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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt
Autoren: Crais Robert
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Vorschlägen einverstanden, weil er seine Ideen gut fand. Als die beiden sich vor vier Tagen kennen gelernt hatten, hatte Dennis gleich gespürt, dass sich sein Schicksal endlich entscheiden würde. Denn dieser Mars war mit einer gefährlichen elektrischen Energie geladen, und er tat alles, was Dennis ihm sagte.
    »Wir machen das, Mars. Wir überfallen den Saftladen.«
    Mars stieg aus. Cool wie er war, beeindruckte ihn Dennis' Entscheidung kein bisschen.
    »Na dann los.«
    Kevin rührte sich nicht. Die beiden Kinder fuhren mit ihren Fahrrädern davon.
    »Hier ist doch niemand, Kevin! Du musst nur an der Tür Schmiere stehen. Der fette Kerl wird die Kohle sofort ausspucken. Die sind versichert – die reichen einfach die Kasse rüber. Die werden gefeuert, wenn sie rumzicken.«
    Dennis packte seinen Bruder am T-Shirt. Auf dem stand The Lemonheads. Na super – das sagt alles, dachte er. Kevin war einfach ein Knallkopf. Und Mars schon auf halbem Weg zur Ladentür.
    »Raus jetzt, du Feigling. Wie sieht das sonst aus!«
    Kevin gab nach und schob sich wie ein Kleinkind aus dem Wagen.
    Junior Kim, Jr.
    Junior Kim, Jr., erkannte Ganoven sofort.
    Er war als Kind eingebürgerter koreanischer Einwanderer in den Staaten geboren worden und hatte sechzehn Jahre hinterm Tresen eines Tankstellen-Shops in Newton gestanden, einem der gefährlichsten Stadtteile von Los Angeles. Dort war er verprügelt, überfallen, niedergestochen, angeschossen, mit Baseballschlägern zusammengeknüppelt und dreiundvierzigmal ausgeraubt worden. Dann hatte es ihm gereicht. Nach sechzehn Jahren hatte er mit seiner Frau, den sechs Kindern und allen Großeltern dem Schmelztiegel Los Angeles den Rücken gekehrt und war nach Norden in eine der viel weniger gefährlichen Vorstädte gezogen. Dorthin, wo sich der obere Mittelstand schlafen legte.
    Junior war nicht einfältig. So ein Shop zog nun mal Ganoven an wie das Aas die Fliegen. Sogar hier in Bristo Camino hatte er es mit Ladendieben zu tun (meistens waren es Teenager, doch oft auch Männer im Straßenanzug), mit Scheckbetrügern (in der großen Mehrzahl Frauen), mit Nutten, die mit Blüten bezahlen wollten (ihre Zuhälter hatten sie aus der Stadt hergebracht), und mit Betrunkenen (meist aggressive weiße Männer, die ihre Gin-Fahnen durch den Laden wehen ließen) – alles harmlos im Vergleich mit Los Angeles, aber Junior hatte doch vorgesorgt. Nach den in der Innenstadt sechzehn Jahre lang sauer erworbenen Erfahrungen hatte er einen kleinen Helfer unterm Tresen liegen. Für die, die aus dem Ruder liefen.
    Als an diesem Freitagnachmittag drei Ganoven reinkamen, lehnte Junior sich weit vor. Seine Brust berührte den Tresen, und seine Hände waren verborgen.
    »Was darf's sein?«
    Ein hagerer Junge im Lemonheads- T-Shirt blieb bei der Tür stehen. Ein etwas älterer Bursche mit ausgebleichtem schwarzen Hemd und ein Hüne mit kahl rasiertem Schädel kamen auf ihn zu. Der Bursche lüpfte sein Hemd, um den schwarzen Griff einer Pistole sehen zu lassen. »Zwei Schachteln Marlboro für meinen Kumpel und alles Bargeld aus der Kasse, fettes Schlitzauge.«
    Junior Kim durchschaute Ganoven schon von weitem.
    Mit gelassenem Gesicht fischte er unterm Tresen nach seinem Revolver. Er bekam ihn genau in dem Moment zu fassen, in dem der Ganove sich über den Tresen schwang. Als der Mann im schwarzen Hemd gegen ihn krachte, kam Junior taumelnd wieder auf die Beine und hob seine Waffe. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Mann über den Tresen springen würde, und den Revolver nicht mehr entsichern können.
    Der Hüne rief: »Er hat eine Kanone.«
    Alles ging so schnell, dass Junior die Übersicht verlor, wessen Hände wo waren. Der im schwarzen Hemd dachte nicht mehr an seine eigene Waffe, sondern versuchte, Junior den Revolver zu entwinden. Der große Kerl langte über den Tresen und schnappte auch danach. Noch nie war Junior mit gezogener Waffe so ängstlich gewesen wie jetzt. Denn wenn es ihm nicht gelang, seinen Revolver zu entsichern, bevor dieser Kerl die eigene Waffe zog oder ihm seine aus der Hand wand, war er erledigt. Junior Kim kämpfte um sein Leben.
    Dann war die Waffe entsichert, und Junior Kim wusste, dass er gewonnen hatte.
    »Jetzt seid ihr fällig«, sagte er.
    Der Revolver ging mit sattem Knall los, und die Ganoven bekamen Stielaugen, so erschrocken und überrascht waren sie.
    Junior lächelte triumphierend.
    »Das war's, ihr Mistkerle.«
    Dann spürte er einen reißenden Schmerz in der Brust.
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