die Tatsache, daß sie vorhin tatsächlich den Gürtel nur im vorletzten Loch hatte schließen können, hatte sie zu dem sofortigen Beginn einer Nulldiät bewogen, wozu dieser Abend nun denkbar ungeeignet war. Und das ärgerte sie.
    Schon wieder kam ein dunkelhäutiges Mädchen an den Tisch. Es war ein anderes, und statt des Körbchens trug es zwei bauchige Holzkrüge, einen davon auf dem Kopf. Vor Frau Antonie kniete es nieder.
    »Aber nicht doch«, wehrte die erschrocken ab, »vor mir braucht niemand zu knien.«
    Das Mädchen hatte den leeren Krug vom Kopf genommen und vor Frau Antonies Füße gestellt. Jetzt rückte es den zweiten daneben. Er enthielt klares Wasser, aus dem der Stiel einer hölzernen Kelle ragte. Nun wußte Frau Antonie endlich, was diese Prozedur bedeutete. Sie hielt ihre Hände über den leeren Krug und ließ sich Wasser darübergießen. Nach der dritten Dusche raffte die Badefrau ihre Utensilien zusammen und begann das gleiche Ritual bei Tinchen.
    »Gibt’s denn kein Handtuch?« Mit den triefenden Händen wedelte Frau Antonie in der Luft herum.
    »Immer weiter so, dann werden sie auch trocken«, meinte Florian, der nun an die Reihe kam. Allerdings war er von dem tiefausgeschnittenen Kleid des Mädchens und vor allem von dem, was sich darunter verbarg, so fasziniert, daß er nicht auf die
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