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Horror Factory 13 - Epitaph

Horror Factory 13 - Epitaph

Titel: Horror Factory 13 - Epitaph
Autoren: Michael Marrak
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einzigen zentralen Punkt, den unsere Arme und Beine zusammenhielten, um zur Erfüllung zu kommen. Es war für uns beide unbeschreiblich und eigenartig, sodass wir nicht ruhten, ehe es nicht zweimal, gar dreimal passiert war. Danach blieben wir atemlos liegen, eng umschlungen, zitternd, glücklich. Während unser Traumschweiß trocknete, machte ich mir ernsthaft Gedanken darüber, ob ich soeben mit einem Alien oder einer Nachfahrin der Dinosaurier geschlafen hatte. Ich war Teil eines Rhodetas und hatte mich mit einem Adema vereint. Blieb nur zu hoffen, dass ich nicht noch auf dem Numen Rodeo reiten musste, um die von Naumann ersehnte Standleitung zu »Gottes Seelen-Server« zu etablieren.
*
    »Alles ist so erschreckend real«, sagte ich nach einer langen Phase gegenseitigen Schweigens. »Und seltsam, das Numen nicht in unserer Nähe zu sehen.«
    »Es sieht uns« , antwortete Yavoni. »Es träumt uns.«
    Ich blickte hinauf in die Wolken. »Ist dieser Versorger ein Lebewesen? Eine Wesenheit?«
    »Was soll es denn sonst sein?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ein Roboter.«
    »Ro-Bo-Ter?« , wiederholte Yavoni verständnislos. Mit Maschinen schien sie nicht viel anfangen zu können. Möglicherweise war ihr nicht einmal das Funktionsprinzip mechanischer Uhren geläufig. Wobei ich seit meiner schmerzvollen Begegnung mit dem Numen bezweifelte, dass tatsächlich ein Uhrwerk die Zeiger des Rhodetas antrieb.
    »Was ist das für ein Ort?«, wechselte ich das Thema.
    »Er hat keinen Namen. Das Numen hat ihn einzig für uns geschaffen. Du kannst ihn nennen, wie es dir gefällt.« Sie hob den Kopf und stützte ihr Kinn auf meiner Brust ab. »Ich hatte mir den Tod einst anders vorgestellt; dunkel, kalt, einsam und endgültig. Die Religion auf Azium lehrt, nach dem Tod gelänge man entweder an einen Ort der grenzenlosen Erfüllung oder der ewigen Leere.«
    »Azium?«
    »Meine Heimat. Wie nennt ihr eure?«
    »Erde.«
    Yavoni verzog die Mundwinkel. »Fiel euch kein schönerer Name ein?«
    Ich spielte mit ihren kurzen Haarsträhnen. »Wir haben für sie Namen in über eintausend Sprachen. Vielleicht sogar in weitaus mehr, ich weiß es nicht.«
    »Eintausend Sprachen?«, wiederholte Yavoni entgeistert. Ihre Augen waren tiefe grüne Teiche, in denen sich mein Konterfei spiegelte. »Ihr sprecht eintausend Sprachen auf einer Welt?«
    »Ja. Fast jedes Volk besitzt seine eigene Sprache.«
    Yavonis Gesichtsausdruck pendelte zwischen Fassungslosigkeit und Zweifel. Womöglich glaubte sie, ich triebe meinen Spott mit ihr. »Eintausend Völker?« Sie schüttelte den Kopf. »Auf deiner Welt muss ein großes Durcheinander herrschen.«
    Ich ließ eine Hand über ihren Rücken gleiten. »Irgendwann wird man mich in dieses Chaos zurückholen.«
    Ihr Körper spannte sich leicht. »Wann?«
    »Das kann ich nicht sagen. Hier verläuft die Zeit wesentlich schneller. Bald jedenfalls …«
    Yavoni hüllte sich lange in Schweigen. »Was willst du denn noch in deiner Welt?«, flüsterte sie schließlich. »Du sagtest, man sperre dich dort in eine Zelle. Was ist diese gegenüber der Freiheit, die uns die Numen gewähren? Sieh uns an. Hier ist Zeit ohne Bedeutung. Von der Ewigkeit, die der Tod währt, gehört die Hälfte uns.«
    »Ich soll mich umbringen, um eine halbe Ewigkeit lang auf einer einsamen Mauerkrone Siesta zu feiern und die andere Hälfte als Uhrzeiger meine Runden zu drehen?«
    »Nein!« Yavonis Erschrecken wirkte nicht gespielt. »Du darfst den Tod niemals begehren, sonst wirst du unter der Macht des Rhodetas nicht mehr sein als ein weiteres Bündel Gebeine unter Knochen. Die Säulen bestehen nicht aus den Gebeinen vergangener Ademas , Dane’el. Es sind die Knochen der Kan Donor .« Sie überlegte einen Augenblick, dann sagte sie: »Der Todessehner.«
    Sie zog mich mit allen vier Armen an sich, als könnte sie damit verhindern, dass Naumann mich in die Realität zurückriss.
    Die Realität …
    Welche Welt war eigentlich die meine? In menschlichen Maßstäben gemessen war die Erinnerung an das Institut fast ebenso alt wie die an Naumanns Naraya- Dimension. Meine beiden Leben in diesen Sphären hatten eben erst begonnen – und in beiden Welten schwebte das Numen als dunkler Schatten über mir. Wie viele Gemeinsamkeiten gab es zwischen ihm und Yavoni? War eines wie das andere? Versteckte es sich womöglich nur in ihrem Körper? Oder war dieses Ungeheuer, das Menschen innerhalb von Sekunden in Stücke reißen konnte, womöglich ebenfalls nur ein
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