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Horror Factory 13 - Epitaph

Horror Factory 13 - Epitaph

Titel: Horror Factory 13 - Epitaph
Autoren: Michael Marrak
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Finsternis gefischte Seele?
    »Ich bin nur ein Werkzeug«, erklärte ich, als sie erneut mit geschlossenen Augen heranschwebte. »Das Bauernopfer eines Experiments, das viel zu weit gegangen ist …«
    Yavoni erwiderte nichts, öffnete aber zumindest wieder die Augen. Ich sprach von mir und meiner Zeit als Patient des Instituts, sofern ich mich an mein Leben erinnerte, berichtete von Naumann und seinen machiavellistischen Weltverbesserungsfantasien – und von ihr , die mich seit unserem ersten Kontakt raubgierig begleitete.
    Yavoni hörte schweigend zu, doch ihr Blick blieb ausdruckslos. Hin und wieder nickte sie oder schüttelte den Kopf, traurig, wütend oder angewidert, je nachdem was ich erzählte. Die Welt, die ich ihr schilderte, schien ihr fremd zu sein, die Beweggründe der Menschen, die sie bevölkerten, weniger.
    »Offenbar betrachtet das Numen dich inzwischen als Bestandteil seiner Harmonie«, sagte sie schließlich. »Womöglich glaubt es, du seist eine Opfergabe deiner Welt. Eines solltest du und jener, der dich in dieses Kontinuum schickt, wissen: Numen stigmatisieren ihr Eigentum. Haben sie sich einmal für einen Adema entschieden, kann nichts und niemand sie davon abhalten, ihn zu einer Komponente ihrer Harmonie zu machen und in ihr Rhodeta zu integrieren.«
    Ich musste an den Biss der Fötusspinne denken. Wie gerne hätte ich eine Hand gehoben und mich an der Schläfe gekratzt.
    »Möglicherweise trage ich ihr Stigma bereits …«, überlegte ich laut.
    Yavonis Blick schwankte zwischen verunsicherter Verärgerung und scheuer Hoffnung. »Mach dich bitte nicht über mich lustig, Dane’el.« Ihre Stimme war leise und ungewöhnlich ernst.
    Lag es nur am Schattenspiel und der Art und Weise, wie das Numen seine Kieferklauen angelegt hatte, oder verzog sein Maul sich zu einem Lächeln?
    »Es gibt eine Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden«, sagte die Sekundenfrau. »Wir können gemeinsam …«
    »Was?«
    »Schließ deine Augen!«, rief sie vom gegenüberliegenden Ende des Zifferblattes herüber.
    »Wieso?«
    »Falls du sein Mal trägst,wird das Numen unser Bewusstsein aus dem Rhodeta lösen – sofern du dies wünschst.«
    Ich tat, wie sie mir geheißen hatte, und wartete gespannt darauf, was geschehen würde. Im Geiste zählte ich die Sekunden, bis Yavoni mich wieder überrunden musste. Ich hörte ihr sich näherndes Atmen, spürte ihren Körper, ihre Zungenspitze auf meinen Lippen – und hatte plötzlich das Gefühl, in die Tiefe zu stürzen. Entsetzt wollte ich aufschreien, aber noch bevor ich Luft geholt hatte, sank ich auf federweichen Grund.
    Verwundert öffnete ich die Augen, überrascht, mein Gewicht wieder zu spüren. Ich lag auf dem Rücken, blickte in einen türkisfarbenen Himmel mit weißen Wolken und genoss den warmen Wind, der mich umwehte. In der Ferne erklang das Donnern und Tosen einer Meeresbrandung. Zuerst war ich irritiert und verwirrt, dann richtete ich mich auf. Ich saß in einem weichen Nest, das eine große, runde Mulde im Gestein ausfüllte. Es besaß einen Durchmesser von annähernd vier Metern, eine Tiefe von eineinhalb Metern und lag auf einer gewaltigen, hoch aufragenden Mauer. Die Verblüffung ließ mich erschauern: Es war die Kulisse meines Traumes!
    In einem Anflug von Panik sah ich mich um, entspannte mich jedoch rasch wieder: Nirgendwo kauerte eine Monsterspinne mit Fötus-Abdomen, und auch die über das Gestein kriechenden Flechten und Moose existierten nicht.
    Staunend erhob ich mich. In einiger Entfernung befand sich ein weiteres Nest, und aus ihm wuchs ein seltsames Wesen mit bordeauxroter Haut empor, das mich ebenso verblüfft ansah wie ich es. Ich war sicher, dass es sich bei dem Geschöpf um Yavoni handelte, doch sie war keinesfalls ein Mensch – und langsam begann ich zu begreifen, warum die Namen ihrer Heimatorte in meinen Ohren so fremdartig geklungen hatten.
    Wie zuvor in der Naraya- Sphäre waren wir beide unbekleidet. Zumindest glaubte ich, dass mein Gegenüber nackt war. Diese seltsame bordeauxrote Haut hätte ebenso gut ein Overall sein können. Yavonis Kopf war schmal und haarlos. Ihren Torso zierten vier kleine halbmondförmige Brüste. Das Absonderlichste an ihr war jedoch, dass sie ebenso vier Arme besaß; zwei an jeder Seite, einen oberen kürzeren und einen unteren längeren. Ihrem verzerrten Adema- Körper mit seinen Henkelarmen war nicht anzusehen gewesen, ob Letztere von einem einzigen Arm oder einem Paar eng aneinanderliegender Gliedmaßen
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