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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Autoren: Emma Flint
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vorher gewusst hatte, dass ich davon Albträume bekommen würde. Ich hatte sogar nach dem Film Gremlins - kleine Monster ein paar Nächte nicht gut schlafen können und überall das Licht anmachen müssen, wenn ich nachts auf die Toilette gegangen war.
    Vivi, wenn wir das überstehen, dann bringe ich dich eigenhändig um, fluchte ich innerlich und tastete mich weiter vor. Wie kann etwas, das bei Sonnenschein so wunderbar friedlich und fröhlich und einladend ist wie ein Park, sich in der Nacht bloß in einen so unheimlichen Ort des Schreckens verwandeln? Die Dunkelheit löste alles auf, die vertrauten Formen und Farben, alles, was man brauchte, um sich zurechtzufinden und sich sicher zu fühlen. Alles verschwamm um mich herum, wurde zu einem Ozean voller Tinte, in dem ich hilflos umherpaddelte, in der Hoffnung, nicht unter Wasser gezogen zu werden. Ich hasste so was! Deswegen schwamm ich auch nicht gerne im Meer, es war mir einfach zu unübersichtlich. Besonders seit ich gesehen hatte, wie der weiße Hai plötzlich aus der Tiefe der See angeschossen kam und die arglose Frau zerfleischte.
    Etwas flatterte dicht an meinem Kopf vorbei, ich schrie auf und duckte mich. Am Boden kauernd versuchte ich
mich zu beruhigen. Das war nur eine harmlose kleine Fledermaus gewesen. Nichts weiter. Dabei fiel mir ein, dass ich letztens einen Bericht bei Spiegel TV gesehen hatte, wo es um Dämonen und Vampire gegangen war. Da waren grisselige Infrarotbilder von irgendwelchen unheimlichen Gestalten gezeigt worden, die nachts in einem Wald ihr Unwesen trieben, und ein Professor hatte behauptet, dass es natürlich untote Lebewesen gäbe. Damals hatte ich gedacht, der spinnt, aber jetzt kam er mir auf einmal sehr überzeugend vor.
    Plötzlich fiel mir etwas auf. Das Wummern der Bässe aus dem Autoradio war verstummt. Ich hörte einen Motor starten. Vielleicht fährt der Backes mir einfach über den Rasen hinterher?, hoffte ich für einen kurzen Moment, dann entfernte sich das Auto und damit das einzige Geräusch, das mich mit der Zivilisation verbunden hatte. Meine Rettungsleine war gekappt worden. Ich war endgültig allein. Und wie ich da so hockte, wähnte ich mich plötzlich umzingelt von augenlosen Kreaturen, groß wie Doggen und nackt wie gehäutete Ratten, die mit hängender Zunge und ätzendem Atem nur darauf warteten, mich in Stücke zu reißen. Ich konnte ihr Keuchen hören und spürte schon fast ihre scharfen Klauen in meinem Rücken. Ich schnappte nach Luft, als wäre ich in eisiges Wasser gefallen, drehte mich um und rannte in Richtung der Straßenlaternen, die in der Ferne das rettende Ufer bedeuteten. Mit jedem Schritt stieß ich seltsame Laute aus, ein wimmerndes Stöhnen, dann stolperte ich in diesen dämlichen Pumps und ging mit einem Schrei zu Boden.

    Ich fiel auf etwas Weiches. Und dann, langsam, drang durch den Nebel in meinem Kopf die Tatsache in mein Bewusstsein, dass ich meine Freundin gefunden hatte. Am Boden liegend. Kalt. Tot. Ich glaube, ich schrie um Hilfe, als ich vergeblich versuchte, sie wachzurütteln, aber niemand kam. So saß ich da und wiegte meine Freundin in den Armen und schluchzte. Ihr Gesicht leuchtete seltsam blass, wie ein bleicher Mond. Meine Vivi. Meine Freundin. Meine Seelenverwandte. Tot! Und alles war meine Schuld! Ich weinte.
    »Was ist denn mit dir los?«, hörte ich plötzlich ihre Stimme. »Hat dich der Backes sitzenlassen?«
    »Hä? Was?« Ich starrte sie an. Sie war so blass. Ihre Augen wirkten riesig. Ich weiß noch genau, dass ich mich fragte, was mit ihren Augen war. »Nein. Ja. Egal. Ich dachte, du wärst tot.«
    »Hmm. Ich auch.« Sie setzte sich auf. Schaute auf ihre Hände. Schaute mich an.
    »Und hat dich jemand…«
    »Vergewaltigt? Nein, nicht dass ich wüsste.« Sie stand auf und prüfte ihre Klamotten. »Nein, alles noch an seinem Platz. Das ist doch schon mal super.«
    »Aber was ist denn passiert?«
    »Mich hat so ein komischer Typ mitgenommen. Erst war ich froh, dass so schnell jemand angehalten hat. Aber dann…« Sie betastete ihren Hals. »Dann hat er sich dreimal bei mir entschuldigt und mich gebissen. Und daraufhin bin ich ohnmächtig geworden.« Sie holte ein Feuerzeug aus ihrer Handtasche. »Guck mal«, sie hielt die Flamme neben ihren Hals, »kannst du was erkennen?«

    »Ja«, sagte ich und schluckte. Da waren Bissspuren, wie ich sie schon mal gesehen hatte. Im Fernsehen. »Äh… wie fühlst du dich?«
    »Keine Ahnung. Irgendwie nüchtern. Genau. Ich fühle mich
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