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Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Titel: Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)
Autoren: Timothy Stahl
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Er wollte Megans Frage schon bejahen, als noch etwas anderes dazukam …
    »Ich kann auch etwas hören«, sagte er. »Hörst du das auch?«
    »Natürlich«, antwortete sie.
    Es klang wie … Nein, nicht wirklich wie Musik, aber es waren Töne, die ineinander übergingen und sich zu einer endlosen Folge verketteten. Hätte er einen Vergleich ziehen müssen, hätte er vermutet, dass da irgendwo tief im Wald australische Aborigines saßen und auf Didgeridoos bliesen.
    Megan fasste seine Hand, und er ließ sich von ihr über die Lichtung und auf der anderen Seite wieder in den Wald hineinführen.
    Auf halbem Weg wurde das dumpfe, nie abreißende Uuooouuaaauoooauouoo lauter.
    Zum einen, weil sie seinem Ursprung offenbar näher kamen.
    Zum anderen, weil Megan Baxter es plötzlich mit anstimmte – und das, obwohl ihr Mund nur lächelte, wie Eric sah, als sie sich im Gehen zu ihm umdrehte und ihn anstrahlte, als sei sie ungeheuer stolz darauf, ihn einzuweihen in ihr Geheimnis … Von dem Eric gerne behauptet hätte, dass er es gar nicht kennen wollte.
    Aber das wäre – wie er zu seinem nicht gelinden Erschrecken feststellen musste – gelogen gewesen.
    Er wollte wissen, was hier vorging, was Megan ihm zeigen wollte – und er wollte, mehr noch, Teil davon sein. Weil irgendetwas in ihm danach verlangte und schrie – auf schauderhafte Weise so, wie ein verlorenes Lamm nach seiner Herde rief …
*
    Megan wand sich geschickt durch die Engstellen zwischen den verkanteten Felsblöcken und dann hinab durch Schächte in die Tiefe unter dem Meteoriten. Es war eindeutig, dass sie diesen Weg nicht zum ersten Mal nahm, und sie tat es auch viel furchtloser als Eric, der ihr nur mühsam folgen konnte und das Gefühl hatte, sich an den Felsen die Haut vom Leib zu scheuern. Als sie endlich die Kaverne unter dem Big Rock erreichten, gab es an seinem ganzen Körper keinen Quadratzoll mehr, der ihm nicht wehtat.
    Nur vergaß er die Schmerzen noch im selben Augenblick.
    Der unheimliche, vielleicht auch unheilige Gesang war jetzt fast dröhnend laut, wurde durch den Fels, der sie umschloss noch verstärkt – und er und Megan waren nicht allein hier unten. Zwei Jungen waren schon hier, ein kräftiger mit kurz geschorenem Haar, und der Junge, den Eric am Nachmittag noch in der Drachenjacke gesehen hatte. Sie standen beide mit nacktem Oberkörper da im Schein der Kerzen, die aus Wachsbergen aufragten, und in ihrer beider Leiber klaffte je eines jener Mäuler, wie auch Megan eines besaß – das Muttermal auf ihrem Bauch hatte sich wie ein Mund mit dicken braunen Lippen geöffnet und zu singen begonnen.
    Eric fühlte sich seltsam hin- und hergerissen. Einerseits fand er diese Mäuler so hässlich, dass sich ihm spürbar die Nackenhaare sträubten – und andererseits … beneidete er Megan und die beiden Jungs darum. Er war neidisch, dass sie solche Mäuler hatten, und er nicht. Nicht mehr?
    Gleich hab ich dich, wisperte es da aus seinem Gedächtnis wie hinter einer Spaltbreit offenen Tür hervor, und: Wo ist es denn bloß?
    »Was«, er schluckte, weil seine Stimme mit einem Mal so belegt war, dass er sie selbst kaum hören konnte, »was soll das alles? Was macht ihr hier?«
    Megan fasste abermals nach seiner Hand. »Das wissen wir nicht. Es geschieht einfach. Es ist alles Teil von uns. So, wie man Sprechen, Lesen und Schreiben lernt, ohne wirklich darüber nachzudenken, ist … das«, sie machte eine Geste, die nicht nur diese Höhle meinte, »mit uns passiert. Und wir tun es eben.«
    »Was tut ihr denn?« Eric schwankte zwischen Faszination und Ekel. Sie mussten laut sprechen, um sich über das Heulen der bizarren Münder hinweg verständigen zu können.
    »Wir kommen hierher, lösen uns gegenseitig ab – der Ruf darf nicht verstummen. Sonst besteht die Gefahr, dass drüben wieder einschläft, was vielleicht schon erwacht und auf dem Weg zu uns ist.«
    Eric begriff nicht – und trotzdem machte auf unfassbare Weise alles Sinn, was Megan da sagte. Als wüsste etwas in ihm durchaus, wovon sie sprach – aber als hätte dieses Etwas keine Möglichkeit mehr, sich mitzuteilen und teilzunehmen an dem, was hier geschah. Aber der Rest dessen, was da einmal in ihm gesteckt hatte, sprang noch darauf an und wollte so verzweifelt Teil davon sein, dass Eric sich unter dieser körperlich schmerzhaften Sehnsucht beinahe krümmte.
    Während ihn der Gesang dreistimmig umwehte, schien das, was er vermittelte, nicht nur tief unter ihnen oder weit jenseits
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