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Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Titel: Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)
Autoren: Timothy Stahl
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es jedenfalls, ein Kind mit dem Gebiss eines Menschen fressen zu müssen. Diese Zähne ließen sich nicht wirklich hineingraben in das doch so zarte Fleisch, man konnte es kaum zerreißen mit diesen flachen Stümpfen. Das war damals noch anders gewesen. Die Menschen früher hatten sich noch anders ernährt. Sie waren seiner Art noch ähnlicher gewesen, als es die heutigen waren.
    Andererseits machte das den Schritt, den seine Art nun tun würde, auch größer und bedeutender, als er es damals gewesen wäre – wenn er gelungen wäre …
    Er drehte das längst tote Kind in den Händen, nagte hier und da noch etwas von den Knochen ab, dann warf er es in die Grube hinunter zu den anderen, die er ihren Eltern weggenommen hatte, um ihnen seine Brut unterzuschieben. Was nie jemand gemerkt hatte. Dazu sahen diese jungen Menschen einander einerseits zu ähnlich, und zum anderen ging von ihnen ein Zauber aus, der die Älteren in gewisser Weise und für gewisse Dinge blind machte.
    Er leckte sich das schon kalt gewordene Blut von den Fingern, Händen und Lippen und wurde davon einmal mehr daran erinnert, wie er ihr Blut, Callies Blut, geschmeckt hatte, als sie ihre Unschuld verlor auf dem Boden, der von seinem Geist getränkt gewesen war, und wie dieses Blut ihn geweckt und dem Boden hatte entsteigen lassen.
    Die Menschen hätten diese Verkettung von Ereignissen Zufall genannt. Für ihn war sie Bestimmung, etwas, das früher oder später schon eintreten würde, wenn man nur lange genug darauf zu warten bereit war. Und er konnte ewig warten.
    Dann stieg er im Körper seines Wirts weiter in die Tiefe, hinab in die Zelle im Fels, in der er die Mutter seiner Brut festhielt – und wo sie heute nicht mehr war!
    Sie hatte sich befreit.
    Er missbrauchte die Stimme seines geliehenen Körpers für einen Schrei, wie ihn ein Mensch nie hervorgebracht hätte, beseelt von einer Wut, die diesen Leib fast verbrannte und ihn sich vor Schmerzen krümmen ließ.
    Dann machte er sich auf die Suche nach ihr.
    Nach seinen Begriffen fand er sie schnell .
    Ihr als Mensch hatte diese Zeit jedoch gereicht, um schon beträchtlichen Schaden anzurichten. Immerhin zwei ihrer Kinder hatte sie aufgespürt und ihnen genommen, was er in sie gepflanzt hatte. Dass sie dabei ums Leben gekommen waren, hatte sie billigend in Kauf genommen, vielleicht nicht einmal begriffen. Egal, ohne seine Saat waren sie ihm ohnehin nicht mehr von Nutzen.
    Zum Glück erwischte er die Entflohene, als sie gerade den dritten Wechselbalg aufschnitt und durchwühlte, und er hörte sie flüstern und hecheln wie ein Tier:
    »Gleich hab ich dich, gleich hab ich dich … Wo ist es denn? Wo ist es denn bloß?«
    Hoffentlich hatte sie es noch nicht gefunden!
*
    Sie ungesehen zurück in ihren Kerker tief unter dem Leuchtturm zu schaffen gestaltete sich deutlich schwieriger, als es gewesen war, sie zu überwältigen. Zwar hatte sie sich wie ein Tier gebärdet, aber letztlich war sie doch zu geschwächt gewesen von der jahrelangen Gefangenschaft und den vielen Geburten, als dass sie wirklich eine Chance gehabt hätte, sich gegen ihn zu behaupten. Und es war dann auch sehr schnell der Punkt erreicht, an dem sie die Gegenwehr aufgegeben und sich wieder in ihr Schicksal gefügt hatte.
    Und so setzte sich jahrelang fort, was schon jahrelang seinen Lauf genommen hatte.
    Er verströmte ein ums andere Mal ein wenig seiner Kraft, seiner Essenz, in sie, und daraus machte ihr Körper ein Geschöpf, das er nach dessen Geburt draußen in die Obhut ahnungsloser Menscheneltern gab, deren leibliches Neugeborenes er stahl und zu seiner Stärkung fraß. Dass die Geburt eines seiner Kinder stets im nahen Umkreis mit der eines anderen zusammenfiel, das zudem noch vom selben Geschlecht war und somit für seine Zwecke taugte, war ebenfalls etwas, das nur einem Menschen unfassbar zufällig erschienen wäre. Für ihn war es nur ein weiteres Zeichen dafür, dass die Dinge sich fügten, wie sehr viel höhere – oder eigentlich tiefere – Mächte sie endlich sehen wollten.
    Dass er trotzdem zunehmend schwächer wurde, lag in der Natur der Sache. Schließlich zehrte er sich auf mit jedem bisschen Samen, das er in ihren Leib spritzte, denn jeder Tropfen war ein Tropfen seines Geistes, mit dem er seinen menschlichen Wirt nach Bedarf beseelte und lenkte.
    Und irgendwann – schnell für ihn, nach einem Dutzend Jahren in menschlichen Begriffen – hatte er sich so verbraucht, dass nur noch ein Quäntchen seiner selbst in
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