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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Autoren: Emma Flint
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anbrennen lassen« und immer die hübschesten Mädchen zur Freundin gehabt. Ich erinnere mich noch, wie er mit Sandra Albrecht an der Hand auf eine Fete in die Aula gekommen war. Ausgerechnet diese Ziege! Meine Güte, war sie stolz gewesen! Sie war das einzige Mädel aus unserer Stufe gewesen, das die Aufmerksamkeit vom Backes auf sich gezogen hatte - woraufhin sie noch arroganter geworden war (falls das überhaupt möglich war!). Von uns hatte er dagegen nicht ein einziges Mal Notiz genommen. Aber was wäre ein echtes Mädchen ohne Hoffnung auf den Traumprinzen? Genau. Eine Emanze! (Vivian war da ein bisschen anderer Meinung. »Was soll ich denn mit einem Traumprinzen, wenn ich viele richtige Männer haben kann?«, sagte sie immer.)
    »Da hinten ist er«, rief ich und zeigte zum Flipper. Der Backes bearbeitete die Knöpfe mit den Händen und wackelte dabei mit der Hüfte vor und zurück und stöhnte lautstark, als ob er bumsen würde. Eine Horde Jungs und Mädels stand lachend um ihn rum. Es war nicht auszumachen, ob er mit einer von ihnen ging.
    »Er sieht immer noch gut aus«, sagte ich. »Das blaue T-Shirt steht ihm.« Der Backes haute scherzhaft wütend auf den Flipper und schüttete ein Bier auf ex in sich rein.
    »Hat er zugenommen?«, fragte Vivian. »Es sieht aus, als hätte er einen kleinen Bauch.«

    »Nein, hat er nicht.«
    »Doch. Guck mal richtig!«
    »Ich gucke ja. Aber ich sehe nichts.«
    »Da, unter dem T-Shirt! Das spannt doch über dem Dash-Ultra-Aufdruck!«
    »Du brauchst wirklich eine Brille, Vivi. Da steht nicht Dash Ultra, da steht Hash Ultra. Das ist ja total geil! Hash Ultra! Haha!«
    »Ich glaube, er geht aus dem Leim«, sagte Vivian und nahm einen Schluck.
    »Wenn er dir nicht gefällt, umso besser, dann nehme ich ihn.«
    »Er wird uns sowieso nicht beachten.«
    »Hast du eine Ahnung!«, sagte ich und lächelte siegessicher. Was eine neue Frisur so alles bewirken kann! Sonst bin ich eher das Mäuschen, das zwar niedlich ist, aber nicht wirklich auffällt. Vor allem im Gegensatz zu Vivian, die mit ihrer Größe automatisch hervorsticht. Sie ist wirklich schön, finde ich, besonders seit sie ihre Gothic-Phase hinter sich hat. Eine Zeit lang hatte sie sich die Haare schwarz gefärbt und hochtoupiert und war nur in langen schwarzen Kleidern und mit spitzen Schnürstiefeln rumgelaufen. Das hatte sie aber nur gemacht, um ihren Vater, den alten Spießer, zu ärgern. (Der war sowieso immer auf hundertachtzig, weil Vivian seit ihrem ersten Praktikum im Familienbetrieb kein Fleisch mehr aß.) Sie hatte ihren Kleidungsstil erst wieder radikal geändert, als sie sich entschlossen hatte, Jura zu studieren. Die verwandelte Erscheinung seiner eleganten Tochter hatte Herrn Schlevogt aber kein bisschen beruhigt, denn
er wollte seine Tochter hinter der familieneigenen Wursttheke sehen und nicht im Gerichtssaal. »Wie kannst du so was Sinnloses studieren?«, hatte er geschrien, und sein Gesicht hatte die Röte eines gut abgehangenen Schweinenackens angenommen.
    »Jura ist nicht sinnlos«, hatte Vivian zurückgebrüllt.
    »Du bist eine Frau . Du machst dich lächerlich!«
    »Mach ich überhaupt nicht. Ich mach, was ich will.«
    »Glaub ja nicht, dass ich dir diese Zeitverschwendung finanziere!«
    »Na und? Ich komme schon selber zurecht.«
    »Ich sag dir eins, Frollein, wenn du wirklich Jura studierst, rede ich nie wieder mit dir.«
    »Doch das wirst du. Ich werde nämlich Anwältin und verklage dich wegen Unterstützung von Massentierhaltung und Tierquälerei!« Mit diesen Worten war Vivian abgerauscht und hatte seitdem nicht mehr mit ihm gesprochen. »Welche Erleichterung«, hatte sie immer gesagt, »dann muss ich mir seine Meckereien nicht dauernd anhören.«
    Der DJ spielte Metallica, und auf der Tanzfläche ließen ein paar Langhaarige die Köpfe bangen. »Komm«, sagte Vivian, »wir spielen Einmal und nie wieder .«
    Das war eines unserer Insider-Party-Spiele. Wir bestellten den Drink mit dem ekelhaftesten Namen, und wer ihn nicht austrank, musste die nächste Runde geben. Vivian drehte sich zum Barmann um und orderte ein Getränk namens Kalte Muschi. Kurz darauf drängelte sich der Backes zur Theke. Und - was hab ich gesagt? - er nahm Notiz von uns! Besser gesagt von mir. Ich grinste
ihn mit meinem Scharfe-Frisur-super-Figur-Selbstbewusstsein und meinen Lipgloss-Lippen an und fragte, ob ich ihm einen Drink ausgeben könne.
    Er antwortete: »Ja, klar«, und dann unterhielten wir uns ein bisschen. Besser
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