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hot directions (German Edition)

hot directions (German Edition)

Titel: hot directions (German Edition)
Autoren: Juan Santiago
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auf einen kleinen Stunt?«, frage ich ihn.
    »Wenn ich einen blauen Fleck davon trage, kann ich die Filmerei für die nächsten fünf Wochen vergessen«, erwidert Steven.
    »Ich habe drei Gegenargumente: Erstens gibt es Schminke. Zweitens hast Du gestern Abend mindestens zwei neue Stars entdeckt. Und drittens: Wenn Du eine Kugel im Kopf hast, oder was Brunner sich sonst für uns ausgedacht hat, dann kannste die Filmerei für immer vergessen«, grinse ich ihn an.
    »Auch wieder wahr«, gibt Steven zu. Ich werfe ihm ein Bündel mit Klamotten zu.
    »Zieh das an, und dann schnapp Dir die Kiste und komm mit«, sage ich, während ich mir meinen Tarnanzug überstreife. Während Steven sich umzieht, greife ich mir den Granatwerfer, den mein Vater im Keller versteckt hatte, und überprüfe ihn auf seine Funktionstüchtigkeit. So wie ich es mir dachte: Das Ding ist wie neu. Steven pfeift durch die Zähne.
    »Ich habe gerade eine super Idee für einen der nächsten Filme«, sagt er.
    »General Rumble vögelt den Rekruten Bauer? Ich bin dabei«, grinse ich frech, während ich mir eine Kappe in Tarnfarben aufsetze und den Granatwerfer schultere. Dann ziehe ich mir das Lederband über das Handgelenk und halte Steven seins und eine weitere Baseballkappe in Grün hin. Schon sind wir aus dem Haus heraus und schlagen uns über die Brücke in den Wald hinein. Der so genannte »inoffizielle Weg« führt von der Straße zunächst durchs Feld, dann fünfhundert Meter in den Wald hinein, dann kommt eine neunzig-Grad-Kurve, in der der asphaltierte Weg nach rechts abknickt, während der Weg geradeaus ein normaler Waldweg ist, der nach dreißig Metern an einer Schranke endet. Dann führt der Weg im Prinzip um den Hügel herum, auf dem unser Haus steht, um mittels einer Brücke einen zehn Meter breiten, anderthalb Meter tiefen »Bach« zu überqueren. Dann macht der Weg noch ein paar Schlenker durch etwas tieferen Wald und mündet dann dreißig Meter vor unserem Haus auf den offiziellen Weg.

    Wir allerdings nehmen einen Trampelpfad, überqueren auf zwei langen Balken, die mein Vater über den Bach gelegt hat, denselben, und schleichen uns in den Wald. Dort treffen wir auf zwei weitere Männer mit Helm und Gasmaske im Kampfanzug.
    »Moin«, grüßt einer von ihnen knapp.
    »Ähm...« Mein Blick ist verblüfft, was den anderen von beiden zu einer Erklärung hinreißt.
    »Wir gehen jetzt zu der Kurve und verlegen Blendgranaten, Nebelbomben und Tränengasminen im Wald.«
    »Ihr seid also das Sprengkommando?«, frage ich nach.
    »Feuerwerk!«, freut Steven sich.
    »Jou, genau. Unser Posten in Kisselbach sagt übrigens, daß sich die Gegner geteilt haben und mit jeweils fünf Autos über jeden Weg angreifen wollen. Daher wollen wir deren Material ein wenig dezimieren, ohne die Leute großartig zu gefährden«, erklärt uns der andere.
    »Die Zeit ist knapp, also tschö!« Dann lassen beide uns stehen und stapfen weiter durch das Unterholz.

    »Tja, Schatz, so sind halt die Hunsrücker«, erkläre ich dem verblüfften Steven.
    »Wer sie oder einen von ihnen angreift, hat alle gegen sich. Da sind sie fast wie die schottischen Clans.«
    »Sollte es in Deutschland wieder mal einen Krieg geben, fahre ich in den Hunsrück«, konstatiert Steven.
    »Solltest Du sowieso«, gebe ich zurück.
    »Ich habe nämlich vor, im Notfall hierher zu kommen und mitzuhelfen, den Hunsrück sauberzuhalten. Und da Ihr zu mir gehört, gehört Ihr ebenfalls hierher. Auf!« Ich schubse Steven an und laufe weiter vor ihm her, bis wir die Brücke erreichen. Dort hält Steven mich auf.
    »Wir sollen abwarten und uns auf dieser Seite vom Bach verstecken, sagt der Kommandant über Funk. Die Autos sind soeben in Steinbach eingetroffen und beratschlagen sich an der Kirche. Scheinbar haben sie eine schlechte Karte, oder so«, gibt er das weiter, was er hört. Ich sehe mich um und deute dann auf eine Baumgruppe ein paar Meter vom Weg entfernt.
    »Was hältst Du davon als Versteck?«, frage ich Steven.
    »Da komm ich doch locker hoch«, antwortet dieser grinsend.
    »Brauchste nicht... es gibt einen Hochsitz«, erwidere ich. Wir klettern hoch, positionieren den Granatwerfer und laden das Ding mit den Handgranaten. Dann hören wir die Positionsberichte der Posten über Funk. Und plötzlich geht alles ganz schnell.

    Vom Weg aus sind zwei dumpfe Schläge zu hören, dann ein Prasseln und Splittern, metallisches Kreischen und einen Schmerzensschrei. Auch vom inoffiziellen Weg vor uns hören
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