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hot directions (German Edition)

hot directions (German Edition)

Titel: hot directions (German Edition)
Autoren: Juan Santiago
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ich eigentlich immer, seit ich mit Manfred auseinander bin. Das ist komisch... seit wir getrennt sind, habe ich sogar wieder Lust auf Sex. Mein Leben besteht eigentlich nur noch aus drei Dingen. Arbeiten, schlafen und Sex. Und jetzt ist halt schlafen angesagt. Das letzte, was mir noch einfällt, als ich mich in die Kissen sinken lassen, ist die Tatsache, dass dieser kleinschwänzige Penner daran schuld ist, dass ich jetzt schon schlafen darf. Lieber wäre ich im Nordend eingeschlafen, statt in meinem eigenen Bett im Gallus. Wegen dem muss ich morgen früh pünktlich im Dienst sein... ausgerechnet. Aber er kann mein Schimpfen nicht hören, denn er ist tot. Sein Glück.

Kapitel 2
    Der Tag fängt schon wieder prima an. Erst schütte ich mir meinen Frühstückskaffee über mein teures T-Shirt vom Edeldesigner, dann stelle ich fest, dass ich vergessen habe, Haarspray zu kaufen und deswegen mit einer grauenhaft verwuschelten Frisur los muß, und zuguterletzt breche den Bügel meiner 300-Euro-Sonnenbrille bei dem Versuch, sie mir cool in die Haare zu stecken, ab. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ich glaube, ich bekomme die Krise. Am liebsten würde ich mich jetzt krank melden und das Haus nicht verlassen, bevor ich mir nicht mindestens eine Stunde lang »Desperate Housewifes« auf der DVD-Special-Edition angesehen habe. Natürlich nur, um im In-Café ein Prosecco-Frühstück einzunehmen und mir anschließend in irgendwelchen Designerläden ein paar neue, angesagte Klamotten zu kaufen. Teure Sonnenbrillen gibts ja Gott sei Dank fast überall. Dummerweise geht das nicht, denn ich muss arbeiten. Und ich muss heute auch noch pünktlich sein. Und weswegen? Weil irgendso eine passive Husche so doof war, sich umbringen zu lassen. Meine Laune ist dementsprechend. Dann vergesse ich mein Portemonnaie zu Hause und merke es erst, als ich an der Schwalbacher Straße in die Trambahn einsteigen und vorher noch schnell einen Fahrschein ziehen will. Also spurte ich nach Hause, springe die Treppe in den fünften Stock in großen Sätzen nach oben, renne dabei fast meine Nachbarin Frau Özcioglu über den Haufen, die im Moment nichts besseres zu tun hat, als im dritten Stock vor der Tür von Frau Mesmoudi-Arras zu stehen und in irgend einem arabischen Stammesdialekt die neusten Neuigkeiten der Siedlung durchzunehmen - welche Nachbarin mit dem Mohamed von gegenüber gestern abend am Briefkasten geknutscht hat und so einen Kram und düse dann nach einem kurzen Intermezzo mit dem altersschwachen Türschloss in meine Wohnung, wo die Suche nach der Geldbörse beginnt.

    Nach einem kurzen Wutanfall, denn ich finde das Portemonnaie natürlich nicht, beschließe ich, es ausnahmsweise mal mit Logik zu versuchen. Nach ein paar Minuten, in denen ich verzweifelt versuche, mich daran zu erinnern, was ich gestern Abend getan habe, nachdem ich den Taxifahrer vor meiner Haustür bezahlt habe, finde ich schließlich mein Portemonnaie in der Innentasche meiner Jacke. Und zwar in der, die ich gerade trage. Als ich einen Blick auf die Uhr werfe, beschließe ich, mein Budget diesen Monat durch eine weitere Taxifahrt ins Präsidium zu belasten. Noch einmal zu spät kommen kann ich mir diese Woche nämlich nicht leisten... nachdem ich am Montag abend auf Lindas Schlagerparty im Schwejk versackt bin, kam ich nämlich am Dienstag ein wenig zu spät... statt um halb acht zur anberaumten Besprechung um halb eins zum Mittagessen. Einen Lichtblick habe ich aber: Heute ist Freitag, ich muss nur bis mittags arbeiten und dann ist wohlverdientes Wochenende. Das bedeutet, ich habe die Wahl zwischen heute abend ausgehen und anschließend ausschlafen oder aber gleich morgens am schwulen Strand des Langener Waldsees aufzuschlagen, mir dort ein gutes Plätzchen auszusuchen und zu cruisen... und anschließend zu irgendeiner spontanen Party zu gehen... oder beides.

    Mein Schreibtisch jedenfalls ist wie erwartet mit Akten und Unterlagen zu dem aktuellen Fall vollgepflastert und von einer Nachricht meines Chefs gekrönt: »Du bearbeitest den Todesfall Meyer am Länderweg. Ich bin im Wochenende. Gruß Holger.« Na prima. Wochenende. Morgens um halb acht beginnt also das Wochenende meines Chefs. Und was macht er da? Er frühstückt mit seiner Frau, hört sich von ihr an, wie brav seine drei Kinder gestern abend gewesen sind - oder auch nicht, spielt Schiedsmann oder Richter für diverse Familienstreitigkeiten, nimmt seiner Frau den Abwasch ab, fährt dann mit ihr einkaufen, holt
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