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Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Titel: Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)
Autoren: Timothy Stahl
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trockene Nadeln, sie stachen in seine Sohlen, er spürte nichts davon. Wie in Trance folgte er dem Signal aus der Nacht. Er ging um das steinerne Rund herum, entfernte sich von der Lichtung, kletterte einen Abhang hinunter. Das Pulsieren nahm zu, zog machtvoller an ihm. Unter ihm ging der Boden in Fels über, ineinander verkantete Steinbrocken, dazwischen Lücken, die Tiere als Unterschlupf nutzen mochten.
    Und aus einer dieser Öffnungen drang … Musik?
    Es bedurfte einiger Fantasie, in diesen Klängen, die sich anhörten wie eine Verquickung dunkler Vokallaute, Musik oder gar eine richtige Melodie zu erkennen. Und Daniel hätte nicht sagen können, ob seine Fantasie reichte. In jedem Fall aber erlag er der lockenden Kraft, die auch diesen dumpfen Tonfolgen innewohnte, und schon zwängte er sich zwischen den Felsen hindurch, hinein in die dahinter lauernde Schwärze, die allerdings nicht lange währte.
    Vor ihm schimmerte es hell, bald reichte das Licht, ihn erkennen zu lassen, dass er sich in einem kurzen, abwärtsführenden Schacht befand, an dessen Wand leicht nach unten zu klettern war, und dann stand er auf unebenem Boden und unter vielfach gewölbter Felsendecke in einer Höhle – in der er nicht allein war.
    Kerzenlicht erhellte die Kaverne, die sich im Inneren des Big Rock befand, vielleicht die Weitung einer Bruchstelle, die beim Einschlag entstanden war. Zwanzig oder dreißig schmutzig weiße Wachsstumpen standen da, die offenbar immer wieder erneuert wurden, denn sie erhoben sich auf regelrechten Wachsbergen, die hüfthoch waren; sie konnten nur im Laufe vieler Jahre entstanden sein.
    Und mittendrin stand mit nacktem, etwas schwabbeligem Oberkörper ein Junge.
    »Eddie?«, staunte Daniel.
    Der andere Junge drehte sich nicht um, Daniel sah ihn nur schräg von hinten, aber die charakteristische Stoppelfrisur, das konnte nur Eddie Wyatt sein, der sich viel mit Megan Baxter herumtrieb, wie Daniel wusste; und auch mit Matthew Reilly war er oft zu sehen gewesen.
    »Eddie, was tust du hier? Was soll das alles?«
    Daniel musste rufen, so laut war die unheimliche Musik hier unten, die er nun, aus der Nähe, außerdem eher als Gesang bezeichnet hätte, zumal kein Instrument zu sehen war, auf dem Eddie Wyatt sie hätte spielen können, dieses endlose, tiefe aouooauoaaauuooaaauoaau …
    Dennoch bewegte sich Eddie irgendwie im Rhythmus dieser Tonfolge, als winde sie sich auf irgendeine seltsame, vielleicht sogar schmerzhafte Weise aus ihm heraus. Aber kein menschlicher Mund, keine menschliche Stimme konnten solche Laute hervorbringen, dessen war Daniel sich gewiss.
    Und er hatte recht.
    Es waren kein menschlicher Mund, keine menschliche Stimme, die sie hervorbrachten. Das erkannte er im flackernden Kerzenschein, als Eddie sich zu ihm umdrehte.
    Oauooauuaaaoouaouu …
    Eddie nickte ihm zu. »Daniel, du also auch?«
    Uaauouuaaouuooauu …
    Die grässlichen Laute drangen aus einem anderen Mund. Aus Eddies anderem Mund. Aus dem braunlippigen, fischartigen Maul, das sich mitten in Eddies Brust geöffnet hatte und mit grauer, warziger Stummelzunge dieses ewige Aoouuuaaouuoaaaoua hervorpresste.
*
    So wie Megan heute konnte Callie damals ausgesehen haben. Die junge Callie, Calliope, die Sean verloren hatte, ohne zu wissen, wie. Deren Verschwinden man ihm zur Last gelegt hatte. Eine Last, die Sean Walsh seither nicht nur nie wieder losgeworden war, sondern auf die auch noch jedes Mal etwas draufgepackt wurde, wenn in Big Rock Falls neue Schuld zu vergeben war. Zum Beispiel, wenn Kinder verschwanden und grausam ermordet wurden …
    Ob Megan davon wusste? Eric musste lächeln. Natürlich wusste sie davon. Das war schließlich Big Rock Falls. Hier wusste jeder alles – und noch ein bisschen mehr.
    Sein Lächeln verging allerdings, als er wieder an Sean dachte. Eric konnte sich in ihn hineinversetzen, mit ihm fühlen. Schließlich hatte er viele Jahre lang kaum etwas anderes zu tun gehabt, als über das Leben und Los anderer nachzudenken – weil sein eigenes praktisch stillgestanden hatte. Ein Gefühl, das, wie ihm in diesem Augenblick bewusst wurde, inzwischen nicht nur vergangen war, es war ein anderes an seine Stelle getreten – das Gefühl von Bewegung, eines Voranschreitens, das schon spürbar war, von dem er jedoch noch nicht recht wusste, wo es ihn hinführen würde. Aber es war … Er überlegte. Eigentlich müsste ihm diese Ungewissheit Angst machen. Nur tat sie das nicht. Er fand sie vielmehr … spannend.
    »Du
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