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Horror Factory 13 - Epitaph

Horror Factory 13 - Epitaph

Titel: Horror Factory 13 - Epitaph
Autoren: Michael Marrak
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Transmitter wie der Epitaph? Falls dem so wäre, wer oder was steuerte dann das Numen?
    Yavoni behauptete, lange vor meinem Erscheinen auf dem Rhodeta von mir geträumt zu haben. Meine eigenen Träume hingegen waren erfüllt gewesen von der Anwesenheit des Numen , seinen Klauen und Fängen, seinen schillernden Augenpaaren und seinem massigen Leib, den zehn klauenbewehrte Beine vorwärtsschleppten. Konnte Yavonis Bewusstsein in den Körper des Numen dringen? War es vielleicht doch sie , die mich wachsam und fordernd behütete, bis ich gänzlich in ihre »Harmonie« fand? Und was verbarg sich wirklich hinter diesem Euphemismus?
    Ich musste eine Entscheidung treffen, bevor ich Sein und Schein nicht mehr voneinander unterscheiden konnte. Aber was spielte das überhaupt noch für eine Rolle? Sowohl hier als auch in der vermeintlichen Realität gehörte ich längst einer höheren Macht.
    Ich beugte mich über Yavoni, um sie zu küssen. Sie schloss die Augen und öffnete ihren Mund in der Erwartung meiner Lippen …
*
    Der letzte Blitz wurde begleitet von einem stechenden Schmerz, der sich zu einem wahren Inferno in meinem Kopf steigerte. Ich wollte mir die Hände gegen die Schläfen pressen, doch die Schellen um meine Gelenke ließen es nicht zu. Als ich versuchte die Augen zu öffnen, blieb das linke geschlossen, während dem rechten von Tränen die Sicht geraubt wurde. Ich nahm meine Umgebung wahr wie durch einen schillernden Schleier. Verschwommene Lichter und Schatten bewegten sich über mir. Ich hörte eine verzerrte Stimme. Sie klang, als käme sie von einem leiernden, zu langsam abgespielten Tonband.
    Ich begann mich in meinen Fesseln zu winden, was die Kopfschmerzen nur intensiver werden ließ. Erneut erklang diese unsäglich tiefe Stimme. Ich spürte einen stechenden Schmerz in der rechten Armbeuge, gleich darauf einen zweiten in der linken. Kalte Flüssigkeit strömte in meine Venen. Mein wildes Gebaren wandelte sich zu einem trägen Krümmen, die bis zum Zerreißen gespannten Muskeln verloren ihre Kraft.
    Erschöpft blinzelte ich in Naumanns schweißglänzendes Gesicht – und empor zu ihr . Mit erhobenen Fangklauen kauerte sie auf der Kuppel des Epitaphs wie ein Henker vor dem Streich. Im ersten Moment glaubte ich, das Numen hätte sich mit Naumann verbündet und ihm letztlich zum Triumph verholfen – bis das Gesicht seiner Assistentin neben ihm auftauchte. Sie schritt so dicht an einem der Numen -Beine vorbei, dass einige ihrer Haarsträhnen elektrostatisch von der Gliedmaße angezogen wurden. Naumanns Assistentin nahm es nicht wahr. Ich sah in ihrem Blick, dass ihr nicht im Geringsten bewusst war, welche Monstrosität über ihr lauerte. Wie Naumann war auch sie außerstande, das Numen zu sehen oder zu fühlen.
    Die Asiatin hielt einen Injektor in der Hand, dessen Ampulle zur Hälfte mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt war, vermutlich ein Sedativum oder Muskelrelaxans. Der fehlende Rest der Substanz zirkulierte höchstwahrscheinlich in meinem Blutkreislauf.
    »Kennst du die Bedeutung deines Namens?«, begrüßte mich Naumann. »Er stammt aus dem Aramäischen. Wörtlich übersetzt lautet er: ›Gott sei dein Richter‹. Ironie des Schicksals, findest du nicht?«
    »Macht es Ihnen Spaß, Lebende zu den Toten zu schicken und Tote wiederzuerwecken?«, flüsterte ich.
    »Das hier ist kein Romolov-Experiment, Daniel. Du scheidest im Epitaph aus dem Leben und kehrst früher oder später auf Knopfdruck ins Leben zurück, ohne Hokuspokus.«
    »Was ist mit meinem Auge passiert?«
    »Nichts, das nicht heilen würde.«
    »Was ist passiert?«
    »Der Biss ist bedrohlich angeschwollen. Ich lasse einen Toxikologen aus Phnom Penh einfliegen. Er wird in ein paar Stunden hier sein und sollte das Problem in den Griff kriegen. Ich halte es zwar immer noch für eine allergische Reaktion, aber es könnte sich auch um eine bakterielle Infektion handeln. Bei einigen Insektenbissen beginnt die toxische Wirkung erst nach Tagen, dann können die Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden. Im schlimmsten Fall setzt eine Nekrose ein. Ich werde nicht das Risiko eingehen, dich an den Wundbrand oder eine Sepsis zu verlieren.« Er beugte sich heran. »Was in aller Welt war dort drüben los? Dein Neuronenfeuer war unglaublich. Sämtliche Messgeräte haben verrückt gespielt. Mal warst du hier, mal – nun, wo auch immer. Ich hatte größte Mühe, dich zurückzuholen.«
    »Warum haben Sie es nicht einfach gelassen?«
    »Weil ich nicht auf
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