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Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Titel: Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)
Autoren: Timothy Stahl
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jemand mit langsamen Schritten dicht hinter dem Rand der Lichtung entlang, gerade so weit in Nebel und Schwärze zurückgezogen, dass er nicht auszumachen war. Das konnte natürlich Sean sein. Aber …
    … Aber wenn er es war, würde sie ihm verdammt noch mal die Hölle heißmachen!
    Und trotzdem hoffte sie, dass er es war. Er und kein anderer. Niemand, der …
    »Callie?«
    »Sean!«
    »Scheiße, ich glaub, ich hab mich verirrt!«, hörte sie ihn im Nebel rufen, dumpf und wie von überall her.
    »Wo bist du? Warum bist du überhaupt da draußen?«
    »Ich hab was gehört. Da wollte ich nachgucken und …«
    »Und da hast du mich allein gelassen?«
    »Ich wollte doch gleich wieder umkehren!« Sean hielt kurz inne, und als er weitersprach, klang er etwas ruhiger. »Okay, Callie, bleib, wo du bist, und rede mit mir. Ich versuch mich an deiner Stimme zu orientieren.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Irgendwas.«
    »Irgendwas, irgendwas.« Sie drehte sich im Kreis. Der Nebel gaukelte im Dunkeln zwischen den Bäumen Bewegung vor, wo keine war – und vielleicht verhüllte er andererseits, wo sich wirklich etwas bewegte.
    »Was hast du denn gehört?«, fragte Callie, vor allem, um irgendetwas zu sagen, damit er ihre Stimme hören konnte.
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich war’s gar nichts, nur, na ja, ich hatte so ein komisches Gefühl …«
    »Ein komisches Gefühl?«
    »Als wär da jemand. Ein Spanner oder so, was weiß ich.«
    Callie schauderte. Was, wenn da wirklich einer war? Jemand, der sich jetzt ganz still verhielt, während sie und Sean miteinander redeten, und sich an sie oder ihn heranschlich?
    »Callie? Sag was.«
    »Ich bin hier. Klingt meine Stimme schon lauter?«
    »Ja, ich glaub schon. Guck dich um. Kannst du mich vielleicht schon sehen?«
    Wieder drehte sie sich um die eigene Achse – und erstarrte. Da!
    Da war etwas. Eine dunkle Gestalt, die Arme etwas abgespreizt. Allerdings stand sie völlig reglos dort drüben am Rand der Lichtung, die Beine bis zu den Knien im Nebel versunken.
    »Bist du das, Sean? Beweg dich mal.«
    »Ich beweg mich.«
    Die Gestalt am Waldrand bewegte sich nicht. Schien nur zu Callie zu starren.
    »Da steht einer, Sean, ich …« Sie brach ab. Ging zwei, drei Schritte auf die statuenhafte Gestalt zu – und erschrak dann, so groß und mächtig war der Stein, der ihr plötzlich vom Herzen fiel.
    »Wer steht da, Callie? Sag schon!«
    Da stand niemand. Kein Mensch.
    »Mensch, Callie, da ist irgendwas …«
    Nur ein alter, mannshoher schwarzer Stumpf mit zwei hängenden Ästen, die Überreste eines Baumes, in den irgendwann der Blitz eingeschlagen war.
    »Nichts, ist schon gut. Ich hab mich geirrt«, sagte Callie.
    Jenseits der Lichtung knackte und knarrte es, aber sonst herrschte Schweigen.
    »Sean, hörst du mich?«
    Nichts. Verdammt, wollte er sie jetzt verschaukeln? Ihr Angst machen, dieser Idiot?
    »Das ist nicht lustig, Sean!« Ihre Stimme klang sogar fast so energisch, wie sie es beabsichtigt hatte. »Komm bloß her, sonst war’s das mit uns. Oder willst du das?«
    Offenbar wollte er das nicht. Denn er kam heraus. Wenn es denn Sean war. Allerdings kam er nicht aus der Richtung, aus der Callie das Knacken zuletzt gehört zu haben glaubte. Es näherte sich ihr jemand von hinten. Von dort erklang das nächste brechende Geräusch, und es war schon ganz nah.
    Sie fuhr hastig herum – und drehte sich damit noch hinein in den Hieb, der aus Nacht und Nebel heraus auf sie zuraste. Und schon wurde es so schnell vollkommen schwarz um sie, dass sie nichts und niemanden mehr erkennen konnte.

1
Jetzt
    Orcas Island, Washington State, USA
Haven House, Sanatorium für Traumapatienten
    »Gleich hab ich dich, gleich hab ich dich«, hörte Eric die raue Stimme des Mörders über sich.
    Eric schwitzte in der Gewitterschwüle der Nacht, die sich genau wie der Mörder durch die offene Verandatür ins Ferienhaus gestohlen hatte. Er lag rücklings da wie unter einer erstickenden schwarzen Wolkendecke, die das Gesicht seines Peinigers verbarg. Nur das Messer sah Eric – die Schneide, die über seinen blassen, schweißglänzenden Bauch fuhr, durch Haut und Fleisch pflügte, bis der Schnitt so groß und tief war, dass der Mörder mit der Hand bequem hineinfassen konnte.
    Und das tat er auch.
    Heute wusste Eric nicht einmal mehr, ob er damals geschrien hatte. Wahrscheinlich nicht. Schließlich war sein ganzer Körper wie gelähmt gewesen – nicht vor Schmerz, sondern vor schierem Entsetzen über
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