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hot directions (German Edition)

hot directions (German Edition)

Titel: hot directions (German Edition)
Autoren: Juan Santiago
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nicht in Deutschland war, demzufolge also als Täter nicht in Frage kommt, dass er sich ab und an in der Szene sehen lässt, aber außerhalb der Stricherszene verkehrt, dort jedoch nur alle Jubeljahre was aufreißt und auch nur, wenn er tüchtig einen über den Durst getrunken hat, weder bei den blauen Datingseiten, noch im Gaychat ein Profil hat, außer, um seinen Ex ab und an mal zu ärgern, und dass er ansonsten scheinbar die letzten anderthalb Jahre in stiller Onanie verbracht hat. Da frag ich mich: Woher wissen die das alles? Also, wenn ich mal nachts irgendwo tot gefunden werde, steht vermutlich in meiner Akte, dass ich auf jedem ernstzunehmenden Schwulenportal ausgenommen den Barebackseiten mindestens zwei Profile und zirka zwanzig Dates pro Woche habe, außerdem jeden Abend in der Szene verkehre und auch jeden Abend irgendwo was aufreiße, es sei denn, es läuft mal ausgesprochen schlecht. Potentieller Täterkreis: Um die tausend Leute. Na, der Kollege, der sich dann mit dem Todesfall Bauer beschäftigen darf, tut mir jetzt schon leid. Und alleine dieses Wochenende erhöht sich der Täterkreis um mindestens acht Mann, wetten? Geht man nun davon aus, dass ein Zehntel davon Bisexuelle oder gar Heteros sind, und zählt man deren Freundinnen hinzu, braucht man für meinen Fall vermutlich ne eigene Sonderkommission. Aber ich schweife schon wieder ab.

    Überhaupt, diese Heten. Reden sich selbst ein, Schwule wären so ekelhaft und so, und bei erstbester Gelegenheit starren sie mir in der Tram auf den Hintern. Alles schon passiert. Neulich steh ich morgens an der Galluswarte und warte nach dem Nachtdienst auf die Straßenbahn, da quatscht mich so ein Marokkaner an, typischer Gallus-Bewohner. Breitschultrig, Sportklamotten, Ohrringe, trainiert. Erst will er ne Zigarette, die ich ihm natürlich gebe, ich weiß ja, wie das ist, wenn man Schmacht hat und keine Kohle, dann labert er mich an, von wegen ‚schwule Sau‘ und ich soll mal seinen Schwanz lecken. Im ersten Moment überleg ich mir, ob ich meinen Dienstausweis zücken und ihn mal zur Sau machen soll, doch dann reitet mich der Teufel. Statt den Kleinen in seine Schranken zu weisen, provozier ich ihn und biete ihm doch glatt einen Blow-Job an. Und statt mir nun mit Gewalt zu drohen, grinst der Typ breit und sagt mir, ich soll mit zu ihm kommen. Zwei Stationen mit der Tram, zwei Treppen, eine kleine Altbauwohnung, Bilder irgendeiner türkischen Sängerin an der Wand und dann stelle ich fest, dass der Typ überall gut gebaut und trainiert ist. Er hat sogar Gummis griffbereit, lässt sich kurz blasen und schon will er mehr. Wir knutschen, während er mich rannimmt, dann spritzt er mir auf die Brust, holt mir hinterher einen runter. Dann zeigt er mir Bilder von seiner Freundin, zwinkert mir zu, knufft mich mit der Faust auf die Schulter. »Machs gut, Alter«, und ich gehe. Ich sags ja: Heten. Gerade die Araber gehen ja bekanntlicherweise an alles, was sich nicht wehrt... und was nicht schnell genug auf den Baum kommt, wird dann eben gefickt... Loch ist Loch, sagt mein türkischer Freund Ali immer, und grinst mich dabei an. Recht hat er, aber er wird wohl umsonst grinsen, er ist nämlich schon fast 50. Sein Sohn dagegen ist eine echte Sahneschnitte... nur hat der leider eine Freundin. Wobei... das hat ja nichts zu bedeuten, wie ich beim soeben beschriebenen Fall gelernt habe. Und mein Nachbar, Herr Özcioglu, ist auch weit außerhalb meiner Altersklasse, auch wenn er dafür, dass er direkt neben mir wohnt und demzufolge dank den dünnen Wänden einen großen Teil meines Sexuallebens mitbekommt, immer noch ausgesprochen freundlich ist. Dafür ist es mir dann auch egal, wenn er sich abends ab und an mit seinen kurdischen Freunden trifft, und sie über Politik und sonst was philosophieren... immer lauter, je höher der Raki-Konsum steigt. Vorausgesetzt, es ist draußen dunkel. Sogar seine Frau lächelt mich immer an, auch wenn sie die unangenehme Eigenschaft hat, immer dann im Weg zu stehen, wenn ichs mal eilig habe, oder an einem Sonntag früh, wenn ich um acht aus dem Club komme und in Begleitung bin, die Treppe zu putzen.

    Aber ich hab nix gegen Heten im Bett. Die sind so sehr darauf bedacht, dass ihre Frauen oder Freundinnen nicht erfahren, dass sie ab und an mal mit nem Mann Sex haben, dass sie mir die Diskussion ersparen, ob ich nun meinen knackigen Hintern aus der Wohnung zu nem anderen Typen bewege oder ob der zu mir kommt. Sie erscheinen, dann haben wir Spaß,
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