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Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Titel: Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)
Autoren: Timothy Stahl
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dieses Ortes etwas wecken zu wollen, sondern auch in Eric. Durch seinen Kopf geisterten plötzlich Fetzen von Erinnerungen, die nicht sein Leben betrafen, sondern nur etwas Fremdes in ihm, einen kleinen Teil, der nicht Eric Anderson war.
    Er sah … Wesen. Ein Volk. Getrieben von Verzweiflung. Weil seine Heimat dem Untergang geweiht war. Ein Volk, das auf der Flucht war und auf der Suche nach einer neuen Welt. Und als es fündig wurde, verwehrten ihnen die Bewohner dieser Welt den Zutritt mit aller Gewalt, derer sie fähig waren.
    Wie ein versprengtes Lamm blieb nur ein Echo des verzweifelten Volkes auf dieser neuen Welt zurück, ein Splitter seines Geistes – und dieses Fragment wartete, voll der Hoffnung, dass es irgendwann wieder mit seinem Volk vereint sein würde. Wenn …
    »Gleich hab ich euch!«, hechelte es da hinter dem Kerzenschein hervor.
    Und dann sprang eine grässliche, geifernde Kreatur ins Licht.
*
    Die Gestalt war dürr, wirkte wie aus Stöcken zusammengesetzt und mit weißem, lederigem Tuch überspannt. Einen Teil trug sicher das trübe Licht zu diesem Eindruck bei, aber Eric war trotzdem sicher, dass dieses Bild zum allergrößten Teil der Wirklichkeit entsprach.
    Die Haare standen der Unheimlichen – sie war nackt und eindeutig weiblichen Geschlechts – wirr wie eine verdreckte, filzige Löwenmähne vom Kopf ab. Ihre Augen waren schmal und blinzelten ins Licht, als schmerzte es sie. Und ihre Fingernägel waren lang und schmal wie Dolche und spitz und scharf genug, um menschliche Haut zu zerschlitzen.
    Eric erkannte sie wieder.
    Das war der Mörder – der Mörder von damals und von heute. Und er, sie , war hier, um das Töten fortzusetzen.
    Aber da war noch etwas anderes an diesem hässlichen Weib, das Eric irritierte – etwas, das ihrer Hässlichkeit widersprach und in Wahrheit eine Ähnlichkeit war mit …
    Ohne sich mit irgendetwas länger aufzuhalten, stürzte sich das irre Weib auf Megan. Erst jetzt, da sie ihn passierte, sah Eric, dass die Frau etwas bei sich hatte. Einen Sack, der mit irgendetwas gefüllt war und den er zu fassen bekam, als er, eher instinktiv als bewusst, nach ihr griff, um sie daran zu hindern, Megan anzugreifen.
    Es gelang ihm jedoch nur, den schmutzigen Sack, den sie an einem Riemen über der Schulter trug, festzuhalten. Er rutschte über ihren Arm, entglitt auch Erics Hand, fiel zu Boden und ergoss seinen Inhalt über den Boden.
    Megan schrie auf und entging den nach ihr schlagenden Krallen der Irrsinnigen nur durch eine zufällige Bewegung. Der kleinere Junge wich ängstlich zurück, der andere schien Megan beistehen zu wollen, aber nicht recht zu wissen, wie er es anstellen sollte.
    Auch Eric wollte Megan helfen. Mit vereinten Kräften musste es ihnen doch gelingen, dieser Verrückten Herr zu werden. Aber er rutschte aus auf den Dingern, die aus dem Sack gerollt waren und wie faulige, verschrumpelte kleine Äpfel über den unebenen Boden kullerten.
    Und als Eric zwischen sie fiel, sah er, worum es sich dabei handelte – denn in genau diesem Augenblick klafften die Dinger auf und bildeten Münder wie jene, zu denen die Muttermale der anderen geworden waren, und auch aus ihnen drang jener schaurige Gesang hervor. Die Stimmen vereinigten sich zu einem archaischen Chor, schwollen an und verströmten mit einem Mal eine Macht, die den unterirdischen Hohlraum nicht nur ausfüllte, sondern zu groß dafür wurde und ihn sprengen wollte. Der Fels knirschte und ächzte unter der Belastung.
    Eric erzitterte wie der Fels selbst und wie auch die anderen. Staub rieselte herab. Zwei, drei Kerzen kippten um und rollten verlöschend über den Boden. Auch die schaurige weiße Frau hielt inne, offenbar noch so weit bei Verstand, dass sie für die auch ihr drohende Gefahr nicht blind und taub war. Bis ihr umherirrender Blick ein Ziel fand, ihr Gesicht sich verzerrte – oder sich eigentlich, wie Eric fand, eher ent zerrte, weil das Hässliche daraus zu weichen schien und eine vergangene Schönheit zurückkehren ließ … Schönheit und Ähnlichkeit – mit Megan Baxter und ihrer Mutter?
    »Pein!«, kreischte die Frau da. Ihre schrille Stimme übertönte für einen Moment das Ooouuuaaoouuoaaa , das die Höhle erbeben ließ, und für diesen Moment verging auch das Beben, als hätte jemand auf Stopp gedrückt.
    Aber kaum war der Schrei der Frau verklungen, lief der Katastrophenfilm, in dem sie alle gefangen waren, weiter.
    Eric folgte dem Blick der Frau, der starr dorthin gerichtet
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