Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt
Autoren: Crais Robert
Vom Netzwerk:
Einen gebieterischen, endgültigen Schmerz. Wie bei einem schweren Herzanfall. Während er rückwärts gegen den Kühlschrank stolperte, strömte ihm Blut aus der Brust und breitete sich auf seinem Hemd aus. Dann glitt er zu Boden.
    Das Letzte, was Junior hörte, war der Schrei des Ganoven an der Tür: »Dennis! Beeil dich! Da kommt jemand.«
    Margaret Hammond, Zeugin
    Als Margaret Hammond an der zweiten Zapfsäule aus ihrem Wagen stieg, hörte sie den Knall einer Fehlzündung.
    Sie wohnte in der Siedlung gegenüber. Ihr mit Ziegeln gedecktes Haus glich hundert anderen rundum bis aufs Haar. Sie sah drei junge Weiße, die aus dem Minimart rannten und in einen roten japanischen Pick-up sprangen. Der Wagen bockte ein paar Mal beim Beschleunigen. Klarer Fall – Kupplung am Ende. Er fuhr nach Westen, Richtung Autobahn.
    Margaret steckte den Stutzen in den Tank, ließ die Einfüll-Automatik einrasten und ging in den Minimart, um sich einen Schokoriegel für die Rückfahrt zu kaufen.
    Keine zehn Sekunden später – so ihre eigene Schätzung – stürzte sie aus dem Laden. Der rote Pick-up war verschwunden. Sie nahm ihr Handy, wählte den Notruf und wurde zur Polizei von Bristo Camino durchgestellt.
    Dennis
    Sie schrien durcheinander, und Kevin packte Dennis am Arm, brachte dadurch den Wagen zum Schlingern. Dennis stieß seinen Bruder weg.
    »Du hast ihn umgebracht! Du hast ihn erschossen!«
    »Keine Ahnung, ob er tot ist!«
    »Überall war Blut! Du bist auch ganz voller Blut!«
    »Hör auf, Kevin! Er hatte eine Kanone! Woher hätte ich das wissen sollen? Sie ist einfach losgegangen!«
    Kevin hämmerte aufs Armaturenbrett und zappelte wild zwischen Dennis und Mars herum.
    »Wir sind geliefert, Dennis, garantiert! Wenn der tot ist …«
    »Schnauze!«
    Als Dennis sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, schmeckte er Kupfer und Salz. Er blickte in den Rückspiegel und sah lauter rote Tautropfen. Da verlor er die Nerven, weil er Menschenblut geleckt hatte. Er klatschte sich ins Gesicht und wischte die Hand an seiner Jeans ab.
    Mars legte ihm kurz die Hand aufs Knie.
    »Keine Panik, Alter.«
    »Wir müssen verschwinden!«
    »Tun wir doch. Keiner hat uns gesehen, niemand hat uns geschnappt – alles prima.«
    Mars saß ruhig auf dem Beifahrersitz. Kevin und Dennis waren völlig durcheinander, Mars aber so entspannt, als sei er gerade aus einer Trance erwacht. Er hatte den Revolver des Chinesen in der Hand.
    »Mann – schmeiß den weg! Vielleicht werden wir angehalten.«
    Mars schob den Revolver in den Hosenbund und ließ die Hand zwischen den Beinen liegen.
    »Kann sein, dass wir den brauchen.«
    Dennis prügelte den nächsten Gang ins Getriebe und kümmerte sich nicht um das Knirschen der Kupplung. Noch drei Kilometer bis zur Autobahn. Mindestens vier Menschen hatten den Wagen gesehen. Sogar die Dumpfbullen aus Bristo würden zwei und zwei zusammenzählen können, wenn Zeugen ihnen das Auto beschrieben.
    »Denkt nach! Wir müssen uns was einfallen lassen.«
    Kevins Augen waren groß wie Untertassen.
    »Mann, Dennis – wir müssen uns stellen.«
    Dennis hatte das Gefühl, ihm platzten gleich die Augen – so stark war der Druck in seinem Kopf.
    »Niemand stellt sich! Wir können es schaffen. Uns muss nur was einfallen!«
    Mars legte ihm wieder die Hand aufs Knie.
    »Hör zu.«
    Er lächelte ins Leere. Er sah sie nicht mal an.
    »Wir sind doch nur drei Typen in einem roten Pick-up. Und davon gibt's ne Million.«
    Daran wollte Dennis unbedingt glauben.
    »Meinst du?«
    »Die brauchen Zeugen. Falls sie die beiden Kinder oder die Frau auftreiben, müssen die uns beschreiben. Vielleicht können sie's. Vielleicht auch nicht. Wenn die Bullen das geregelt haben, müssen sie nach drei Weißen in einem roten Pick-up suchen. Weißt du, wie viele es davon gibt?«
    »Ne Million.«
    »Genau. Und wie lange dauert das alles wohl? Bis heute Abend? Bis morgen? In vier Stunden schaffen wir's über die Grenze. Also ab nach Mexiko.«
    Das leere Lächeln war sich seiner Sache vollkommen sicher. Mars war so gelassen, dass Dennis unwillkürlich überzeugt war. Der hat in solchen Dingen wohl Erfahrung und kennt alle Winkelzüge, dachte er.
    »Klasse Idee. Das ist die Lösung! Wir tauchen einfach ein paar Tage ab und kommen wieder, wenn die Luft rein ist. Das gibt sich bestimmt rasch.«
    »Genau.«
    Dennis drückte stärker aufs Gaspedal und merkte, dass das Auto nicht zog. Dann knallte es, und das Kupplungsseil war gerissen. 600 Dollar in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher