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hot directions (German Edition)

hot directions (German Edition)

Titel: hot directions (German Edition)
Autoren: Juan Santiago
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mehr, aber der Druck auf meiner Blase wird stärker. Also richte ich mich unter den entsetzten Blicken des Arztes langsam auf.
    »Wieso zum Henker ist Viktor tot?«, frage ich verdutzt.
    »Weil unser geschätzter Doktor Götz in panischer Angst um Dich den Balkon gestürmt, und diesen Viktor mitsamt dem brüchigen Geländer an der Seite des Balkons in den Hof geworfen hat. Unglücklicherweise lag genau dort ein Komposthaken, dessen drei Spitzen nach oben zeigten und seine Lunge punktierten«, erklärt Steven mir.
    »Treffer, versenkt!«, kommentiert Alex mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Ahja. Gut, dann wär das ja geklärt. Und jetzt bringt mich gefälligst mal einer aufs Klo«, fordere ich und schaue den Schlauch, der zu der Kanüle an meiner rechten Hand führt, mißtrauisch an. Timo drückt mir den Metallständer in die Hand, an dem oben ein Päckchen mit einer Infusionslösung hängt, setzt mich in einen bereitstehenden Rollstuhl und schiebt mich zur Toilette, wo er mir liebevoll dabei hilft, mich zu erleichtern.
    »Also, ich hätt ja schon mal Lust, Brunner eben schnell ‚Hallo‘ zu sagen«, fällt mir auf dem Rückweg ein.
    »Dazu sollten wir die anderen holen«, antwortet Timo mir.
    »Ich bin so froh, daß Dir nix weiter passiert ist«, fügt er noch hinzu.

    Dann sammeln wir Alex, Steven und Walter Isar ein, und ich lasse mich von Timo wieder aus dem Zimmer hinaus auf den Gang schieben, wo zwei Zimmer weiter tatsächlich zwei Polizeibeamte Wache halten. Isar öffnet die Tür, tatsächlich, da liegt Brunner, von zwei weiteren Polizisten bewacht, und liest in der Bibel. Als wir ins Zimmer kommen, reißt er die Augen auf. Vermutlich würde er uns jetzt anschreien oder so, aber dank seiner Verbrennung am Hals sind sein Kinn und der Hals bandagiert.
    »Hallo, Herbert«, rufen wir beinahe im Chor. Wenn man uns so hört, klingt das einstudiert, aber das war eben wirklich improvisiert und nicht abgesprochen. Herbert rollt mit den Augen und läuft hochrot an. Klar, sprechen fällt ihm schwer, es tut bestimmt ziemlich weh. Umso besser für ihn. Wer weiß, was er sonst noch alles gestehen würde, Dreck genug hat er ja am Stecken.

    »War wohl nix mit dem Aus-dem-Weg-Räumen, wie?« Alex scheint seine Vorliebe für beißenden Sarkasmus gefunden zu haben, denn er zerteilt Brunner die Neuigkeiten in mundgerechte Häppchen und reicht sie ihm auf leiser Ironie hinüber.
    »Dank Deiner tollen Aktionen bin ich jetzt sogar Kronzeuge vor Gericht gegen Dich«, säuselt er.
    »Dafür werden meine kleineren Straftaten unter den Tisch gekehrt, und ich gehe mit weißer Weste aus dem Saal, während Du trübsinnig gesiebte Luft atmest - für laaange Zeit«, stichelt Alex. Brunners Gesicht hat inzwischen die Farbe einer reifen Tomate angenommen, und ich habe beinahe Angst, daß er platzt.
    »Und die Rumänen packen aus, Viktor hat das Zeitliche gesegnet, Du bist für die Morde am Länderweg verantwortlich und das Leben ist schön«, fügt Steven so locker hinzu, als würde es um den Kauf von einer Flasche Rotwein gehen. A propos Rotwein, inzwischen hat Brunner die dunkelrote Farbe eines Glases Rotwein angenommen. Scheinbar regt er sich sehr auf.
    »Fick Dich, Du scheiß Stricher«, explodiert Brunner, bevor sein weiteres Gebrabbel in einem Gurgeln erstickt wird und er sich vor Schmerzen auf seinem Bett krümmt.
    »Oh, tut Dein Hals weh, Herbert?« hakt Alex nach.
    »Dann weißt Du mal, wie das ist, wenn man keine Wahl hat, außer mitzuspielen oder stundenlang gequält zu werden. Freut mich, daß Du diese Erfahrung nun auch mal machen darfst«, lächelt Alex lieb.
    »Ich hätte Lust auf einen Kaffee, kommt Ihr mit?«, fragt Timo demonstrativ. Wir nicken, dann verlassen wir das Zimmer, während uns eine Schwester mit einer Beruhigungsspritze für Brunner entgegen kommt.

    Auf dem Gang brechen wir erst einmal in ein hämisches Lachen aus.
    »Und nun?«, frage ich in die Runde.
    »Wie gehts jetzt weiter?«
    »Du erholst Dich, und dann fahren wir nach Hause«, entgegnet Steven mir.
    Klasse Idee. Und so geschieht es.

    ENDE

    Epilog:
    Herbert Brunner wurde wegen mehrfachen Mordes, Anstiftung zum Mord, Totschlag, schwerer Körperverletzung, Handels mit Betäubungsmittel in einem besonders schweren Fall, Menschenhandels, Zuhälterei, Beihilfe zur illegalen Prostitution, Bildung einer terroristischen Vereinigung, Diebstahls und Betruges zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Seine Rumänen erhielten Haftstrafen und wurden
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