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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt
Autoren: Crais Robert
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Tür war verrammelt, und vor den Fenstern
hingen dicke Vorhänge. Das linke Fenster war zerbrochen, als Malik das
Telefon rausgeworfen hatte. Gut zwei Meter rechts von der Veranda
kauerte ein fünfköpfiges SEK-Team an der Wand und wartete darauf, die
Haustür zu stürmen. Malik war nicht zu sehen.
    Â»Hören
Sie, George â€“ ich hab gesagt, wir haben sie gefunden, und das will
ich erklären. Ich hab mich geirrt. Hier draußen ist was durcheinander
geraten, und ich hab eine falsche Information bekommen. Aber wir suchen
weiter, und wenn wir sie finden, sorgen wir dafür, dass sie mit Ihnen
spricht.«
    Â»Du hast vorhin gelogen, und jetzt lügst du
schon wieder. Du lügst, um diese Kröte zu schützen, und das mach ich
nicht mit. Ich erschieß ihren Köter, und dann blas ich mir das Hirn aus
dem Schädel.«
    Talley wartete ab. Es war wichtig, ruhig
zu erscheinen und Malik die Gelegenheit zu geben, Dampf abzulassen.
Beim Reden wurde Stress abgebaut. Wenn es Talley gelang, Maliks
Stressniveau zu senken, kamen sie vielleicht über den Berg und aus
dieser verfahrenen Situation heraus.
    Â»Lassen Sie den
Hund leben, George. Egal, was zwischen Ihnen und Ihrer Frau passiert
ist â€“ lassen Sie es nicht an dem Tier aus. Ist das auch Ihr Hund?«
    Â»Keine
Ahnung, wessen Köter das ist. Sie hat immer gelogen, also da vermutlich
auch. Die ist schon als Lügnerin auf die Welt gekommen. So wie du.«
    Â»George,
bitte â€“ ich hab mich geirrt, aber ich hab nicht gelogen. Ich hab
einen Fehler gemacht. Ein Lügner würde das nicht zugeben, doch ich will
ehrlich zu Ihnen sein. Und ich hab auch einen Hund. Was haben Sie denn
für einen?«
    Â»Ich glaub dir nicht. Du weißt genau, wo sie ist, und wenn du sie nicht dazu bringst, mit mir zu reden, erschieß ich den Köter.«
    Menschen
können so tief in die dunklen Gletscherspalten der Verzweiflung
stürzen, dass sie darin zerquetscht werden wie unter dem Gewicht des
Wassers am Meeresgrund. Talley hatte oft gehört, wie dieser Überdruck
die Stimme verzerrt. Jetzt hörte er es wieder â€“ Malik wurde gerade
zerquetscht.
    Â»Durchhalten, George! Sie spricht bestimmt mit Ihnen.«
    Â»Warum macht sie dann nicht den Mund auf? Warum sagt sie nicht irgendwas? Mehr muss sie doch nicht tun!«
    Â»Wir kriegen das hin.«
    Â»Sag was!«
    Â»Wir kriegen das hin, hab ich gesagt.«
    Â»Sag was, oder ich erschieß den Köter!«
    Talley
atmete tief ein und dachte nach. Was Malik da redete, verwirrte ihn.
Talley hatte laut und deutlich gesprochen, doch Malik verhielt sich,
als habe er ihn nicht gehört. Wahrscheinlich war er völlig durchgedreht
oder würde gleich in eine Psychose abgleiten.
    Â»George, ich kann Sie nicht sehen. Kommen Sie ans Fenster, damit ich Sie sehe.«
    Â»Hör auf, mich anzustarren!«
    Â»George, kommen Sie bitte ans Fenster!«
    Talley
bemerkte, dass Leifitz sich von hinten wieder dem SEK-Fahrzeug näherte.
Jetzt waren die beiden kaum einen Meter voneinander entfernt, Leifitz
in Deckung, Talley ungeschützt.
    Er fragte leise: »Wie heißt der Hund?«
    Leifitz schüttelte den Kopf. »Die Nachbarn sagen, er hat keinen.«
    Â»Mach jetzt dein Maul auf, oder ich knall den Köter ab!«
    Da
fiel bei Talley der Groschen, und der Schweiß brach ihm aus. Er begriff
plötzlich, dass diesmal er einer Täuschung erlegen war. Die Polizisten
hatten Maliks Frau nicht gefunden, weil sie im Haus war. Die Nachbarn
hatten sich geirrt. Maliks Frau war die ganze Zeit drin gewesen. Und
der Junge auch.
    Â»Murray, lass stürmen!«
    In diesem Moment drang ein Peitschenknall durchs Haus. Der zweite Schuss ging los, als das SEK-Team die Eingangstür aufbrach.
    Talley
rannte hinterher und fühlte sich eigenartig schwerelos. Später konnte
er sich nicht mehr erinnern, dass er auf die Veranda gesprungen und
durch die Haustür gelaufen war. Malik lag reglos und wie festgenagelt
am Boden. Man hatte ihm Handschellen angelegt, obwohl er schon tot war.
Seine Frau lag ausgestreckt auf dem Sofa im Wohnzimmer â€“ sie war
seit mehr als vierzehn Stunden tot. Zwei Männer vom SEK versuchten, die
Blutfontäne zu stoppen, die Maliks neunjährigem Sohn aus der
Halsschlagader schoss. Einer von ihnen schrie nach Unfallsanitätern.
Die aufgerissenen Augen des Jungen suchten das Zimmer ab, als wollten
sie einen Grund für das Geschehen finden. Sein
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