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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Autoren: Emma Flint
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gesagt, der Backes erzählte mir, wie viel er beim Bund gesoffen hätte, dass das echt die geilste Partytruppe der Welt wäre, dass die Jungs auf seiner Stube die affengeilsten gewesen wären und was es für ein geiles Gefühl wäre, eine Knarre in der Hand zu halten. Ich nickte und sonnte mich in seiner Aufmerksamkeit. Vivian verdrehte die Augen und ging zu Depeche Mode tanzen.
    Nach einer Weile kam sie zurück. Der Backes quasselte immer noch, und ich glotzte wie paralysiert auf seinen schönen Mund und dachte nur noch daran, wie es wäre, wenn er endlich die Klappe hielte und mich küssen würde.
    »Ich hau ab«, rief Vivian.
    »Was?«, brüllte ich. Es war tierisch laut in der Disco, und der Backes schrie mich die ganze Zeit an, was so langsam auf mein Gehör schlug.
    »Ich verschwinde.«
    »Aber ich dachte, wir fahren nachher zusammen mit dem Bus.«
    »Nee, keinen Bock mehr. Kommst du mit?«
    Jetzt, wo ich ihn fast so weit habe?, signalisierte ich mit den Augen und schüttelte den Kopf.
    »Okay, dann bis morgen«, sagte sie und schnappte ihre Tasche.
    »Aber wie willst du nach Hause kommen? Der Nachtbus fährt doch erst in einer Stunde.«

    »Per Anhalter.«
    »Was? Mach das nicht, Vivi!«
    »Du weißt doch«, sagte sie und grinste, »ich erkenne einen Verbrecher, wenn er vor mir steht. Also, ich rufe dich morgen an.« Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und sagte: »Und vergiss nicht, nur mit Gummi!« Dann war sie weg.
    Mir war nicht wohl dabei, dass sie trampen wollte. Und im Normalfall hätte ich sie auch niemals alleine gelassen. Aber es war der Backes, der vor mir stand und mich mit alkoholgeschwängertem Atem volllaberte und mit jeder Minute näher an mich ranrückte. Mir war klar, ich hatte nur diese eine Chance, nämlich hier und jetzt.
    »Sollen wir tanzen?«, fragte ich ihn, aber er schüttelte den Kopf und erzählte von irgendeiner Übung im Schlamm, wo sie der Unteroffizier dauernd beleidigt hätte, woraufhin er und seine Kameraden ihm nachher ins Shampoo gepisst hätten. Meine Gedanken schweiften ab, und ich stellte mir vor, wie Vivian alleine an der Straße stand und in ein Auto einstieg.
    Ich wurde unruhig. Vivi und ich waren beste Freundinnen seit der Grundschule. Wir hatten geschworen, immer alles zusammen zu machen. Als wir mit zehn Winnetou gesehen hatten, hatten wir uns sogar Blutsschwesternschaft geschworen. Vivian hatte eines der sauscharfen Metzgermesser aus der Küche genommen, wir hatten uns in die Finger geritzt (Aua!), sie aneinandergehalten und gelobt, niemals auseinanderzugehen. Außer um ganz schnell ein Pflaster zu holen. Und jetzt war sie weg, alleine in der Nacht. Mir fielen die Zeitungsberichte über vergewaltigte,
ermordete und verschwundene Anhalterinnen ein, die man immer mal wieder las. Dass Vivian Verbrecher erkennen konnte, bewies sie zwar regelmäßig bei Miami Vice und Remington Steele (Sie liebte Krimiserien!), aber es war doch klar, dass das im echten Leben anders laufen würde! Und viel, viel gefährlicher war. »Du bist doch mit dem Auto hier, oder?«, fragte ich den Backes.
    »Lllogisch«, lallte er.
    »Komm, lass uns abhauen.«
    »Na klar«, grinste er und tatschte mir beim Rausgehen auf den Hintern.
    Vor der Tür trafen wir zwei Bekannte, die dort kifften. Ich fragte sie nach Vivian, und sie waren sich nicht ganz sicher, meinten aber, sie gesehen zu haben, wie sie in einen schwarzen Jaguar eingestiegen wäre. Ich bekam es jetzt richtig mit der Angst.
    »Lass mich besser fahren«, sagte ich zum Backes, der sich an mich lehnte, weil er sonst umgekippt wäre.
    »Ach wasss!«, zischte er. »Besoffen fahre ich noch besser.« Er schloss seinen tiefergelegten Golf in Rot-Metallic auf und plumpste schwerfällig auf den Recaro-Sportsitz. Mit wachsender Unruhe beobachtete ich seine hilflosen Versuche, mit dem Schlüssel das Loch zu treffen. Gerade wollte ich einschreiten, da ließ er mit triumphierender Miene die Karre aufheulen und jagte in einem Affenzahn vom Parkplatz. Ich fing an zu zweifeln, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, Vivian zu suchen. Denn erstens hatte ich keine Ahnung, wie ich sie finden sollte, wenn ihr wirklich was passiert wäre. Und zweitens war
ich mir absolut nicht sicher, ob ich diese Fahrt überleben würde. Der Backes ignorierte eine rote Ampel und bog mit quietschenden Reifen auf den Wall ein.
    »Nicht so schnell«, rief ich und klammerte mich am Seitengriff fest. Der Backes lachte nur und raste weiter. Dann fragte er plötzlich: »Willst
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